Das Hamsterrad

Im Prinzip hab ich mit Hamstern oder anderen kleinen, putzigen Nagetieren herzlich wenig an der gestrickten Mütze: ich hatte selber als Kind nie derartige vierbeinige Familienmitglieder – auch bei uns nun gibt es seit jeher Katzen und keine Stalltiere und ich glaube, ich habe sogar noch nie ein Meerschweinchen oder ähnliches näher als zwei Meter vor meiner Nase gehabt.

Dennoch fühle ich mich mit den kleinen Nagern im Moment stark verbunden – oder zumindest einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen. Damit die kleinen Wesen auch Auslauf haben und in ihrer kleinen Stäbe-Welt nicht durchdrehen, gibt man ihnen ja oft so ein nettes Hamsterrad mit in ihr Zuhause.

Und da gehen sie dann rein und rennen, rennen und rennen, flitzen und laufen, joggen und beeilen sich – und kommen nicht vom Fleck.

Mittlerweile denke ich, dass man mich auch Uta Hamster nennen könnte: als ich noch auf Juist war, hab ich mein inneres Rad auch zum Glühen gebracht – sicherlich war mein Gehetze nicht komplett sinnbefreit, aber das ist eine Tat ja irgendwie nie. Irgendetwas steckt immer dahinter.

Jetzt – in meiner momentanen Situation – ist es allerdings so, dass ich aus dem Käfig raus bin – selbst das Hamsterrad hat man mir weggenommen. Aber anstatt es sich jetzt mal für ne Weile im Heu gemütlich zu machen oder die Freiheit auszukosten und die neue Welt zu erkunden, renne ich auf der gleichen Stelle einfach weiter.

Worin dabei jetzt allerdings der Sinn besteht, das kann ich beim besten Willen nicht erkennen…

Kann es allerdings zur Zeit auch noch nicht ändern. Vielleicht brauche ich einfach einen längeren Bremsweg.

Gebt Eurem Hamsterrad mal einen kräftigen Tritt – das dreht sich bestimmt auch von ganz alleine… und dann macht Euch einen schönen Tag!

21 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Ohhh, wer für dieses Problem eine praktikable Lösung hat, der bekommt von mir mindestens einen Goldhamster geschenkt! Versprochen ! Jeden Tag nehme ich mir von Neuem vor, den Tag in meiner ruhigen Mitte zu verbringen und das gesamte Tagwerk in gelassener Ruhe zu vollbringen….. eine Weile funktioniert das auch, aber dann SCHWUPPS dreht sich das Rad wieder so schnell, dass es mir oft ganz schwindelig wird.

    • Liebe Lydia,
      ich fürchte, dafür gibt es keine Patentlösung und Du musst Deinen Goldhamster behalten.
      Denn das eigene Hamsterrad ist ja auch jahrelang bei einem gewesen – da bedarf es wohl mehr Übung, Ausdauer und Geduld als nur mal vornehmen, zumindest spüre ich das selber so bei mir.

  2. Vom Duracellhasen zur Chill-Uta, dass geht nun mal nicht im Handumdrehen. Das will gelernt „und auch akzeptiert“ sein.

    Liebe Uta, nach dem sich das Füllhorn an Lebensumständen über dir, gefühlt vollständig, entleert hat, heißt es nun – was mach ich nun und vor allem wie. Dazu die körperliche Einschränkung, die alte Strickmuster des „Abarbeitens“ nicht zulässt.

    Ich kenne leider auch kein Patentrezept, kenne auch keinen der eines kennt. Was ich allerdings für mich festgestellt habe, dass ein Festhalten an der eigenen Unruhe, am nicht nachlassen wollenden Trieb etwas bewerkstelligen zu wollen, dabei die eigene Unzufriedenheit so heftig ist, die innere Ausgeglichenheit unterdrückt, dass ich mich teils selbst nicht mehr leiden mochte.
    So weit lasse ich es heute nicht mehr kommen. Ich nehme den Moment, schaue was ich zu leisten imstande bin, und das geh ich an. Danach gibt´s dann eventuell ein Käffchen, oder einen Friesentee mit Kluntje und Sahne, Kopfhörer auf, Musik zum runterfahren. Beim Runterfahren wird die „innere Festplatte“ gesäubert, Datenmüll entsorgt und das Betriebssystem für den nächsten Neustart vorbereitet. Wenn´s keine Musik sein soll, vielleicht ein Hörbuch – da kann man auch so schön die Augen schließen.

    Was ich nur sagen möchte. Du kannst nix über´s Knie brechen, auch das ruhig angehen gelingt nicht sofort. Sich darüber aber noch aufregen, sich ärgern das man nicht mal „die sogenannten 5 Minuten still sitzen“ kann, dass macht unsere Laune nicht besser. Im Gegenteil frustiert es uns, das wir es nicht mal auf Kette kriegen ein paar Gänge runter zu schalten wenn wir das wollen. Du gehörst zu der Gattung Duracell, die einfach nicht fassen können, dass der Akku tatsächlich mal auf Minimum ausgelutscht wurde. Die Erkenntnis und was dann zu tun ist, stellen eine erneute Herausforderung an dich, wieder mal.

    Müsste ich ein Rat geben, dann den – mach was der Kopf sagt, die Seele braucht, den Körper schont und das Herz warm werden lässt – auf die Mischung kommt es an. Du wirst es merken, wann und wenn es dir gut tut oder eben nicht. Etwas zu erzwingen macht mMn keinen wirklichen Sinn.

    Ich wünsch dir ruhiger werden zu können, damit du in Zukunft auch wieder mit voller Duracellpower unruhig werden kannst.

    • Lieber Frank,
      da triffst Du mit Deinem Kommentar ziemlich rein ins Schwarze. Genau so geht es gerade bei mir ab und das „mich nicht mehr leiden können“ hat auch bereits fortschrittlich begonnen… Aber ich wäre auch nicht ich, wenn ich nicht dennoch nach einer Lösung suchen würde… Und es gelingt zumindest ansatzweise ab und zu.
      Hab vielen Dank für Deine wieder mal sehr klugen Gedanken

  3. Danke Frank ! Hab mir gleich eine Scheibe von Deinem Ratschlag-Kuchen abgeschnitten. Heut früh vor lauter “Kopf voll to-do’s” Sporttasche vergessen – also nach der Arbeit im Superstau quer durch München nach Hause – Ruhe bewahren, – nicht auf die Uhr schauen, – wenn’s nicht klappt, dann ist es eben so, – Chopin-CD eingelegt, – entspannen tut es mich nicht, aber verkehrt kann’s auch nicht sein, – tief atmen nicht vergessen, – wieder in der entgegengesetzten Richtung zurück durch die Stadt – ach Frank, ich denke an Deine Worte aber bin trotzdem am Zappeln, – gerade endlich am Tanzstudio angekommen, – noch schnell dieses Danke an Dich 🙂 – jetzt rein in die Umkleidekabine, Ufff! – verrücktes, schönes, schnelles Leben!

    • Uff… klingt nach Mörder-Stress…. vielleicht wäre es fast besser gewesen, die Sporttasche eben zuhause zu lassen und es als Zeichen zu nehmen: statt des Tanzens diesmal eben einen Kaffee trinken gehen oder ne Runde shoppen oder so… 😀

  4. Liebe Uta,

    hab grade auch was viel am Kopf 😏, auf der Arbeit gehts drunter uns drüber, Zuhause gefühlte Millionen liegengebliebene Dinge erledigen.
    Beim Ehrenamt steht ein größeres Event ins Haus und ich muss noch einiges dazu beitragen 🤔. Familiär gehts meinem Bruder Gott sei dank wieder besser (er lag mit einer schmerzhaften Darmlähmung einige Tage im Krankenhaus).

    Aber die kleinen Auszeiten dazwischen zählen, „meine“ Zeit sage ich immer 😊.
    Ich genieße das abentliche „zuhören“ meines Mannes und meine Entspannungszeit im autogenen Training.
    Ich kann mittlerweile ganz gut einfach da sitzen und an nichts denken, schöne Musik hören oder ne riesen Runde mit dem Rad drehen.
    Vieles muss man geduldig lernen und ich wünsche dir, dass es dir bald auch wieder gut geht, auf deine ganz eigene Art.

    Liebste Grüße

    • Da wünsche ich Dir, dass Dir alles leicht von der Hand fällt, Du Dir Deine Auszeiten wirklich nehmen und genießen kannst und dass es Dir und Deinen Lieben gesundheitlich wieder richtig gut geht!

  5. Liebe Bärbel, gottseidank geht es Deinem Bruder wieder besser!!! Du hattest von ihm erzählt. Ich freue mich.

  6. Hallo Ihr Lieben,

    mein Körper hat mir eine Halsentzündung geschickt (wollte grade schreiben „geschenkt“ ;-)) mit Gliederschmerzen und Schlappheit – und mein Arzt hat mir das nötige „Papier“ geschrieben, so dass ich mich diese Woche erholen darf. Habe dann heute auf dem Balkon in der Sonne gelegen und gedöst… und als es kühler wurde, direkt ins Bett, um zu lesen… ja, so etwas brauche ich ab und zu.

    Ich wünsche uns allen eine schöne und sonnige Woche,
    Inge

    • Liebe Inge,
      vielleicht war „geschenkt“ da auch das richtige Wort! 🙂 Sicherlich ist ne Halsentzündung doof und Schmerzen braucht echt kein Mensch. Aber Du nimmst es an und machst das Beste draus: SEHR GUT!!!! Genieße diese Inge-Zeit im Ruhemodus und ich wünsch Dir gute Besserung!

  7. Nein ein Patentrezept gibt es nicht – aber immer wieder bewusst machen und Auszeiten gezielt planen und auch einhalten. Das hilft mir!
    Diese Woche ist beruflich und privat reichlich voll. Darum habe ich mir ganz bewusst den heutigen Tag zum Wellnesstag erklärt: Nach der Arbeit Stück Kuchen gekauft, mit Tasse Kaffee aufs Sofa, anschließend in die Badewanne und dort gelesen bis ich schrumpelig war 😀 Gleich geh ich ins Bett und lese noch ein wenig, dann bin ich morgen wieder fit 😉
    Ja, es ist ein Lernfeld und frau muss echt dran bleiben immer wieder ….

    Liebe Uta, mein Bremsweg war auch ziemlich lang – und nachbremsen muss ich auch noch oft.

    Alles Liebe für dich!
    Herzlichst Annegret

    • Liebe Annegret,
      das klingt großartig, Dein Annegret-Tag!!!! Das machst Du absolut richtig und ich kann Dir zu diesem Entschluss nur beglückwünschen!

  8. Ich war bisher nur Mitleserin und schreib jetzt auch mal 😊. Mir wurde heute Nacht auf der Toilette ein Hexenschuss geschickt 😀. Nach der Spritze beim Arzt ab ins Bett und schon ging es los, was man eigentlich mit der unfreiwilligen freien Zeit alles anfangen könnte. Ich wünsche hier einigen Bloggerinnen , dir liebe Uta und mir 😊 dass wir ohne schlechtem Gewissen einen Gang zurück schalten. Ganz liebe Grüße Anke

    • Iiiih, ein Hexenschuss!!!! Das ist auch richtig fies – kenne ich aus Kinderzeiten, immer im Hals, fällt mir gerade ein: scheint also meine Schwachstelle zu sein.
      Versuche, diese Auszeit als solche zu genießen und ich wünsch Dir, dass es ganz bald aufhört, so böse weh zu tun!!!

  9. Ach herrje, ich kenne das: Die Liste mit Dingen, die ich machen „muss“, ist so schrecklich lang, dass ich mich gestresst fühle. Streiche ich aber Dinge von dieser Liste oder verschiebe sie auf einen späteren Zeitpunkt, habe ich ein schlechtes Gewissen. Egal, wie ich es mache, wirklich gut fühle ich mich dabei nicht. Und so wird das Hamsterrad zum Teufelskreis.
    „Du musst mehr chillen“, wurde mir auch schon oft gesagt. Jaaa, wenn das mal so einfach wäre…

  10. „Worin dabei jetzt allerdings der Sinn besteht, das kann ich beim besten Willen nicht erkennen…“

    Dauerbeschäftigung ist Ablenkung. Wovon? Vielleicht bestimmte Gefühle in Schach zu halten, sie nicht hochkommen zu lassen, um sie nicht spüren zu müssen.

    Dein Leben ist ja quasi von links nach rechts gekrempelt worden, und auch das deiner Kinder. Eine Vorstellung und Ideen von der Zukunft sind weggefegt. Das ist natürlich eine Chance, aber auch sehr traurig. Mir geht die ganze Zeit, die ich von dir lese, das Wort Trauerjahr durch den Kopf. Früher hieß das ja so. Frauen, die ihren Mann verloren hatten, mussten ein Jahr in schwarz rumlaufen. Kann man von halten, was man will. Aber dieser Zeitraum des einen Jahres, der ist wahrscheinlich nicht aus lauter Jux und Dollerei entstanden, sondern weil es so lange braucht, bis man etwas einigermaßen abgetrauert und verarbeitet hat. Vielleicht sollte man sich diesen Zeitraum zugestehen, bevor sich dann von ganz alleine eine realistische Vorstellung entwickeln kann, wie die Zukunft genau aussehen und sich anfühlen könnte.

    Ein Jahr hört sich nach Luxus an, aber es heißt ja nicht, dass man da immerzu traurig sein muss. Aber dem Gefühl einen Platz zu geben, das meine ich, könnte hilfreich sein. Es nimmt vielleicht ein bisschen Druck, jetzt möglichst schnell genau wissen zu müssen, wie es weitergeht. Ich glaube, die Seele will das so und meldet das auch an. Sie braucht Zeit, sich neu zu sortieren.

    Immer, wenn ich auf Juist war, habe ich deinen Blog gelesen. Es war für mich jedes Mal schön, ein bisschen was aus dem Innenleben mitzubekommen und beim Schlendern über die Insel drüber nachzudenken. Als ich jetzt gerade wieder dort war, lief ich bestimmt zwei Tage mit einem kleinen Schock durch die Gegend. Dein Weggang hat mich sehr getroffen, obwohl ich dich gar nicht kenne, oder eben nur aus dem so quitschlebendigen Blog.

    Alles Gute für Dich. Du machst das schon alles richtig.

    • Liebe Antje,
      hab Dank für Deinen tollen Kommentar und Deine guten Gedanken… über das Trauerjahr muss ich mal nachdenken, das hört sich spontan wirklich sehr lang an und fast übertreiben: wenn man es aber gedanklich einfach mal in die Relation zu den 16 Jahre Kampf setzt, ist es eher kurz…
      Dass ich mich mit dem nicht mehr vorhandenen Hamsterrad fast panisch vor der Trauerarbeit drücken möchte, ist ziemlich plausibel… und ich fühle mich quasi erwischt… 🙂

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.