Das Fundament

Es ist nun vier Wochen her, dass meine Mutter meinem Vater auf seinem Weg gefolgt ist. Vier Wochen ohne sie, das fühlt sich so wenig an angesichts der oftmals noch so großen Leere und so viel angesichts der starken Präsenz, die sie nach wie vor in meinem Leben hat.

Wenn man mich fragt, wie es mir geht, kann ich darauf gar nicht so richtig antworten. Es ist echt schwierig zu beschreiben – da fehlen selbst mir Wortesammlerin die passenden Begriffe. Da kann ich noch so sehr in meinen prall gefüllten Schubladen danach suchen.

Eigentlich ist ja alles wie immer, seit ich wieder zurück aus der Heimat bin: die Gegenstände in unserem Haus sehen aus wie vorher, wurden nur durch ein paar wenige Stücke aus meinem Elternhaus ergänzt. Ich fahre zur Arbeit, koche, wasche die Wäsche, gehe einkaufen, schreibe meinen Blog – vertrautes Dasein. Aber es fühlt sich halt ziemlich fremd an. Gefühlt fehlt quasi im Moment das Fundament.

Dabei ist dies natürlich schon längst da, wurde bereits weit vor meiner Geburt angelegt, immer weiter gebaut, gefestigt, manchmal gerissen und geflickt. Natürlich haben meine Eltern einen großen Anteil an der Entstehung. Aber vieles kommt eben auch nur aus mir heraus, ist mein alleiniges Werk – und ich habe es auch oft ganz bewusst anders gestaltet als sie, anderes habe ich übernommen, integriert und bereit gelegt, um es weiterzugeben.

Auch, wenn es sich manchmal so anfühlt – wir alle tragen dieses Fundament in uns. So werde auch ich mit der Zeit wieder buchstäblich festen Boden unter meinen seelischen Füßen spüren. Und meine Eltern haben mir dafür die beste Anleitung gegeben.

15 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta, ich denke bei deiner Mutter ging alles zu plötzlich. Meine Mutter ist nun inzwischen 6 Jahre tot. Es ging ihr ja das letzte ViertelJahr nicht nehr so toll und die letzten 2 Wochen habe ichbigr sehr oft den letzten Atemzug gewünscht. Hört sich nicht so gut an, aber wenn man Tag und Nacht daneben sitzt und man merkt, es geht nichts mehr und es wäre eine Erlösung, sieht man es etwas anders. Sie kriegtez.b. Bluttransfusionen und ihre Adern nahmen das Blut nichtnehr auf, ihre Arm waren schwarz, es tat mir so leid und solch einen Tod habe ich meiner Mutter nie gewünscht.

    Ich hab mich immer getröstet, dass sie sterben durfte mit ihren 93 Jahren. Sie fehlt mir sehr oft, aber auch heute tröste ich mich, dass es so besser war. Ob sie ubd ich diese ganze corona Sache psychisch überstanden hätten, ist die große Frage.

    • Liebe Ute,
      der plötzliche Tod meiner Mutter hat tatsächlich zwei Seiten – es ist zum einen der Schock, weil es sich so gar nicht angekündigt hatte – auf der anderen Seite ist ihr tatsächlich so ein Zustand wie Deiner Mutter erspart geblieben. Was Du beschreibst kenne ich aus dem Krankenhaus natürlich auch zur Genüge – und ich denke, ich kann nachfühlen, was das auch für die Angehörigen bedeutet. Und da der Tod ja nur eine Trennung auf körperlicher Ebene bedeutet, sind unsere Mutter so oder so sowieso immer bei uns!

  2. Liebe Uta,
    Das, was Du hier geschrieben hast, zeigt, dass Du auf ein gutes Fundament aufbauen kannst.
    Ja – manchmal scheint das zu schwanken, wackelig zu sein oder zeigt Risse auf. Doch Du hast sicher die Kraft, das auszugleichen. Mal besser, mal weniger gut. So ist halt das Leben.
    Und ja, Deines geht weiter. Mit Deiner Mama und Deinem Papa im Herzen 🫂

  3. Liebe Uta,
    Fundament, ja das ist das Wichtigste was unsere Eltern an uns weitergeben.
    Du hast das wieder sehr treffend beschrieben!
    Auch eine Ehe hat ein festes Fundament welches im Herzen bleibt, auch wenn es bröckelt, bzw. eine Hälfte nicht mehr da ist.
    Phillip ist nun die große Stütze für die übrig gebliebene Hälfte!
    Alles Liebe und viel Geduld
    wünscht Dir Deine Elli❤️

  4. Liebe Uta,
    ja das Fundament ist das Wichtigste was unsere Eltern uns mitgeben.
    Du hast das wieder sehr schön beschrieben!
    Auch eine Ehe trägt ein festes Fundament, was immer im Herzen bleibt.
    Wenn die eine Hälfte plötzlich wegbricht tut es weh, und lässt sich nicht wieder aufbauen. Aber man kann es stützen mit Hilfe lieber Menschen, Phillip ist nun diese Stütze und dafür bin ich sehr dankbar.
    Ich denke, dass Dein Fundament auch von Marcus und den Kindern gestützt wird.
    Alles Liebe Deine Elli🙏❤️

    • Das stimmt, liebe Elli – wir werden gestützt, so wie auch wir stützen. Ich bin sicher, Phillip weiß genau, was er für eine wunderbare Mutter hat und welches Fundament Du ihm ermöglicht hast!
      Und ja, auch Marcus und meine Kinder sind ein echter Fels!

  5. Liebe Uta, mir ist es damals ähnlich ergangen und so kann ich gut verstehen, was nun in Dir vorgeht.
    Wenn die Seele „den Boden unter den Füßen verliert“, braucht sie Zeit, um zu verstehen und zu heilen.
    Die Welt dreht sich weiter, man funktioniert auch, aber manchmal fühlt sich all das noch „unwirklich“ an.
    Du vermisst das feste Fundament und den geborgenen sicheren Hafen, den Deine Eltern für Dich waren.
    Gib‘ Dir geduldig Zeit für Deine Trauer und Du wirst sehen, dass dann auch immer öfter Dein Lächeln die Erinnerung an Deine geliebten Eltern begleitet.
    Fühl Dich fest gedrückt, Gabi :-))

  6. ….. und der Seelensonnenstrahl Deiner Eltern bleibt nicht nur in Deinem Herzen. Du gibst die Wärme und das liebevolle Verständnis Deiner Eltern weiter an Deine Kinder und an Deinen Mann. Wunderbar!

  7. Oh weh! Mein herzliches Beileid!! Ich glaube, das letzte Mal, habe ich dir noch zur schönen Anerkennung im Rathaus von Hamburg, gratuliert. Was für eine schnelle und traurige Wendung der Ereignisse….. Ich fühle mit dir! Liebe Grüße Sabine

    • Liebe Sabine – das Leben birgt all dies: Erfolg, Freude, Trauer, Fröhlichkeit, Freundschaft, Einsamkeit und so viel mehr. Über allem steht die Liebe. Und so können wir auch alles überschreiben.
      Vielen Dank für Dein Mitgefühl!

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