Das andere Weihnachten

Auf der Facebook-Seite hatte ich es ja schon kurz beschrieben: in meiner typischen Paddeligkeit hab ich am Donnerstag Abend ein echtes Meisterwerk vollbracht. Ich wollte mit einer ganz tollen Freundin essen gehen, steige aus dem Auto und werfe mit Schwung die Türe zu. Problem dabei: die Tür war richtig schön zu, aber ich hatte irgendwie meinen linken Daumen im Auto vergessen… sprich, der war komplett eingeklemmt. Ich hab die Türe natürlich so schnell es im ersten Schmerzschock ging wieder geöffnet, aber der Schaden war passiert.

Am nächsten Tag war der Daumen nicht nur unfassbar blau, sondern auch unglaublich dick. Ich hatte in der Nacht trotz Schmerztabletten nicht sonderlich gut geschlafen und dann doch ein wenig verunsichert, so dass mein Mann mich ins Krankenhaus gefahren hat. Nach 3 1/2 Stunden Notaufnahme stand fest: es ist wenigstens nichts gebrochen, aber natürlich ordentlich gequetscht. Die Unfallchirurgin war super nett und auch echt empathisch – hat mir aber dennoch nochmal schmerzmäßig den Rest gegeben, indem sie mir zweimal (ohne Betäubung) in den Nagel bis aufs Fleisch gebohrt hat, damit das Blut abfließen kann. Schön ist wirklich anders… passend zur Jahreszeit hab ich da echt Sternchen gesehen… 🙂

Nun ist die Hand schön verbunden und der Daumen tut glücklicherweise nur noch bei Berührung weh. Aber so gehandicapt zu sein, geht mir ja jetzt schon gehörig auf das Adventsplätzchen. 🙂

Wie so oft habe ich in dieser Hinsicht ganz automatisch gedacht: Oh man, musst Mama anrufen und der alles erzählen… bis mir dann wieder einfällt, dass es weder die Telefonnummer noch die vertraute Stimme am anderen Ende mehr gibt.

In dem Zusammenhang: es wird auch ein ganz anderes Weihnachten für mich – und natürlich auch für meine Kinder. Es wird für mich der allererste Heiligabend in meinem gar nicht so kurzen Leben sein, den ich nicht mit meiner Mutter und nicht in meiner alten Heimat feiere.

Es wird sich alles anders anfühlen und ich spüre in meiner gewohnten Vorfreude auf das Fest, das ich ja von Herzen liebe, diesmal verständlicherweise auch viel Traurigkeit, Wehmut und den großen Verlust. Aber ich verspüre auch den großen Willen, trotzdem wunderschöne Weihnachten für meinen Mann, meine Kinder und mich zu schaffen.

Im Moment sind wir noch ein bisschen in der Findungsphase nach neuen, schönen Ritualen, die wir einbauen könnten – da lasse ich mich auch gerne noch von Euch wunderbaren Menschen inspirieren.

Habt Ihr also noch ein paar Ideen – oder mögt Ihr erzählen, welche kleinen Traditionen zu Eurem Weihnachten einfach dazugehören?

16 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Erstmal gute Besserung liebe Uta.
    Ich hoffe dein Daumen ist schon etwas abgewschwollen.
    Die einzige Tradition die dieses Jahr bei mir bleibt,ist der Sauerbraten.
    Ansonsten wird alles anders,Heiligabend kommt mein Sohn und ab dem 1.Feiertag bin ich dann alleine.Keine Ahnung was ich dann mache oder ob ich mich unter meiner Decke verkrieche.Vielleicht verbringe ich den 1.Feiertag aber auch in meinem Bad.Ich muß an Heiligabend mit MTX starten.Dieses Jahr ist hoffentlich bald vorbei.
    Deine Traurigkeit kann ich gut nachempfinden.Es ist seltsam wenn der geliebte Mensch an solchen Tagen nicht mehr da ist.Ich stelle immer eine Extra Kerze auf den Tisch und proste meiner Mom zu.
    Ich wünsche dir und deiner Familie trotz allem schöne Feiertage und nochmal gute Besserung für deinen armen Daumen😘
    Allen anderen hier natürlich auch🎄

    • Autsch!!!!!! Aber Du hast wirklich „Glück im Unglück“ gehabt, denn es hätten ja auch mehrere Finger den gewaltigen Quetscher abbekommen können, liebe Uta! Was sehe ich auf Deinem Foto: farblich zum verunglückten Finger passende Kerzen??? Spaß beiseite, ich wünsche Dir viel Geduld und drück‘ Dir ganz doll meine Daumen, dass alles gut abheilt.

      Das erste Weihnachten nach Papas Tod war so schmerzhaft, aber als ich viele Jahre später auch von meiner geliebten Mom Abschied nehmen musste, fühlte es sich für mich total „unwirklich“ an. Wir hielten immer engen Kontakt, waren einander sehr nah und vertrauensvoll verbunden, lachten und zankten viel miteinander. All das fehlte mir plötzlich, und ich vermisste sie so unfassbar schmerzhaft!
      Mit den Jahren aber wichen Trauer und Schmerz einer leisen Wehmut, vor allem zu Weihnachten, wo mir (uns) die Eltern ganz besonders fehlten. Noch immer vermisse ich beider Herzlichkeit, Geborgenheit, ihr Verständnis und ihre grenzenlose Liebe.

      Heute tut es nicht mehr weh, denn ich fühle sie ja noch immer nah bei mir und das lässt mich zufrieden und dankbar sein. Zu Weihnachten stehe ich natürlich gedanklich neben Mutti am Herd (sie war eine phantastische Köchin und verwöhnte uns mit ihren leckeren Highlights). Und ich sehe meinen geliebten Papa vor mir, wie er die bunt bedruckten Weihnachtsteller liebevoll mit Äpfeln, Nüssen, Lebkuchen, Printen, Zuckerkringeln, Schokotalern, Muttis Plätzchen, und den heißbegehrten Cognacpralinen bestückte. All das ist und bleibt unvergessen. :-)))

      • Ja, die Kerzen spiegeln in etwa die Farbe der Fingerspitze wider… 🙂
        Wunderschön, wie Du die Sehnsucht und liebe volle Erinnerung an Deine Eltern beschreibst. Es fühlt sich sehr vertraut in meinen Ohren an – denn bei mir ist es zwar noch frischer, aber ich bin auf dem gleichen Weg wie Du und gehe den wirklich gerne, auch wenn er öfter mal schmerzhaft ist.

        • Deine Eltern werden Dir immer nah sein, Eure Liebe zueinander bleibt. Es braucht viel Zeit, aber wenn die „Trauerwunden“ Deiner Seele verheilt sind, wirst Du es noch klarer und eindeutiger spüren, liebe Uta.

          Ich finde es genau wie Du sehr wichtig, den Weg des Trauerns und Vermissens sehr bewusst zu gehen, auch indem man die geliebten Verstorbenen jederzeit aktiv in sein Leben miteinbezieht, so halt auch an Weihnachten. Sie sind und bleiben in unserer Familiemitte und das ist eine so wertvolle Erfahrung.

          Ganz liebe Adventsgrüße an Dich und an alle
          wunderbaren Menschen hier!!! :-)))

    • Liebe Petra,
      ja, das glaube ich, dass auch Dein Weihnachten in diesem Jahr ein anderes sein wird. Ich hab mich allerdings gefreut zu lesen, dass Dein Sohn an Heiligabend zu Dir kommt – mir persönlich ist das der wichtigste Tag, die beiden Weihnachtsfeiertage sind auch schön – aber da fällt es Dir vielleicht nicht ganz so schwer, die Decke über den Kopf zu ziehen. Ich würde Dir allerdings vorschlagen: mach an diesen Tagen auch ganz bewusst was ganz Tolles für Dich – schenke Dir selber quasi was zu Weihnachten! Ich wünsche Dir von Herzen schöne Tage und schicke Dir ganz liebe Gedanken

  2. Liebe Uta,
    gute Besserung, das klingt wirklich schmerzhaft.
    Wir feiern IMMER bei Oma Weihnachten in der Großfamilie. 2020 mussten wir zum ersten Mal zu Hause nur mit der Kleinfamilie (fünf Personen) feiern. Wir haben davor eine Weihnachtskonferenz abgehalten und jeder durfte sagen, was er gerne an Ritualen möchte, was unbedingt so wie bei der Oma sein soll und was anders gemacht werden muss. Es blieb zum Beispiel das gemeinsame Weihnachtslieder singen, dieses Mal auch mit englischen Klassikern. Anstatt dem traditionellen Weihnachtsbraten, gab es Lasagne. Wir haben zusammen einen Weihnachtsfilm angeschaut (das geht bei Feiern mit circa 25 Personen nie). Ihr findet bestimmt Sachen die jeder gerne machen möchte. Und wenn jeder etwas hat, worauf er sich freuen kann, kann man auch die Sachen der anderen ertragen. Zum Beispiel der leidige Weihnachtsspaziergang 😉 Ihr findet sicher ein schönes Ritual für eure Familie. Im Laufe der Zeit, muss man es eh immer wieder anpassen. Weihnachten mit kleinen Kindern haben wir anders gefeiert wie jetzt mit Teenagern.
    Schöne Feiertage und ich freue mich schon auf den Bericht darüber 😊

    • Liebe Martina!
      Vielen Dank für Deine Beschreibung – das klingt super demokratisch und einfach total nett, wie Ihr das macht! 🙂 Und man liest auf jeden Fall zwischen den Zeilen, wie gesellig es bei Euch zugeht! Ich wünsche Euch von Herzen wunderbare Weihnachtstage mit den Liebsten

  3. 😘😘😘 Habe leider keine Idee, da ich immer noch um meinen Papa trauere und meine Mutter zunehmend dément wird und sich nicht helfen lässt. Gute Besserung!

    • Ich schicke Dir ganz liebe Gedanken, liebe Claudia. Ich weiß, wie schwer das ist und wie hilflos man sich da in so mancher Minute fühlt. Aber glaub mir, Deine Mutter spürt trotzdem, dass Du für sie da bist!
      Und darüber hinaus würde ich mich an Deiner Stelle mal an eine Beratungsstelle für Angehörige von Senioren wenden, gibt es in jeder Stadt und die können einem wirklich hilfreiche Tipps geben, was man machen kann oder wo es gute Hilfen gibt.

  4. Meine Mutter liegt gerade mit 86 und schwerer Hirnblutung in der Klinik, gelähmt, verwirrt. Körperlich noch da, aber als Person, die sie bis vor ganz kurzem noch war, plötzlich weg. Die Aussichten auf Besserung sind ernüchternd und ein Rehaplatz kaum zu bekommen. „Lohnt sich nicht mehr.“, hat uns sogar eine Rehaklinik offen in den Telefonhörer gesagt. Das ist schrecklich und auch ich sehe den Feiertagen mit viel Wehmut entgegen. Aber wie schön Dein Satz vom Willen, trotzdem wunderschöne Weihnachten zu schaffen. Das hat mir gut getan und diesen Vorsatz möchte ich auch fassen.

    Wir haben in der Familie eine Tradition entwickelt, die aus einer heillosen Geschenkefledderei entstanden ist. Wir waren so viele und überall wurde ausgepackt, dass es so gar nicht besinnlich war und man gar nicht mitbekommen hat, wer da gerade was auswickelte. 🙈

    Wir würfeln nun reihum. Und nur wer eine 6 würfelt, darf ein Päckchen öffnen. Und erst, wenn er fertig ist, wird weiter gewürfelt. Die Kinder sind mit Feuereifer dabei und wir Erwachsenen auch. 😉 Es wird viel gelacht und die Kinder rufen schon direkt nach dem Essen: „Wo ist der Würfel???“

    Ganz liebe Grüße

    Julia

    • Liebe Julia,
      auch Dir schicke ich ganz liebe Gedanken und umarme Dich einfach mal ganz feste. Das ist eine schwere Situation – besonders auch für Dich als Tochter. Deine liebe Mutter hätte es aber ganz sicher so gewollt, dass Ihr trotz allem ein schönes Weihnachten feiert. Und wenn Du sie besuchen kommst, dann spürt sie Dich und Eure Liebe

  5. Liebe Uta,
    aua !!! Ja, das tut weh und verschwindet leider auch nicht von heute auf morgen – ich spreche aus Erfahrung …
    Sicherlich würde Deine Mutter Dich trösten und aufmuntern ! Eine liebe Nachbarin von uns, die vor Jahren ihren Mann verloren hat, deckt zu jeder Mahlzeit, natürlich auch wenn Besuch da ist, für ihn mit . Wir waren begeistert von dieser liebevollen Botschaft, die ihn immer mit dabei sein ließ . So könnte ja auch Deine Mutter einen Platz an Eurem Tisch haben !
    Meine Patentante, die zwei Brüder im 2.Weltkrieg verloren hat, stellte an den Weihnachtsabenden eine Kerze oder ein Windlicht ins Fenster, um diese damit im Himmel zu grüßen und ihnen zu zeigen, dass sie unvergessen sind …
    In meinem Elternhaus läutete mein Vater das kleine Glöckchen als Zeichen, dass jetzt alle das weihnachtlich geschmückte Wohnzimmer mit dem Gabentisch betreten dürfen . Darauf prangte auch traditionell ein „bunter Teller “ mit Obst, Nüssen und Süßigkeiten . Die Geschenke für unsere Dackel lagen vor der Krippe auf dem Boden ( die hatten’s gut und mussten weder singen noch ein Gedicht aufsagen ! ) …
    Traditionell gab es am Heiligen Abend Fondue, am 1. Feiertag Rehkeule , am 2. Feiertag geräucherten Fisch .
    Als wir vor über 12 Jahren unser Haus bezogen und sich die Nachbarschaft im Neubaugebiet kennenlernte , haben wir traditionell am 2. Feiertag einen „Tag der Offenen Tür “ zwischen 13 und 22 Uhr veranstaltet , das war immer ein großer Erfolg. Neben Getränken gab es selbstgebackenen Kuchen und einen 12 l Topf mit Kartoffelcremesuppe !
    Wir wünschen Dir von ganzem Herzen gute Besserung und Euch allen eine schöne, besinnliche Weihnacht !

    • So viele tolle und schöne Tipps, liebe Susanne! Ich danke Dir von Herzen! Einiges davon hatte ich mir auch schon überlegt – zum einen wollte ich tatsächlich einen Teller mit Besteck mehr aufdecken. Von meiner Mutter habe ich zudem ein schönes Glöckchen geerbt, welches nun die Langspielplatte mit Glockengeläut ersetzen wird, die uns früher an den „Gabentisch“ gerufen hat. Und vieles andere wird sich einfach finden – wir haben uns und eben den festen Willen, buchstäblich das Fest der Liebe zu feiern!

  6. Liebe Uta,
    bei uns ist es jetzt das zweite Weihnachten ohne Eltern bzw. Schwiegereltern und „Driving Home for Christmas“. Ich stimme dir zu: es ist eine Umstellung.
    Unsere Töchter sind schon aus dem Haus und eine muss nach den Feiertagen wieder arbeiten.
    So werden wir mit der jüngeren Tochter zusammen sein. Wir feiern Jesu Geburtstag, wie man so Geburtstag feiert, mit gutem Essen, einem guten Wein , schöne Gespräche und vielleicht auch Spielen.
    Ich wünsche dir, dass dein Daumen gut heilt und euch allen zusammen ein schönes Weihnachtsfest

    • So schön, wie Du das beschreibst, liebe Eveline. Man bekommt sofort ein heimeliges und ganz warmes Gefühl im Bauch. Habt also ganz wunderbare Weihnachtstage mit Eurer Tochter

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