Sich selbst genug

Vorab ist in diesem Artikel zu sagen und ganz klar zu betonen: ich liebe die Menschen! Und das kann ich tatsächlich im Brustton der Überzeugung behaupten – trotz all der schrecklichen Dinge, die sich Menschen gegenseitig und der Welt antun. Immer wieder gerate ich da kurz ins Schwanken und ins Zweifeln, bin schon lange der Überzeugung, dass wir mit ziemlicher Sicherheit nicht die Hoheitsrasse dieser Erde sind – und bin angesichts des spürbaren Egoismus, der bewussten Verletzung seines Umfeldes und des erschreckenden Hasses oft verzweifelt.

Dennoch halte ich an meinem Glauben an das Gute in uns allen fest. Ich versuche, mich auf das Positive zu konzentrieren und den Blick auf die eben auch immer wieder stattfindenden guten Taten der Menschen zu lenken. Würde ich das nicht tun, dann würde mir bald jeder Antrieb zum Hüpfen abhanden kommen – und der Gedanke ist einfach schrecklich!

Insofern gehört meine Menschenliebe zu mir wie meine Sommersprossen. Ich mag es, Menschen zu begegnen, Gespräche zu führen, Nähe zuzulassen und Geselligkeit zu erleben.

Dennoch bin ich bei folgendem Bild, welches mir letztens ins Auge gehüpft ist, ins positive Grübeln gekommen:

Das Foto zeigt das wohl mit einsamste Haus der Welt – wenn ich mich richtig erinnere lag es irgendwo im Nirgendwo in der Nähe von Island.

Und mir kam der Gedanke, wie das wohl wäre, dort zu leben. Ganz bestimmt nicht für immer – da wäre ich raus! Aber mal für eine bestimmte Zeit, sagen wir einen Monat. In meiner Vorstellung werde ich mit einem kleinen Boot mit meinen Habseligkeiten und ausreichend Proviant dorthin gebracht und nach 4 Wochen wieder abgeholt – und habe in dieser Zeit keinerlei Kontakt. Kein Telefon, kein Handy (kann mir auch nicht vorstellen, dass es an diesem abgeschiedenen Ort sowas wie Glasfaserkabel/W-Lan gibt), kein Fernseher – keine Ablenkung. Zurückgeworfen buchstäblich auf sich selbst – keine Ausweichmöglichkeit, keine willkommene Ausrede, um sich nicht mit sich selber beschäftigen zu müssen.

Ich glaube, das könnte sehr spannend sein und man würde sich selber ganz neu und ganz anders kennen lernen. Man würde bemerken, ob man sich selber tatsächlich genug ist – im besten Fall, der höchstwahrscheinlich sogar eintreffen würde, DASS man sich selber tatsächlich genug ist. Ich denke, dass man verändert daraus gehen würde – eben weil man sich selber wieder spürt, weil man sich selber wieder vertraut und weil man sich selber endlich mal wieder mit den eigenen Augen betrachten konnte. Kein Verstellen, keine Anpassung, keine Fassade – das nackte, blanke Ich.

Je länger ich darüber nachdenke, desto weniger Herzklopfen und Unwohlsein empfinde ich bei der Vorstellung – vielleicht ist ein Monat sogar viel zu kurz?!?

Wie seht Ihr das? Versucht es Euch mal vorzustellen, was ich mir da zusammen gesponnen habe – was macht der Gedanke mit Euch? Was löst er aus?

6 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo Uta,
    ich habe in letzter Zeit auch des öfteren derartige Gedanken. Dann wenn alles so auf mich einprasselt was man so gar nicht möchte. Sei es Nachrichten aus der Welt, was ist mit den Menschen los, was haben die alle nur geraucht?? Sei es frühere Freunde die zu Bekannten geworden sind und sich dann irgendwann selbst aus diesem Kreis verabschieden. Da wünscht man sich eben genau auf diese einsame Insel, nur mit sich selbst, keine Einflüsse von aussen. Es ist bei mir manchmal diese Machtlosigkeit an der Alltagssituation was zu ändern. Kleine Schritte reichen da oft leider nicht mehr aus, da bedarf es schon mal der Abrissbirne um was zu erreichen oder auszulösen, jemanden zu wecken, auch wenn ich selbst es bin der geweckt werden muss.
    Ich habe mal darüber nachgedacht, bzw. der Gedanke spukt weiterhin in meinem Kopf rum meine Wohnung aufzugeben und ins WoMo zu gehen. Da zu sein wo ich grad sein will, ob nun allein oder mit Leuten die ich mag, die mir gut tun. Bisher eben nur ein Gedanke der mich nicht loslässt aber auch nicht so einfach umzusetzen ist. Mal schauen was draus wird.

    • Lieber Dieter,
      ich kann Deine Gedanken gut nachfühlen – ich denke, das tun wir alle. Wie oft denke ich im Moment „Die Welt wird immer bekloppter!!“? Und auch ich kenne dann dieses Gefühl der absoluten Machtlosigkeit, das sich dann in meinem Kopf festsetzt. Glücklicherweise gibt es aber daneben ja auch immer wieder absolut positive Ereignisse und Begegnungen, die einem wieder die Sicherheit geben, dass es auch immer noch unglaublich tolle Menschen gibt – guck Dir diesen Blog an: da gibt es haufenweise davon!!!
      Die Idee mit dem WoMo finde ich dennoch absolut klasse – und ich kann Dich da nur ermutigen: manchmal sind die mutigsten Schritte die, die man am wenigsten bereut!
      Ich wünsche Dir nur das Beste und würde mich freuen, wenn Du weiter berichtest

  2. Hallo Uta, das Bild mit dem Haus und der Gedanke darin allein zu sein?
    Herrlich!!
    Da will ich hin!
    Vielleicht nicht für immer aber ganz lang.
    Weg von allen Problemen, all den mies gelaunten nörgelnden Menschen.
    Eine wahrlich herrliche Vorstellung und eine so ruhige dazu.

    • Liebe Claudia,
      vielleicht können wir ja zumindest gedanklich immer und so lange wir wollen in dieses Haus. Das hilft bestimmt in so mancher blöden Zeit ein wenig, diese besser zu überstehen.
      Ich teile das Haus auch echt gerne mit Euch! 🙂

  3. Oh jaaaa, das könnte ich mir für ein paar Wochen sehr gut für mich vorstellen, Uta!
    Mal richtig runterkommen, alles Überflüssige abschütteln, Kopf frei pusten lassen, sich durch und durch pur spüren in so grandioser Landschaft. Vorhang auf für unvergessliche Natur- und Himmelsspektakel wie atemberaubende Sonnenauf- und untergänge, Mond und Sternenhimmel, bedrohlich dunkle Wolkenberge, heulender Sturm, tosend peischende Gischt und prasselnder Regen. Wohlig geborgen am Ofen aufwärmen und einfach abwarten, nichts müssen, einfach nur sein und spüren. Dann wieder unter blauem, klarem hohem Himmel Sonnenstrahlen einfangen, sich einfach mal bäuchlings ins Gras werfen und genießen. Zwar komplett solo, aber ohne Zeitdruck mit sich und der Natur eins sein und sich gut aufgehoben fühlen!

    • Wow, Gabi… so wie Du das beschreibst, bekommt man direkt noch unendlich viel mehr Lust auf diesen Tripp! Ich packe gedanklich gerade schon meinen Koffer!

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