Mutiger Schritt

Letzten Sommer habe ich ja schon darüber geschrieben, dass meine Tochter in unserer neuen Heimat den Konfirmationsunterricht besucht. Ich hatte ihr das damals freigestellt, ihr aber gesagt, dass sie es bitte nicht wegen der Geschenke zur Feier machen solle oder weil eine Freundin auch dabei ist – sondern, weil es ihr irgendwie wichtig ist.

Ich persönlich habe ja einen ziemlich freien und eher fröhlichen Glauben – bin zwar katholisch geprägt mit allem Zipp und Zapp – aber habe mir da meine etwas eigene Religion „gebastelt“, in der es keine Hölle, keine Sünde und keinen moralischen Zeigefinger gibt, sondern wo die Liebe zu mir und zu meinen Mitmenschen die zentrale Rolle spielt. Meinen Kindern lebe ich das auch so vor – aber es ist jetzt nicht so ein Thema, was bei den Mahlzeiten häufiger mit an den Tisch kommt. Und die Kirche besuchen wir – wie so viele – einmal im Jahr, nämlich an Heiligabend.

Meine Tochter argumentierte, dass sie neugierig sei, dass sie mehr von Gott usw. hören wolle, um sich ihre eigene Meinung zu bilden – das fand ich super und so trabt sie seitdem jede Woche einen Nachmittag ins Gemeindehaus.

Meine Kinder sind getauft – aber heutzutage warten damit wohl viele Eltern, weil sie auch diese Entscheidung ihrem Nachwuchs selber überlassen wollen. So auch in der Konfirmandengruppe meiner Tochter – da man dieses Sakrament aber als Voraussetzung braucht, fand am Wochenende in unserer Kirche eine große Tauffeier statt.

Groß schon alleine deswegen, weil insgesamt 14 Jugendliche getauft wurden. Vor der reichlich versammelten Menschenschar, kam jeder Täufling mit seinem Paten einzeln nach vorne, las seinen Taufspruch vor und begründete, warum er sich gerne taufen lassen wollte.

Das fand ich echt beeindruckend – man muss sich ja mal überlegen, dass es sich dabei um 13jährige Jungs und Mädels handelte, die normalerweise alles andere als Kirche, Gemeinde und Glauben im Kopf haben. Da geht es doch vielmehr um Klamotten, Handyzocken und bloß nicht blöde auffallen. Und sich dann mit einem Mikro hinstellen und sowas sagen, wie: „Ich möchte mich taufen lassen, weil ich Gott immer an meiner Seite haben möchte“ – das fand ich schon mutig!

Man kann von dem kompletten Religions-Paket halten, was man will… ich finde es dabei am wichtigsten, dass man irgendetwas findet, was einem Halt gibt, was einem Licht schenkt und was einen befreit (und nicht einengt) – das wünsche ich nicht nur den 14 Jugendlichen, sondern uns allen!

6 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta, ich bin ganz berührt! Herzlichen Glückwunsch dir als Mutter, dass du deine Tochter so erzogen hast, dass sie das so frei entscheidet. Das ist ein großer Verdienst von dir und dem , wie du ihr Leben vermittelst. Und natürlich <3 Glückwunsch an deine Tochter, die so mutig ist und diesen Schritt wagt.
    Alles Liebe für eich, Andrea

  2. Liebe Uta,
    Du hast alles richtig gemacht!
    Toll, dass Johanna sich selbst so entschieden hat. Deine Erziehung hat sie gut und selbständig auf den Weg gebracht. Wünsche Euch eine schöne Konfirmandenzeit.
    Sicher muss sie jetzt sonntags in die Kirche, so ist das hier bei uns.
    LBG Deine ElliElke Gätz

    • Liebe Elli,
      vielen Dank für Dein dickes Lob von Mama zu Mama… 🙂
      Ja, sie „muss“ jetzt immer mal wieder einen Gottesdienst besuchen – es gibt ein kleines Heft, in dem Unterschriften gesammelt werden…

  3. Uta, ich wundere mich in letzter Zeit immer, dass so viele junge Leute sich taufen und konfirmieren lassen. Die Großnichte meiner Freundin hatte sich letztes Jahr zum Geburtstag gewünscht, dass sie getauft würde. Sie ist 11. Und bei euch gleich 14 Stück, das ist super.

    • Liebe Ute,
      ja – vielleicht ist gerade die „Jugend von heute“ wieder vermehrt auf der Suche nach einem tieferen Sinn, nach einem Halt – den Eindruck könnte man auf jeden Fall bekommen.

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