So war mein Abschied

Der Vollständigkeit halber und damit ich meine kleine Hospiz-Reihe hier zu einem guten Ende bringe, mag ich Euch heute noch erzählen, wie mein Abschied aus der tollen Einrichtung gelaufen ist.

Um es vorweg noch mal zu betonen: ich hasse Abschiede. Ich bin wirklich nicht gut darin – und dann sollte ich eben den beiden weiblichen Gästen dort, welche ich drei Wochen lang intensiv betreut hatte und mit denen eine echt schöne Bindung entstanden war, Lebewohl sagen. Was ja in einem Hospiz auch noch eine ganz andere Brisanz und Bedeutung hat: es ist klar, dass man da nicht „Auf Wiedersehen“ sagen oder sein Gegenüber mit einem „Dann machen Sie es mal gut!“ abspeisen kann.

Ich hatte mit der Pflegedienstleitung über die Problematik und mein inneres Dilemma gesprochen. Sie hatte Verständnis und hatte mir angeboten, dass ich mir in der letzten Woche einfach andere Gäste zur Betreuung wünschen könne. Und genau das ist ja immer nicht MEIN Weg: der einfache!!!! Ich musste da nicht lange überlegen und habe ihr Angebot dankend abgeschlagen. Das wäre mir echt zu glatt und zu simpel gewesen – und was hätte ich dabei lernen sollen?

Also hab ich es „durchgezogen“ und den Abschied aber vorbereitet, indem ich es den beiden Frauen ein paar Tage vorher schon gesagt habe. So konnten sie sich darauf vorbereiten und ich hab sie nicht am letzten Tag damit konfrontiert.

Die erste Dame war zwar traurig, hatte aber ihre zunehmenden Schmerzen im Vordergrund. Der zweiten Dame konnte ich an meinem letzten Tag noch einen großen Wunsch erfüllen und ihr mit einem Lifter in die Badewanne verhelfen, wo sie ein schönes Schaumbad und eine ausgiebige Haarwäsche mit kleiner Kopfmassage genießen konnte. Um die Mittagszeit bin ich dann wieder zu ihr rein und alleine ihr Blick ließ den dicken Klos in meinem Hals wachsen. Sie hat mir gesagt, wie sehr sie mich vermissen wird – ich habe sie in den Arm genommen und ihr gedankt: für unsere Zeit und dass ich nicht zuletzt wegen ihr meine Bestimmung für die Palliativpflege und gerne spätere Hopsizarbeit gefunden habe. Ich habe ihr außerdem versichert, dass ich ganz feste an sie denken und sie niemals vergessen werde. Sie hat geweint – und es fiel mir sehr schwer, das Zimmer zu verlassen – aber es war ein schöner Abschied, auch von einer sehr intensiven und bedeutsamen Zeit.

13 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Wie wunderbar, wie gut Menschen Menschen tun können! Ein echter Liebesdienst. Ich ziehe den Hut, Uta, und habe jetzt auch einen ordentlichen Kloß im Hals …

  2. Uta, mir steckt auch ein Kloß im Hals! Ich möchte Dich drücken und Danke sagen für Deine so liebevolle Fürsorge! Die Damen werden Dich vermissen und mögen sie weiterhin so gut betreut werden!
    Du bist einfach ein Schatz mit riesengroßem Herz! Deine herzliche Art, Dein Lachen, wenn man Dich umarmt fühlt man sich so gut und hat das Gefühl in dem Moment, Du bist jetzt für mich da! Ich hätte Dich gern bei mir, in der Nähe, weil ich Dich so lieb hab! Aber ich weiß, wir haben trotz der km zwischen uns eine Verbindung, oder? Dicken Drücker, ich vermiss Dich❤️💋

      • Moin liebe Petra,
        Wir wohl nicht, Ferdi ist nicht so gut mit laufen, schade!
        Liebe Grüsse

          • Es ist bewundernswert, liebe Uta, wie einfühlsam Du die doch sehr sensiblen Themen angehst und auch schwierigen Situationen nicht aus dem Weg gehst. Das muss man erst mal wagen und auch schaffen! Chapeau!!!

  3. Uta,ich möchte zu dem ganzen Thema nicht viel schreiben,es weckt in mir immer noch ziemlich unschöne Erinnerungen.
    Aber,ich finde es wundervoll,wenn du wirklich in die Palliativpflege gehst!
    Fühl dich gedrückt und mach das was dich erfüllt.
    Ganz liebe Grüße Petra 🙂

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