Lieblings-Stellen

Keine Beschäftigung liebe ich so sehr, wie das Lesen – in eine fremde Welt eintauchen und sie durch die Kraft der Wort zu der meinigen zu machen. Dem Alltag durch das Folgen der Buchstaben zu entkommen und das vorher, das nachher und das zwischendrin zu vergessen.

Ganz oft erwische ich dabei Sätze in einem Buch, die ich mehrmals hintereinander lese, weil sie mich so berühren, fesseln oder weil die Sprache/der Ausdruck zu wunderbar ist. Es gibt mehrere Autoren, die es einfach meisterhaft verstehen, ganz Banales oder sogar Grausames in schön klingende Worte zu packen. Zum Beispiel Simon Beckett, Milan Kundera, Hermann Hesse – oder meine geliebte Astrid Lindgren.

Als Kind habe ich von ihr ganz besonders die Geschichten von Madita geliebt – dem Mädchen mit den langen braunen Haaren, die mit ihren Eltern und ihrer Schwester Lisabet in einem Haus in Schweden lebt und viele lustige Einfälle hat: wie mit einem Regenschirm vom Schuppendach springen, weil man ja schließlich auch mit einem Schirm aus dem Flugzeug hüpft… oder die ihre Schwester in einem Korb auf dem Fluss aussetzt, weil sie in der Schule das Thema Moses im Schilf hatten und sie das nachspielen möchte. 🙂

Lisabet sagt nicht umsonst ganz oft zu ihrer Schwester: „Du bist ganz verdreht, Madita!“ Ich habe mich stets sehr verbunden mit ihr gefühlt – verdreht… ja, das passt auch schon seit jeher zu mir!

Meine Lieblingsstelle aus dem Buch ist allerdings folgende:

„Mama, was wünschst du dir am allerallermeisten von allem?“ „Zwei ganz brave und liebe Mädchen“, sagt Mama.

Da werden Maditas Augen ganz blank und ihre Stimme zittert ein wenig. „Und wo sollen Lisabet und ich dann hin?”

Ich konnte und kann Maditas Reaktion und ihre Gefühle so gut nachvollziehen. Diese Angst, nicht zu genügen – nicht ausreichend gut genug zu sein. Das ist wie eine Welle, die einen mitreißt und mit der man den Boden unter den Füßen verliert, nicht mehr weiß, wo oben ist und wo unten – ein Gefühl des Untergangs in der eigenen Unzulänglichkeit.

Ich kann allerdings beruhigen: in der Geschichte nimmt Maditas Mama ihre Tochter ganz feste in die Arme und versichert ihr glaubhaft und nachdrücklich, dass sie niemals, um keinen Preis der Welt andere Kinder haben möchte, als ihre beiden – denn diese sind genau so vollkommen richtig!

Genau, wie IHR!!!!!

10 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Du meine Güte, Du nimmst Dir sooo viel Zeit und schreibst mit so viel Hingabe und Liebe und Offenheit schöne, inspirierende Gedanken für uns auf, liebe Uta…… dafür möchte ich Dir mit warmem Herzen jetzt einfach mal DANKESCHÖN sagen!!!!

  2. Ich brauche das Lesen zum Überleben. Ohne Bücher kann und will ich nicht sein.😜Auch ich liebe das Abtauchen in fremde Welten.
    Ich lese keine Problem/Realitätsbücher sondern Krimis (möglich blutig), Fantasy, Sciene Fiction und jede Menge Jugenbücher. Ab und zu Reiseberichte und Biografien.
    Ich schreibe mir Lieblingssätze in ein spezielles Buch.
    LG Claudia

    • Oh ja, da bin ich auch dabei! Ich notiere gerne meine „Lieblingssätze“ in einem speziellen Büchlein, aber auch tolle Sprüche und Bilder. Hin und wieder blättere ich genüsslich darin und kann dann die Szenerie wieder aufrufen und mich davon berühren lassen. Das mag ich sehr, weil es mich auch jedesmal wieder inspiriert. Und es lässt mich einfach mal kurz abtauchen und genießen mitten im Alltag wann immer ich will!

      • Witzig – das habe ich eine Zeitlang auch mal so gemacht, meine Lieblingszitate aus den Büchern in eine Kladde geschrieben. Wir sind uns doch in vielen Dingen ähnlich

    • Bei mir sind es ja in den allermeisten Fällen auch die ganz blutigen Thriller, die ich gerne lese…. anschauen kann ich sowas GAR nicht! Also als Film oder so… aber komischerweise liebe ich es, solche Bücher zu lesen

  3. Daaaaaanke, liebe Uta.
    Ja, das hier ist schon eine feine Gemeinde!
    Wortakrobatinnen, Zungeverdreher und vor allem; freundliche Liebhaberinnen der Sprache.

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