Lichter gegen das Dunkel

Ich kann es gar nicht anders beschreiben und habe mal eben ein neues Wort kreiert: momentan leide ich unter einem Hospiz-Kater…

Soll bedeuten: die intensive Zeit dort, die vielen emotionalen Momente, die Erkenntnisse über mich und das Leben, die berührenden Augenblicke, die besonderen Menschen, das bestätigte Wissen darüber, wie eng Leben und Tod doch miteinander hüpfen… das alles hallt ganz schön in mir nach. Und ich ertappe mich öfters, dass ich meine Gedanken durch die Luft auf die Reise zu den Räumen des Hospiz schicke. Mit viel Dankbarkeit, ein wenig Wehmut und Traurigkeit.

Die vier Wochen haben mich schon recht nachdenklich gemacht – ein wenig von meiner sonst so auffallenden Fröhlichkeit ist gerade nicht da. Das besorgt mich jetzt allerdings gar nicht: man kann ja sowieso nicht aus seiner haut, meine übliche Art und Weise wird sich schon wieder einstellen.

Und es ist zudem so, dass mir dieses graue Wetter, der Nieselregen, der Umstand, dass es in den letzten Tagen so gar nicht hell werden möchte und man immer nur in große Usseligkeit blickt momentan ganz schön auf die Stimmung drückt. Ich kleines Sonnenkind mag solche Herbst/Wintertage so gar nicht. Eine Zeitlang kann ich es immer noch ignorieren, aber wenn die Stimmung draußen hartnäckiger ist als meine stoische gute Laune, dann knicke ich ein.

Aber jetzt hat ja glücklicherweise die Adventszeit begonnen, die ich ja sehr liebe. Verbotenerweise (weil man das ja erst nach dem Totensonntag machen darf, aber ich war ein kleiner Licht-Rebell…!!!) habe ich bereits vor fünf Tagen die Weihnachtsdekoration aus dem Keller geschleppt und aus den Kartons befreit. Nun glänzt und strahlt es rund ums Haus – und wir trotzen dem November mit gelbwarmen Lichtern, Sternen, Engeln und Rentieren.

Man muss es sich eben einfach schön machen, wenn die Umstände sonst gerade nichts hergeben!!!

4 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta,
    da hast Du doch genau das Richtige gemacht!
    Ich kann sehr gut verstehen, dass Du nach diesen recht intensiven Wochen nicht „zum Alltag“ übergehen kannst. Nimm Dir einfach die Zeit, die Du brauchst – das Hüpfen kommt bestimmt wieder!
    Hier gab es heute strahlenden Sonnenschein und ab morgen soll es grau und schmuddelig werden, vielleicht sogar mit Schnee!
    So konnten wir den Nachmittag nochmals zum ausgiebigen Spaziergang nutzen und dann darf ich morgen nur zuhause bleiben und lesen – und mein 1. Päckchen öffnen!
    Klar bekomme ich immer auch einen Adventskalender von meiner Tochter – ich gestalte auch einen für sie. Diese Tradition führen wir nun schon seit über 30 Jahren (puh, muss ich alt sein ;-))
    Liebe Grüße
    Inge W.

    • Oh, ich liebe Adventskalender!!!! Ich bastele auch jedes Jahr mehrere: natürlich für beide Kinder, dann einen für meine Eltern mit 24 Briefumschlägen mit Fotos von meinen Kids und mir und dann erhält jedes Jahr ein besonderer Mensch noch einen – und dabei versuche ich, immer neue Ideen für zu finden.
      Viel Freude mit Deinen 24 Päckchen!!!!!

  2. Hospiz-Kater, so eine passende Wortneuschöpfung!
    Das mit diesem psychischen Phantomschmerz kenne ich so gut. Da stecken Wehmut, Sehnsucht und Vermissen mit drin. Gut, dass die Wehmut auch den Mut mit einschließt.
    Auch ich habe als Besucherin Erfahrungen in einem energetisch sehr besonderem Hospiz sammeln können. Es ist ein anderer Ort. Und ich hab mich oft gefragt, warum es bei den meisten Menschen erst zum Ende eines Lebens so wahr und echt wird, ohne all den Firlefanz drum herum?
    So bleibe ich im Leben auf der Suche nach echten Begegnungen und inspirierenden Ereignissen.
    Ich wünsche allen hier eine gute Adventszeit!

    • Da sprichst Du eine wichtige Erfahrung im Hospiz an, liebe Sabine – ging mir auch oft so, dass ich mit Bedauern bei so manchem Gast darin gedacht habe, warum er sein Leben erst jetzt so bewusst angeht, so viele offene Worte findet und erst jetzt versucht, Verlorenes nachzuholen.
      Nehmen wir uns daran kein Beispiel, sondern beginnen schon JETZT mit unserem intensiven Leben!!!!!

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