Warme Momente

Man kann ja von Til Schweiger halten, was man will – aber als Regisseur hat der Mann ein absolutes Händchen, um schöne Augenblicke in Bildern einzufangen. Wenn Ihr zum Beispiel „Keinohrhasen“ oder ähnliche Filme von ihm gesehen habt (laufen ja auch oft nach dem gleichen Muster ab): es gibt immer mittendrin eine Filmszene, in der nicht gesprochen wird, nur super tolle Musik läuft und eine ganz bestimmte Stimmung in ganz tollem Licht gezeigt wird.

Man sitzt dann über seiner Tüte Popcorn und möchte auch unbedingt mit auf diese Blumenwiese, Teil der Situation und an den überfließenden tollen Gefühlen beteiligt sein. Und oft genug denkt man dann: „Ja, total schön – aber gibt es so halt nur im Film…!“

Stimmt aber nicht – solche Augenblicke kennen und erleben wir bestimmt alle: ich nenne sie immer die „warmen Momente“…

Und ich möchte Euch mal eine derartige Momentaufnahme meines Lebens schildern: ich hatte Euch doch erzählt, dass ich es geschafft hatte, im derzeitigen Verkehrschaos von Hamburg gelassen zu bleiben und dass mich auf dem Rückweg dann ein Mitschüler dankenswerterweise im Auto mitgenommen hatte. Ebendort passierte so ein warmer Moment: im Radio lief ein total schönes Lied, eine Mitschülerin auf dem Beifahrersitz machte einen Witz, wir alle lachten, mein Blick und der des Fahrers trafen sich im Rückspiegel und in diesen paar Sekunden war in dem Wagen einfach so eine wunderbare Atmosphäre: ganz gelöst, harmonisch – warm eben. Natürlich ist überhaupt nichts Spektakuläres passiert – aber in diesem Moment war einfach alles so, wie es sein sollte und ich hab das Glück des Augenblicks fast mit den Händen greifen können.

Kennt Ihr so etwas? Und findet Ihr nicht auch, dass solche warmen Momente einen für ganz viel entschädigen? Dass sie die vielen oft negativen Gefühle des Alltags ganz schön blass aussehen lassen können?

Warme Momente lassen mich zumindest ganz toll hüpfen…

27 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Danke fürs Erzählen, liebe Uta! Ich hatte so einen besonderen Moment gestern. Im Theater haben wir ein 20er Jahre Musikprogramm (gesungen und gespielt von Papa Joe’s Salonorchester und den Glühwürmchen, Köln) gesehen und gehört. Während der Pause fiel mir eine ältere Frau auf, die einen sehr verwirrten Eindruck machte, den Weg nach draußen nicht mehr fand. Vor der zweiten Hälfte hörte ich plötzlich eine Singstimme, die so toll klang, dass ich dachte, eins der „Glühwürmchen“ singt sich ein für Teil 2, aber weit gefehlt. Als ich um die Ecke bog, sah ich wiederum die alte Dame, die ganz für sich einen Swing-Titel sang – eine so wunderbare Stimme. Wenn auch der Geist und der Orientierungssinn nicht mehr ganz holperfrei funktionierten, die Erinnerung an den alten Schlager mit Text und Melodie war vollkommen da und man hätte mit geschlossenen Augen eine ganz andere Person vermutet! Anschließend habe ich noch versucht, mit ihr ins Gespräch zu kommen, da sie direkt hinter mir saß, aber auch eine Unterhaltung war schwierig. So schnell werde ich dieses Erlebnis nicht vergessen!

    • Liebe Maria,
      vielen Dank für das Erzählen dieser berührenden Geschichte. Kann ich mir gut vorstellen, dass das ein warmer Moment war: wenn eine Person, von der man einen ganz anderen Eindruck hatte, einen plötzlich so überraschen kann – das ist toll! Und schön zu bemerken, dass eben auch ein alter Mensch, dessen Kraft und Sinne nachlassen, noch seine ganz eigenen Ressourcen hat.

  2. Liebe Uta, liebe Maria
    Erinnerungen an meine Schwiegermutter werden wach. Auch sie ihre letzten Lebensjahre verwirrt und einzig die Musik mit kompletten Texten konnte sue ohne Schwierigkeiten singen.
    Da ich Musik über alles liebe kenne ich solche Momente wo alles stimmt, weil das passende Lied gespielt oder gesungen wird. Die Seele ist dann total erfüllt und ich nenne das dann Glück 🌌🍀🍀🍀
    Liebe Grüße von Dagmar

    • Wie man es nennt, ist ja fast egal – ich denke, wir meinen ja das Gleiche! Und Musik spielt bei mir in solchen Momenten auch fast immer eine Rolle, liebe Dagmar

    • Musik scheint eine große Rolle zu spielen bei Leuten, die verwirrt sind. Wir waren gestern auf einer Beerdigung. Die liebe Dame ist 103 Jahre alt geworden. Wenn sie die passenden Worte zum Schluss nicht fand, hat sie auch einfach gesungen.

      • Musik verbindet ja auch einfach, macht Stimmungen – und wie viele ältere Menschen können sich zwar kaum noch verständigen, aber wissen noch ganz viele Lieder komplett auswendig… außerdem macht singen glücklich!

  3. Ihr Lieben,
    da fällt mir grade ein, zum Thema „Musik“ – als ich nach meinem 1. Juist-Urlaub mit dem Schiff zurück aufs Festland gefahren bin, wurde ein toller Song gespielt. Weiß nicht mehr, was genau es war. Aber es war total passend! Und mir kamen Tränen…
    Ich wünsche Euch allen einen wunderschönen Tag.
    Liebe Grüße
    Inge W.

    • Nachtrag:
      bei meinen anderen Juist-Urlauben wusste ich schon davon und dann war es nicht mehr so schön wie beim 1. Mal – da unverhofft

    • Liebe Inge,
      ich heule jedesmal wenn auf dem Schiff die Abschiedsmusik losgeht egal was.. .weil man ja nie weiss wann man wiederkommen darf….die Zeiten wo man von einem Jahr schon das nächste gebucht hat und dann gleich drei Wochen sind einfach Vergangenheit😔
      Liebe Grüße
      Petra

    • Liebe Inge,

      mir gehts genauso, die Abfahrt und die Musik und schon rollen die Tränen 🙈.
      Mein Mann ist immer sehr amüsiert, er hat da nicht so eine melancholische Ader.

      Liebe Grüße
      Bärbel

  4. Ich erlebe manchmal solche Glückmomente, Sonntagsmorgens beim Gassi gehen. Wir müssen früh unterwegs sein und ich denke mir dann manchmal diese Situation ist so kitschig schön, dass einem das kaum einer glaubt der nicht selbst einmal dabei war. Ich lebe sehr ländlich, gegenüber ist eine Reitanlage und wenn dann kaum ein Mensch unterwegs ist, geschweige denn Autos fahren, und die Pferde vom Stall auf die Koppel gelassen werden und diese ausgelassen und froh ( so scheint es jedenfalls ) los galoppieren ist dieses Bild für mich immer ein kleines Glückgefühl !

    • Liebe Ulrike,

      das hört sich echt nach Idylle an.
      Ich habe zwar keinen eigenen Hund, aber wenn Nachbars mit ihrem Boxer vom morgendlichen oder zurzeit abendlichen Gassigehen zurückkommen, hüpft Hundi in seinen Pool und planscht soooo toll und ausgelassen. Eine wahre Freude, ihm zuzusehen.

      Das Leben bietet uns so viele wunderbare Momente.
      Danke, liebe Uta, dass Du uns ab und zu daran erinnerst 😉

      Liebe Grüße
      Inge W.

  5. Eine unverhoffte Begegnung mit sympathischen Menschen, gegenseitiges Anlächeln mit Blickkontakt und ein manchmal stilles Übereinkommen in einer unerwartet berührenden Situation sind solche warmen Momente, über die ich mich dann von Herzen freuen kann.
    Und natürlich auch Musik, die mich mitreisst und etwas in mir bewegt, erst recht wenn man „im Rudel“ begeistert und völlig losgelassen mitgeht ….. close my eyes and drift away …..!
    Solche besonderen Momente sind wirklich ein Geschenk und eigentlich ja gar nicht so selten, wenn man sie denn wahrnehmen will.

  6. Liebe Inge (W.), meinst Du die melodische Akkordeonmusik „Albatros“ von James Last? War auch bei mir und anderen befreundeten Juist-Fans über viele FRISIA-Rückfahrten hinweg die Heulnummer. Erst recht, wenn Bekannte noch auf Juist bleiben durften und zum Abschied winkten. Das hat immer so richtig weh getan!

  7. Mein Schwiegervater ist im Oktober 2013 gestorben, nachdem ihm böse Karzinome auf der Lunge erst seine Stimme geraubt haben und später sich in seinem Kopf breit gemacht haben.

    Er hat bis 4 Wochen vor seinem Tod bei uns gelebt (die letzten Wochen musste er aufgrund der Schwere seiner Krankheit leider in eine Pflegeeinrichtung).

    Immer wieder hatte ich mit ihm „warme Momente“, wenn der Kopf nicht mehr so wollte und er danach merkte was kurz vorher so „anders“ war.
    Wir beide waren ein Team und ich wusste ziemlich genau, was ihm fehlte oder welchen Zuspruch er brauchte.

    Wenn er mich so ansah und dabei einfach nichts sagte und wir beide nur den Moment wahrnahmen, dieser im Alter so schwach gewordene, früher starke, schwer wie ein „Pferd“ arbeitende Mann.

    Sie brachen einem zeitweise das Herz diese „Momente“, aber sie haben mich so vieles gelehrt.

    Liebe Grüße und einen herrlichen Tag
    Bärbel

    • Liebe Bärbel,
      ich finde es toll, dass Du die Kraft hattest und Dir die Zeit genommen hast, ihn zu pflegen – und dann solche tollen Momente erleben durftest.
      Liebe Grüße
      Inge W.

    • Wie wunderbar und traurig zugleich, liebe Bärbel… aber Du hast mit Deinem Schwiegervater einen so wichtigen Abschnitt seines Lebens geteilt und diese Zeit kann Euch niemand mehr nehmen…

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