Verdrehte Worte – Teil 1

In dieser Woche möchte ich wieder eine kleine Serie starten und Gedanken über verdrehte Worte mit Euch teilen. Denn ganz oft benutzt man viele Worte wie selbstverständlich und leider haben diese dabei häufig einen ganz anderen Beigeschmack, als sie dem Sinn nach eigentlich bedeuten mögen.

Und wenn man sich das mal überlegt und den neuen oder vielleicht sogar ursprünglichen Sinn in seinen Sprachgebrauch integriert, passiert eventuell auch etwas mit dem eigenen Gefühl, welches man mit dem Wort sonst stets verbunden hat – und man kann letztendlich seinem Lebensgefühl eine klitzekleine neue Richtung geben.

Anfangen möchte ich mit dem Wort: Zumutung 

Ist ja nun wirklich kein besonders positiver Begriff, wenn man ihn so spontan hört: „Du bist eine Zumutung!“ hört sicherlich keiner von uns gerne und triggert zum Beispiel mich direkt an – habe nämlich schon immer eine Urangst davor, Menschen auf die Nerven zu gehen, Zuviel zu sein.

Und auch die Definition des Dudens ist entsprechend: eine Zumutung = etwas Unerträgliches, etwas Unannehmbares, etwas nicht Akzeptables

Wenn man das allerdings mal ein wenig dreht, kann man das Wort auch in einem anderen Licht sehen: sich jemandem zumuten

Und das verstehe ich so, dass man sich nicht verstellt, dass man sich nicht verbiegt, um zu gefallen – dass man in Gesellschaft eines Menschen ganz bei sich bleibt und es aushält, dass man dabei vielleicht auch mal aneckt. Dass man sich nicht zum Wohle der Harmonie und Komfortzone anpasst – sondern sich selber und dem Gegenüber so sehr vertraut, dass man man selber bleibt.

Denn ich denke, dass sich jemandem zuzumuten eben viel mit Vertrauen zu tun hat – und  mit „Mut“, denn nicht umsonst steckt dieses Wort in dem Begriff mitten drin.

So mute ich Euch meine Gedanken- und Empfindungswelt ja auch zu – und habe absolut nicht das Gefühl, dass das etwas schlechtes wäre, ganz im Gegenteil!

6 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta,

    mir ist es mit dem Wort „verrückt“ ähnlich ergangen. Wir befanden uns auf einer Fußwallfahrt, unser Ziel viele, viele Kilometer entfernt. Auf die Frage eines Mannes nach dem Ziel antwortete der Mann: Ja, seid ihr denn verrückt!?
    Wir haben überlegt und kamen zu der Erkenntnis, das wir in diesen Tagen dem Alltag hinter uns lassen. Wir
    VER RÜCKEN für ein paar Tage unseren Lebensrythmus, nehmen eine Auszeit vom Alltag.
    So hat das Wort für mich eine ganz neue Bedeutung bekommen und ich bin gerne verrückt.

    Ähnliches gilt sicher auch für den kommenden Tage des Karnevals.

    • Liebe Anne,
      witzig – das Wort „verrückt“ werde ich in dieser Woche auch noch als Thema haben…
      Wünsche Dir wunderbare, verrückte Tage!!!! 🙂

  2. Es ist wirklich interessant, Uta, über den tieferen Sinn des Wortes ZUMUTUNG nachzudenken! ……..Ist „DAS“, (die Zumutung höchstpersönlich), was sich vor mir aufbaut und mich frech herausfordert mit Mut und Unerschrockenheit ausgestattet oder brauche ich selbst diesen Mut und die, über das Normalmaß hinausgehende Kraft, um mit diesem Etwas umzugehen ? Oder bedingt sich das eine durch das andere? Das hieße ja, wir beide stehen uns zumutig gegenüber. Spannend! Auf alle Fälle bekomme ich gerad richtig Lust auf ein paar Zumutungen 😉

    • Liebe Lydia,
      find das echt klasse, wie Du meine Gedanken immerzu weiter spinnst und weiter zum Nachdenken anregst…!!!!
      Ich denke, es ist mehr das „Ich“, welches einem da im Wege steht, um sich anderen zu zumuten – die angelernte und antrainierte Zurückhaltung, aus der die Angst entstanden ist, negativ aufzufallen, anderen auf die Nerven zu gehen – eben so zu sein, wie man ist oder sich in dem Moment fühlt. Dann lieber anpassen, runterschlucken – sich dem Anderen aber zumuten bedingt eben sehr mutige Ehrlichkeit, eine Transparenz der Seele und damit macht man sich auch angreifbar… ich finde aber, dass sich das lohnt! Denn man lernt sich selber dabei immer besser kennen – also den wichtigsten Menschen, der einen immer wieder zum Hüpfen bringt!

  3. Ja, Du hast so recht, Uta ! Und dabei haben wir ja alle eine so große Sehnsucht nach Echtheit, Offenheit und Ungeschminktheit ! Warum sind wir denn sonst so begeistert von Kaberettisten, Clowns, „vom singenden Italiener“ und TV-Sendungen, in denen Menschen ihre Schwächen zeigen und eben nicht im genormten Kostüm stecken bleiben. Das Risiko, selbst diese Grenzen zu überschreiten ist wohl mit großer (Ur)Angst besetzt, dann eventuell „vom Clan“ verstoßen zu werden – und unser Clan billigt zwar in bestimmten, vorgegebenen Formaten „menschliche Zumutungen“ ( zum Teil übelster Art, siehe „Dschungelcamp“, oh Graus ) – aber im richtigen Leben sollen wir schön überschaubar in der Reihe und gut abzählbar bleiben…..

    • Das Dschungelcamp ist in der Tat eher ein Beispiel, wie man eher nicht aus sich rausgehen sollte… Puh, mehr fremdschämen geht ja fast nicht.
      Tja – das ist die Frage… sollen wir wirklich „schön überschaubar in der Reihe und gut abzählbar bleiben“ oder können wir unseren Mitmenschen eben unser wahres Ich zumuten? Was ja nicht immer nur „aus der Reihe tanzen“ bedeutet, sondern eben auch vielleicht tanzen in einem anderen Rhythmus…

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