Verdrehte Worte – Teil 2

Auch heute soll es um ein Wort gehen, welches wir ganz sicher in unserem Sprachgebrauch verankert haben und immer mal wieder benutzen – ohne uns groß Gedanken um die Zusammensetzung und den Umkehrschluss der Bedeutung zu machen.

Die Enttäuschung 

Sicherlich ploppen da bei ganz vielen hier sofort negative Gefühle hoch, denn enttäuscht ist man laut Definition, wenn die eigenen Erwartungen nicht erfüllt wurden und man darüber traurig ist.

Oftmals ist es ein ziemliches Tod-Schlag-Argument (gerne auch von Müttern eingesetzt), wenn man jemandem sagt, dass man von ihm enttäuscht sei. Das ist viel tiefer gehender und belastender als wenn man gesagt bekommt, der Gegenüber sei zum Beispiel verletzt. Eine Enttäuschung ist vom bekannten Gefühl her viel schlechter auszubügeln, wieder gut zu machen. Wer enttäuscht hat, hat versagt – und in der Empfindung dauerhaft.

Dabei kommt das Wort „Enttäuschung“ ursprünglich aus dem französischen und hatte zunächst eine positive Aussage: „aus einer Täuschung herausreißen“, „eines Besseren belehren“. Der negativen Bedeutung von „täuschen“ folgend, entwickelte sich der negative Sinngehalt als „einer Erwartung nicht entsprechen“.

Eine Enttäuschung hat nämlich ganz viel mit den eigenen Erwartungen zu tun – wenn man enttäuscht über jemanden ist, sagt das also im Prinzip viel mehr über einen selber aus als über die betreffende Person.

Und so kann man eine Enttäuschung dann nämlich auch mit der wirklichen Wortbedeutung verstehen: man ent-täuscht sich – man geht aus der Selbst-Täuschung raus und blickt der Wahrheit ins Gesicht.

In diesem Sinne wünsche ich Euch noch viele Ent-Täuschungen!

 

8 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Der Erwartungslosigkeit und damit dem Ausbleiben von Enttäuschungen kann man sich, glaube ich, nur dann annähern, wenn man gut für sich selbst sorgt und sich immer wieder selbst mit schönen Gefühlen anfüllt. Dann hat man das „Glück, das von außen kommt“ nicht mehr so bitter nötig weil der innere Raum der Bedürftigkeit nicht mehr so groß ist…….Leichter gesagt, als getan – aber die Erkenntnis ist ja schon mal ein erster Schritt! Ich bin oft eher sauer auf mich selbst als auf die jeweilige Situation, wenn ich trotz der schlauen Erkenntnis mal wieder griesgrämig, wütend und enttäuscht in der „Gegend herumschlappe“. Das ist aber auch wieder nicht gut! Um glücklich zu sein, soll man sich ja selbst annehmen und nicht ständig über sich zu Gericht sitzen, oder ?! Ach, das Leben ist schon eine ewige Schule 😉

    • Da sagste was, liebe Lydia… das Leben stellt einen vor immer neue Herausforderungen – aber sonst wäre es ja auch ganz schön langweilig…
      Dieses sauer auf sich selber sein, das kenne ich auch zur Genüge: weil man mal wieder zu hohe Erwartungen hatte. Besonders hoch sind immer die, die ich an mich selber stelle: und enttäuscht von sich selber sein, ist noch blöder… Und meiste sind meine Erwartungen an mich so hoch, dass ich sie gar nicht erfüllen KANN – totaler Teufelskreis. Aber: ich arbeite daran…!!!! 🙂

  2. Ich auch! Leider, blöderweise wird man von dieser Schwerstarbeit nicht auch gleichzeitig rank und schlank 😉

  3. …..womit ich bei “schlank und rank” schon direkt beim nächsten Thema bin: soll ich mich nicht auch mit “Weihnachtsschokoladen-Speckring” akzeptieren und diese Moppelringe geradezu lieben ??? Ach, ich lasse das Nachdenken jetzt besser mal 🙂

    • Klar sollst Du das, Lydia!!!! Und wenn Du es nicht kannst und es Dich SO sehr stört, dann änder es – aber mit Zeit, Achtsamkeit und Hüpfen… 🙂

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