Letztens hat mir Jutta aus Köln eine ganz liebe Email geschrieben, in der sie sich für meinen Blog bedankt hat und worüber ich mich total gefreut habe. Ist ja immer schön zu hören/lesen, dass man Menschen etwas geben, sie berühren kann. Dass die eigenen Gedanken verstanden werden und man mit seinen Ideen übers Leben im Allerkleinsten vielleicht etwas bewirkt.
Auf meine Antwort an Jutta, hat die mir nochmal geschrieben und mir von einer ganz wunderbaren Aktion erzählt, die sie gestartet hat. Dankenswerterweise darf ich sie Euch auch hier auftippen.
Jutta schrieb: „Was dich vielleicht interessiert, weil es, glaube ich, irgendwie auch zu dir passt: ich habe gerade für eine ganz liebe Freundin, die einiges aus ihrer Vergangenheit aufzuarbeiten hat, eine Komplimenteliste geschrieben, all das, was ich an ihr schätze und warum ich sie mag. Eine sehr schöne Aufgabe und irgendwie ein tolles Gefühl, zu sehen, mit was für einem wunderbaren Menschen man befreundet ist und dass dieser wunderbare Mensch einen selbst auch schätzt.“
Ist das nicht eine schöne Sache? So einfach – aber mit absoluter Erfolgsgarantie! Werde ich auf jeden Fall übernehmen – habe da so einige Kandidaten im Kopf (und jetzt, wo ich alle Probezeit-Klausuren geschrieben habe, ja auch ein wenig Zeit für solch tolle Dinge) – und vielleicht macht Ihr ja auch mal Eurem Lieblingsmenschen so eine Freude…
Mehr Grund zum Hüpfen kann man ja gar nicht schenken…
Ich habe vor Jahren eine berührende Geschichte zu diesem Thema gelesen, die ich gerne hier wiedergegeben möchte.
„Die Liste der Nettigkeiten (Erzählung)“.
Eines Tages bat eine Lehrerin ihre Schüler, die Namen aller anderen Schüler in der Klasse auf ein Blatt Papier zu schreiben und ein wenig Platz neben den Namen zu lassen. Dann sagte sie zu den Schülern, Sie sollten überlegen, was das Netteste ist, das sie über jeden ihrer Klassenkameraden sagen können und das sollten sie neben die Namen schreiben. Es dauerte die ganze Stunde, bis jeder fertig war und bevor sie den Klassenraum verließen, gaben sie ihre Blätter der Lehrerin. Am Wochenende schrieb die Lehrerin jeden Schülernamen auf ein Blatt Papier und daneben die Liste der netten Bemerkungen, die ihre Mitschüler über den einzelnen aufgeschrieben hatten.
Am Montag gab sie jedem Schüler seine oder ihre Liste. Schon nach kurzer Zeit lächelten alle. “Wirklich?”, hörte man flüstern….. “Ich wusste gar nicht, dass ich irgendjemandem was bedeute!” und “Ich wusste nicht, dass mich andere so mögen”, waren die Kommentare. Niemand erwähnte danach die Listen wieder. Die Lehrerin wusste nicht, ob die Schüler sie untereinander oder mit ihren Eltern diskutiert hatten, aber das machte nichts aus. Die Übung hatte ihren Zweck erfüllt. Die Schüler waren glücklich mit sich und mit den anderen.
Einige Jahre später war einer der Schüler in Vietnam gefallen und die Lehrerin ging zum Begräbnis dieses Schülers. Die Kirche war überfüllt mit vielen Freunden. Einer nach dem anderen, der den jungen Mann geliebt oder gekannt hatte, ging am Sarg vorbei und erwies ihm die letzte Ehre. Die Lehrerin ging als letzte und betete vor dem Sarg. Als sie dort stand, sagte einer der Soldaten, die den Sarg trugen, zu ihr: “Waren Sie Marks Mathe Lehrerin?” Sie nickte: “Ja”. Dann sagte er: “Mark hat sehr oft von Ihnen gesprochen.” Nach dem Begräbnis waren die meisten von Marks früheren Schulfreunden versammelt. Marks Eltern waren auch da und sie warteten offenbar sehnsüchtig darauf, mit der Lehrerin zu sprechen. “Wir wollen Ihnen etwas zeigen”, sagte der Vater und zog eine Geldbörse aus seiner Tasche. “Das wurde gefunden, als Mark gefallen ist. Wir dachten, Sie würden es erkennen.” Aus der Geldbörse zog er ein stark abgenutztes Blatt, das offensichtlich zusammengeklebt, viele Male gefaltet und auseinandergefaltet worden war. Die Lehrerin wusste ohne hinzusehen, dass dies eines der Blätter war, auf denen die netten Dinge standen, die seine Klassenkameraden über Mark geschrieben hatten. “Wir möchten Ihnen so sehr dafür danken, dass Sie das gemacht haben”, sagte Marks Mutter. “Wie Sie sehen können, hat Mark das sehr geschätzt.”
Alle früheren Schüler versammelten sich um die Lehrerin. Charlie lächelte ein bisschen und sagte: “Ich habe meine Liste auch noch. Sie ist in der obersten Lade in meinem Schreibtisch”. Chucks Frau sagte: “Chuck bat mich, die Liste in unser Hochzeitsalbum zu kleben.” “Ich habe meine auch noch”, sagte Marilyn. “Sie ist in meinem Tagebuch.” Dann griff Vicki, eine andere Mitschülerin, in ihren Taschenkalender und zeigte ihre abgegriffene und ausgefranste Liste den anderen. “Ich trage sie immer bei mir”, sagte Vicki und meinte dann: “Ich glaube, wir haben alle die Listen aufbewahrt.”
Die Lehrerin war so gerührt, dass sie sich setzen musste und weinte. Sie weinte um Mark und für alle seine Freunde, die ihn nie mehr sehen würden. Im Zusammenleben mit unseren Mitmenschen vergessen wir oft, dass jedes Leben eines Tages endet und dass wir nicht wissen, wann dieser Tag sein wird. Deshalb sollte man den Menschen, die man liebt und um die man sich sorgt, sagen, dass sie etwas Besonderes und Wichtiges sind. Sag es ihnen, bevor es zu spät ist.
Das finde ich auch. Ganz lieben Gruß,
Margarete
Liebe Margarete,
ich kannte die Geschichte zwar – aber sie treibt mir jedes Mal die Tränen in die Augen. Sie ist auf eine so schlichte Art so berührend und schön!!! Danke fürs Erinnern…
Liebe Uta,
geht mir genau so.
Ganz lieben Gruß,
Margarete
🙂
Liebe Uta, ich freue mich sehr über Deinen Beitrag. In unserer leider häufig zu beobachtenden Ellbogengesellschaft und in Zeiten der sozialen Kälte gibt es sie zum Glück immer wieder, diese Lichtblicke. Es ist doch so einfach – wie Du schon sagtest – lieben, nahestehenden Menschen einfach nur einmal zu zeigen, wie sehr man sie wertschätzt! Mehr noch, sogar uns eigentlich in ihrem Wesen eher Unbekannte freuen sich über nette, ehrlich lieb gemeinte Worte. Und auch Margaretes Geschichte zeigt ja eindringlich, wie gut und wohltuend Nähe und Wärme sind. Und dass solch liebe Gesten manchmal mitten ins Herz treffen können und unvergesslich bleiben. So schön!!!
Das stimmt, liebe Gabi – die einfachsten Dinge sind oft die wertvollsten: ein echtes Lächeln zur richtigen Augenblick, ein liebes Wort, eine kleine Geste – alles so viel gehaltvoller als jedes dicke Geschenk
Meine beste Freundin hat sich vor 3 Jahren von ihrem Mann, nach langem Märtyrium psychischer Natur, getrennt.
Sie hatte kein Selbstwertgefühl mehr, vollkommen erloschen. Mein Mann und ich haben ihr in den Jahren der Trennung immer beigestanden, sei es mit plötzlichem Einsatz „weil es nicht mehr auszuhalten war“, oder ganz am Ende, wo die räumliche Trennung vollzogen wurde.
Sie zog von einem Einfamilienhaus mit Garten in eine 50qm Dachgeschosswohnung ohne direkten Blick nach draußen (mitgenommen hat sie ihren studierenden Sohn und ihren Hund -der ist leider vor vier Wochen eingeschläfert worden-).
Es war ein emotionaler und mentaler, durchaus auch ein körperlicher Kraftakt für sie. In der ganzen Zeit hab ich ihr immer wieder gesagt, wie sehr ich sie bewundere, diesen endgültigen Schritt nach 25 Ehejahren gemacht zu haben (allerdings wäre es schon 15 Jahre eher nötig gewesen). Ich habe ihre Qualitäten aufgezählt und auch das sie nach 20 Jahren Haushalt und Kinder den Berufseinstieg so bravourös gemeistert hat.
Heute eineinhalb Jahre nach ihrem Umzug in ihr „neues“ Leben sagt sie mir oft, dass sie nur „überleben“ konnte, weil ich ihr ständig gesagt habe, wie sie wirklich ist.
Und ich sage nochmal: sie ist die weitherzigste, tollste, unklomplizierteste, großherzigste und aller, aller liebste Freundin die ich habe und Gott sei dank vor 26 Jahren kennenlernen durfte ❤.
Euch allen ein schönes Wochenende.
Bärbel
Oh, wow… Liebe Bärbel! Wie schön…. wie schön, dass Deine Freundin Dich damals an ihrer Seite hatte! Solche Geschichten zeigen es wieder mal: Freundschaften – oder Seelenverwandtschaft – ist das allerwichtigste im Leben – die mit schönste Art der Liebe und mit echten Freunden schafft man so gut wie alles! Ganz liebe Grüße an Deine Freundin bitte – und sie soll bitte unendlich stolz auf ihren Schritt in die Freiheit und in IHR Leben sein!!!