Du kannst viel mehr als scheitern

In meinem letzten Artikel habe ich ja – zugegebenermaßen etwas salopp – über das Scheitern geschrieben. Damit war natürlich kein existenzielles Unvermögen gemeint – oder Beziehungen, die leider zu Ende gegangen sind und wo man sich zunächst auch stets ziemlich in Frage stellt.

Meine Gedanken gingen mehr in die alltäglichen kleinen Dinge, über die man oft so stolpert und die man vermeintlich nicht schafft. Die Konservendose so aufzudrehen, dass man den Inhalt ohne Kleckern ausschütten kann – die Haare so in Form zu bringen, dass man nicht aussieht, als hätte man drei Wochen im Bett gelegen – oder Spaghetti Bolognese so zu essen, dass man das nicht auf den ersten Blick im Nachhinein am Oberteil erkennen kann. Sind jetzt alles so Situationen aus dem Leben einer gewissen Uta J. – passiert mir so oder so ähnlich ständig und es ist nur ein Bruchteil meiner Paddeligkeit.

Ich denke, was diese kleinen Scheitern-Bereiche angeht, fährt man eben am besten, wenn man sich möglichst wenig darüber aufregt. Sondern es aus der Welt lächelt – und vor allem nicht dieses übliche „Na, das war ja wieder mal typisch für mich!“ an den Tag legt.

In „sich selber klein machen“ sind wir ja oft ganz groß. Dabei können und wissen wie so viel!!! Wahrscheinlich so viel mehr als wir denken – bzw. als uns bewusst ist.

Und deswegen ist meine Hausaufgabe an Euch fürs Wochenende: setzt Euch mal hin und schreibt 25 Dinge auf, die Ihr könnt. 25 sind dabei bewusst eine sehr kleine Menge – aber es soll Euch ja nicht auf Anhieb erschrecken – und vielleicht läuft es Euch ja nach kurzer Zeit so aus der Feder, dass Ihr noch viel mehr Sachen aufschreibt.

Es klingt auf den ersten Blick komisch… aber schreibt vielleicht mal so Dinge auf wie:

  • Ich kann lesen
  • Ich kann Fahrrad fahren
  • Ich kann gut zuhören
  • Ich kann singen
  • Ich kann kochen

Was vielleicht zuerst banal klingt, ist auf keinen Fall selbstverständlich: selbst das wir laufen, sprechen oder uns selber morgens anziehen können, ist nicht für alle Menschen normal. Auch wir mussten all diese Dinge irgendwann lernen und waren darin sehr erfolgreich!

Wir sind also so viel mehr als die kleinen Dinge, in denen wir auch mal scheitern – zumal wir selbst daraus oft noch lernen!

Ich wünsche Euch viel Spaß mit Eurer Erfolgs-Liste und ein wunderbares Wochenende!

14 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Ach, jetzt muss ich gleich an meinen Vater denken, der während meiner Kindheit immer wieder versucht hat, meine wohl angeborene Schusseligkeit mit zwei mantrenartigen Leitsätzen zu bearbeiten: No1 hieß „ALLES MIT BEDACHT, LYDIA!” und No2 war etwas weniger pädagogisch wertvoll 😉 , nämlich: „WAS DU VORN AUFBAUST, DAS SCHMEISST DU MIT DEM PO WIEDER UM.“ Na ja, versucht hat er’s, mein lieber Papi. Genutzt hat es wohl wenig bis gar nix. Abergesehen von vielen wunderbaren Eigenschaften, die ich mir so auf die Fahne schreibe, bin ich genau der gleiche Schussel geblieben, der ich damals schon war. Nichts zu machen! So hab ich wenigstens immer noch etwas Sinnvolles, auf dass ich hinarbeiten kann 🙂 ….. mal eine aufgeräumte Handtasche, – mal eine fleckenfreie Umgebung, – mal ein sortiertes, kratzerfreies Leben. Das wärs….. Ein gut gebügelter Tag ! Herrlich! …..oder viellleicht wäre das auch überhaupt gar nicht das Passende für mich ? 🙂

    • Puh, solche Sprüche wie Dein Vater sie gemacht hat, prägen einen dann doch ganz schön, oder? Sicherlich waren sie gar nicht allzu böse gemeint – aber ein Leben lang wirst Du in Deinen Augen nun eben der „Schussel“ bleiben… Und ich bin mir sooooo sicher: Du hast tausend andere Eigenschaften, die viel wichtiger sind!

  2. Glückauf

    Ich kann mit Sicherheit 25 Dinge auflisten und wohl auch noch ein paar mehr, aber – ich scheitere daran darüber nachdenken zu wollen 😉

    Manchmal gehst du hin, nimmst dir was vor, das gelingt warum in 3 Teufels Namen eben nicht, und dann stehst du vor der alles entscheidenden Frage – versuch ich´s nochmal und schaffe es wieder nicht, verzweifele und muss mich für die aufkommenden Frust ob der eigenen Unzulänglichkeit dann erst mal mit was Süßem, einem Eis oder etwas neu gekauften entschädigen. Oder – ich lass es, erzähls keinem und rede mir ein, dass ich das sowie nie schaffen-, erreichen wollte. Schließlich gibt es noch so viel Anderes das nur darauf wartet, dass ich auch daran scheitere 😀

    Unser Leben hält für jeden von uns ein letztes Ziel bereit. Auf diesem Weg gibt es eben viele Etappen, manche schaffen wir, manche eben nicht. Uta könnte sich z.B. eine montagefreie Sonnenliege zulegen, die Objektive des Scheiterns einem guten Zweck zu führen – zack, wieder was geschafft und beim nächsten Versuch sonnenzubaden lauert wenn überhaupt eine andere Hürde, die zum Scheitern verdammt 🙂

    Ich denke, wir sollten Scheitern nicht als eine eigene Unzulänglichkeit, Unvermögen oder gar Schuld interpretieren, sondern als das was es ist – eine Möglichkeit andere Lösungen anzustreben, andere Wege zu gehen. Mit der Einstellung haben wir alle unzählige Dinge an denen wir eben nicht gescheitert sind und auch künftig nicht scheitern.

    Was mich betrifft – ich will gar nicht alles schaffen, sehe ein Scheitern an Alltagsdingen nur als eine Randnotiz zu dem, was nicht zu mir gehört, nicht zu mir passt oder einfach für mich nicht bestimmt ist. Heute, mit ein paar Jahrzehnten Lebenserfahrung/-weg lässt sich das natürlich etwas gelassener daher sagen. Noch vor 20, 30 Jahren hab ich auch mehr als einmal die Faust in der Tasche geballt, das „sch“ Wort gemurmelt oder heraus geschrieen, Heute kann ich schmunzeld auf viele dieser Scheitereien zurück blicken.

    Ach, liebe Uta – ich wollte mich eigentlich viel kürzer fassen – tja, gescheitert, würde ich mal behaupten.

    Schönes Wochenende Euch allen
    Frank

    • Lieber Frank,
      tolle Worte – wie immer!!!!
      Die montagefreie Liege werde ich mir aber nicht zulegen: denn ich lache einfach zu gerne über mich und mein „Scheitern“! 🙂

  3. Frank, Du schreibst einfach genial!!!! Wann kommt Dein erstes Buch raus? Ich möchte es schon mal vorbestellen.

  4. Liebe Uta,
    Wie Du schon sagtest, wir alle hier sind uns sicherlich bewusst darüber, was wir gut und locker schaffen (können), auch über das, wo wir dann eher mächtig rumkrebsen, um es zu bewältigen. Und dann gibt es halt noch die Situationen, in denen wir feststellen, einer Aufgabe nicht gewachsen zu sein. Dies dann zu akzeptieren und NICHT mit sich zu hadern, ist für mich der sinnvollste Weg. Wir haben so viele tolle Fähigkeiten, auf die wir stolz sein dürfen. In manchen Belangen zu scheitern, gehört zum MENSCH SEIN, es ist völlig normal und menschlich, gehört zu unserem Leben!
    Frank , ich denke, Du bringst den Schlüsselsatz für alle, die sich das so nicht eingestehen wollen/können: „…..wir sollten Scheitern nicht als eigene Unzulänglichkeit interpretieren!“ Stimmt!

  5. Ganz wichtig: Mut zur Lücke! Wir müssen nicht alles können und müssen nicht alles wissen – nur, wenn es drauf ankommt, sollten wir wissen, an wen wir uns wenden oder wo wir nachgucken können. Dann ist das mit dem Scheitern auch gar nicht so tragisch, weil wir unsere Grenzen akzeptieren – eben mit dem Mut zur Lücke.

  6. dazu fällt mir ein:
    Eigenlob stimmt!
    ja, ich habe ganz viele Sachen „gefunden“, die ich gut kann. Leider zählt das Hula-Hoop-Kreisen nicht dazu 😉

    Liebe, sonnige Grüßle aus dem Schwabenland
    Inge W.

    • TOLL, liebe Inge!!!!! Find ich super, dass Du Dich an die Liste gemacht und ganz viele tolle Sachen gefunden hast. Das Hulla Hoop kommt bestimmt später noch dazu!

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