Die Rebellin

Im letzten Artikel gingen meine Gedanken ja dahin, dass man bereits im Kindesalter (sobald man auf die erste Horde Gleichaltriger – aber eben nicht immer Gleichgesinnter – trifft) beginnt, sich den Mitmenschen anzupassen. Man verliert im direkten Vergleich mit den anscheinend gängigen Normen und angesagten Charakteren der Allgemeinheit den Bezug zu sich selber. Man verleugnet sich ein stückweit, um dazu zu gehören, um nicht aus der Rolle zu tanzen – um nicht Gegenstand der negativen Aufmerksamkeit zu werden.

Allerdings sind nicht alle so… es gibt auch unter den Kindern echte Rebellen… kleine Menschen, die bereits so gefestigt und stark auf diese Erde gekommen sind, dass ihnen die Beeinflussungen von außen oder die Idee, hinter der alle anderen herrennen, nichts „anhaben“ können. Sie zucken mit den schmalen Schultern, gucken in den Spiegel und sehen sofort DIE Person, die es eben doch am besten weiß!

Ich war leider nicht so eine kleine Anpassungs-Antikämpferin. Wenn ich – mit leiser Scham – mal so zurückblicke, dann habe ich mich ab der Grundschule ganz schön oft hinter der Masse versteckt, mich selber verraten und verkauft. Meine Seele schüttelt über so manche Situation meiner Kindheit bestimmt heute noch halb amüsiert, halb verärgert den Lockenkopf…

Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass ich allerdings so ein wunderbar starrsinniges Kind auf die Welt gesetzt habe. Immer wieder bin ich darüber super erstaunt und kann für meine Tochter nur pure Bewunderung empfinden:

Johanna ist eben in jeder Situation Johanna – was dieses Mädchen nicht möchte, das will sie eben nicht. Da können alle anderen in der Klasse anderer Meinung sein: Johanna bleibt da stur. Als sie letztens zum Beispiel auf Klassenfahrt waren und die Lehrer einen Disko-Abend veranstaltet haben, hat Johanna die Zeit bis zum Bett gehen mit einem anderen Kind ein Brettspiel gemacht. Tanzen, in der Runde stehen und über die Jungs kichern: das findet sie halt doof… (noch!)

Auch bei den Klamotten: während ich an mittlerweile 99% aller 10-14jährigen zur Zeit Glitzer-Pailletten-Shirts sehe, rennt meine Tochter missmutig durch die Läden, findet alles hässlich und trägt halt Kleidung nach ihrem Geschmack: eher schlicht und eben ganz „Johanna“…

Sie lässt sich nicht verbiegen, eckt dadurch auch des Öfteren mal an, aber auch dadurch lässt sie sich nicht beirren.

Und ich bin stolz, dass ich mir an meiner Tochter ein dickes Beispiel nehmen kann…

11 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Guten Morgen Uta,
    deine Johanna erinnert mich ganz ganz schwer an mich 😀
    Da kannst du auch echt stolz drauf sein,wenn deine Tochter so geradeaus und sie selber ist!!!
    Ich kann mich noch gut an meine Kindheit/Jugend erinnern.
    Das war oft alles andere als leicht.
    Ich war immer irgendwie anders,aber ich hatte das große Glück als Teenie die richtigen Freunde kennengelernt zu haben.
    Die waren auch anders.
    Mir persönlich war das mit der Masse rumrennen immer zu blöde,das war nicht ich und so habe ich mich auch verhalten.
    Es ist heute noch so,das ich mich nicht anpasse auch wenn andere das gerne hätten.
    Ich kann und will mich nicht selbst belügen.
    Übrigens ist Johanna nicht starrsinnig,sie ist nur selbstwußt und das ist gut so.
    Ganz liebe Grüße auch an Johanna,
    Petra 🙂

    • Liebe Petra,
      da wäre ich ja NIIIIIEEEEE drauf gekommen, dass Du schon immer Deinen eigenen Kopf hattest…. 😀 😀 😀
      Ist ja eine der Eigenschaften, die ich an Dir so mag – Du bist eben Petra, durch und durch!!! Und das ist wunderbar so…

      Das „starrsinnig“ war gar nicht negativ gemeint – sondern eben im Sinne von: eigenen Willen haben und den auch durchsetzen

  2. Liebe Uta,
    wenn es um Kinder geht, bin ich nicht nur Blogleserin, sondern auch Kommentarschreiberin 😀
    Deine Johanna ist super ! erinnert mich an Pippi Langstrumph : Ich mach die Welt, wie sie mir gefällt ….
    Möge sie sich ihren eigenen Kopf bewahren und ihr Ding machen. Hauptsache sie hat ein gutes Gefühl !! und muss nicht Jahre später ihr eigenes Ich suchen.
    Ich war Meisterin im Anpassen, scheu, schüchtern, mach dich nicht so groß u.s.w.
    ein durch Sektenreligiosität geformtes Familienleben, da war Identität nicht so gefragt.
    Aber was hat mich damals gerettet: Besuche auf JUIST bei Onkel und Tante.
    Liebe Grüße von Dagmar

    • Liebe Dagmar,
      wie toll, dass Du Dein Ventil gefunden hast – in und auf Juist – und wie schön, dass Du heute zu der Frau geworden bist, die die Welt ein großes Stück schöner macht!

  3. SO EINE WUNDERBARE JOHANNA 👍🏼 Sie wird eine ganz starke, tolle Frau werden ! Ist sie ja jetzt schon ! – Kennt ihr das neue Buch von einem der gerade erfolgreichsten schwedischen Autoren Fredrik Backman, “Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid” ? (als Hörbuch wunderbar feinfühlig gelesen von Heikko Deutschmann). Da geht es genau um dieses Thema des ganz besonderen Mädchens, das mit seiner kindlichen Weisheit und Eigenständigkeit den Erwachsenen oft eine große Ecke voraus ist……. Fredrik Backman sagt, dass Astrid Lindgren seine große Inspirationsquelle ist und ich LIEBE DIESES BUCH !

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