ZEIT zum hüpfen – 2

Facebook ist ja in mancher Hinsicht ganz praktisch und nimmt einem sogar öfters mal den Blick in den Kalender ab. Ich mag das ja ganz gerne, dass einem die Geburtstage der Facebook-Freunde angezeigt wird – find das schön, denjenigen einen kleinen, lieben Gruß zu schreiben und das gehört zu meinem täglichen „mach-ich-mal-eben“-Programm.

Vor ein paar Tagen hatte nur eine Facebook-Freundin Geburtstag und diesen Hinweis habe ich zuerst als Email gelesen: „Bettina … hat heute Geburtstag – lass sie wissen, dass Du heute an sie denkst!“

Bettina ist vor fast genau einem Jahr an Brustkrebs gestorben…

Bettina ist das typische Beispiel einer Facebook-„Freundschaft“ – wir kannten uns nur flüchtig, haben uns aber ein paarmal nett unterhalten. Seit sie weggezogen war, hatten wir keinerlei Kontakt mehr. Ich hätte sie dennoch gerne an diesem besagten Tag wissen lassen, dass ich an sie gedacht habe… aber ein lieber Gruß hat sie auf dem herkömmlichen Wege nicht mehr erreicht. So habe ich an diesem Tag ihr Profilbild groß geklickt, ihr hübsches strahlendes Gesicht angeschaut und ihr einen stillen Gedanken geschickt – ich bin mir ziemlich sicher, dass sie es „gehört“ hat.

Ich finde, diese Situation passt sehr gut in meine Zeit-Serie hier. Natürlich können wir nicht jedem Menschen in unserem Leben ständig und dauernd erzählen, wie wichtig sie uns sind – oder flüchtigen Bekanntschaften mitteilen, dass sie uns sympathisch sind und dass es schön ist, dass es sie gibt. Bettina hat mir an diesem Tag allerdings gezeigt, dass man es durchaus ab und zu machen kann – und dass das ja auch gar nicht viel Zeit kostet. Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, nun öfters mal Menschen, die mir gerade in den Sinn kommen, dies auch zu sagen: ein kurzes: „Hey, habe gerade an Dich gedacht und mich darüber  gefreut!“

12 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Meine Freundin ist mit Anfang dreißig vor drei Jahren an Leukämie verstorben. Sie ist die Patentante unseres mittleren Sohnes. Seit einiger Zeit fragt er immer wieder nach seiner Patentante. Er malt Bilder für sie, die wir auch schon auf das Grab gelegt haben, er möchte viel über sie wissen. So reden wir täglich von ihr und sie ist uns ganz nah. Das ist ein schönes Gefühl für uns alle.

    • Liebe Ute,
      so traurig diese Geschichte auch ist: ich finde es toll, wie Ihr mit dem Tod umgeht und dass Ihr Deine Freundin so „lebendig“ haltet. Ich hoffe, Du zeigst Deinem Sohn ganz viele schöne Bilder von ihr und erzählst ihm lustige Geschichten, was Ihr zusammen angestellt habt.

  2. Hallo Uta,
    ich find auch das man das tun sollte. Ich habe jetzt mit meinem Handy aus Bilder von unseren Urlauben auf Juist ein Video für meine Schwester gemacht. Hab mich bei meiner Schwester für die schöne Zeit bedankt und ihr gesagt, das ich sie lieb habe. Sie hat sich so darüber gefreut.
    Als unser Familienhund damals gestorben ist (ich war damals schon 3 Jahre vorher ausgezogen) habe ich gedacht, seid du ausgezogen bist hast du ihm viel zu wenig gesagt, das du ihn lieb hast und nicht mehr so viel Zeit für ihn gehabt.( er war aus dem Tierheim 16 Jahre alt und hat bei uns 14 schöne Jahre gehabt)
    Ich weiß, das er es nicht verstanden hätte, wenn ich es ihm gesagt hätte und das mit der Zeit halt nicht anders möglich war, aber das waren so meine Gedanken u Gefühle. Damals habe ich ich angefangen auch den Menschen die ich lieb habe oder mag das auch von Zeit zu Zeit einfach mal so zu sagen.Umso mehr war ich froh das ich ein paar Jahre vorher mal ganz alleine mit ihm auf Juist war und wir zwei die Zeit nur für uns hatten. Ich denke so gern daran. Manche können das mit unserem Hund vielleicht nicht verstehn aber gehörte einfach zur Familie.
    Und wo wir schon mal dabei sind : obwohl wir uns nicht persönlich kennen, möchte ich dir sagen wie sympathisch ich dich finde u wie toll es ist, das du diesen Blog hier machst. Und das ich es bereue dich auf Juist nicht einfach angesprochen und es dir persönlich gesagt habe. Ich habe damals nicht gewusst, ob es dir recht ist, wenn ich dich einfach so anquatsche u wenn das jeder macht ….Wenn ich dich jetzt treffen würde, würde ich es tun.
    Ich schreibe sonst im Internet keine Komentare (außer damals in den Juist Blog) aber du machst diesen Bolg ( und damals den Juist Blog) so besonders durch deine offene u ehrlich Art das ich einfach muss.

    Liebe Grüße
    Karin

    • Liebe Karin,
      ach, wie lieb Du bist!!!! Erstmal: wer das mit Deinem Hund nicht versteht, der hatte wohl noch nie ein Tier und kann nicht ermessen, dass es Familienmitglieder sind, die man sehr, sehr im Herzen trägt. Ich denke schon, dass Dein Hund es verstanden hätte, wenn Du ihm das gesagt hättest – ich denke allerdings auch, dass er es auch so verstanden hat – ohne, dass Du es explizit ausgesprochen hast.
      Vielen Dank für Deine warmen Worte in Bezug auf mich und meinen Blog: es freut mich so sehr, dass er Dir gefällt und Dir etwas mitgibt!!!! Das erfüllt mich echt mit Stolz und Glück!

  3. Hallo Bettina, ich habe Dich nicht kennenlernen dürfen, aber die Uta hat Dich so nett beschrieben, dass ich Dir jetzt auch einfach mal einen ganz lieben Gedanken schicke !

  4. Mit geht oft der Spruch durch den Kopf, der sagt: sag morgens mir ein gutes Wort, bevor du gehörst vom Hause fort. Es kann so viel am Tag geschehen. Wer weiß ob wir uns wieder sehen. Sag liebe ein Wort zur guten Nacht. Wer weu5ob man noch früh erwacht. Das Leben ist so schnell vorbei und dann ist es nicht einerlei, was du zuletzt zu mir gesagt, was du zuletzt mich hast gefragt. Drum Maß ein gutes Wort das letzte sein. Vedenk, das letzte könnt‘ s für immer sein.
    Da Im letzten Jahr meine Mutter gestorben ist – zwar gesegnete fast 93 und klar im Kopf – und dieses Jahr eine sehr liebe Nachbarin mit erst 64 denke ich oft: ach das möchtest du ihr jetzt erzählen. Manchmal zu ich’s auch auf dem Friedhof. Ich denke, beide hören es uns freuen sich mit mir.

    • Liebe Ute,
      da glaubt ja jeder etwas anderes, was nach dem Tod so passiert und ob es noch einen „Kontakt“ zwischen den Welten gibt. Ich für meinen Teil glaube fest daran, dass die, die vor uns gegangen sind, trotzdem alles mitbekommen, wenn sie es möchten. Ich habe schon oft liebe Menschen, die aus meinem Umfeld gestorben sind, so nah bei mir gespürt, dass ich einfach gewusst habe, dass sie (bzw. ihre Seele) gerade bei mir waren. Das war sehr tröstlich

  5. Ich halte es wie du, liebe Uta. Es ist so wichtig „Zeit“ zu finden. Egal für was und für wen, aber ganz ganz wichtig ist es, Zeit für die Familie zu haben. Für die älter werdenden Eltern, die immer wieder Fragen stellen, die keinen rechten Sinn machen, die von früher reden und Menschen erwähnen, die man nicht kennt. Sie werden schusselig und manchmal auch anstrengend, und doch ist die Zeit begrenzt, die uns noch bleibt. Dessen sollte man sich bewußt sein. Morgen schon kann der Gruß nur noch gen Himmel gehen. Sicher, er kommt an, aber die warme Hand und das freundliche Lächeln kommt nicht zurück. In diesem Sinne, herzliche Grüße aus Osnabrück, unbekannter Weise. Liane

    • Da hast Du absolut Recht, liebe Liane. Meine Mutter wird im nächsten Monat 85 Jahre alt… da man ihr das so nicht so anmerkt und weil ich den Gedanken, dass sie irgendwann nicht mehr jeden Sonntag am Telefon sein wird oder ich sie nicht mehr besuchen kann, so gar nicht ertrage, denke ich es nicht sehr oft: aber der Tod gehört nun mal zum Leben und ist in so einem Alter echt ein Thema… Und da sollte man die Zeit noch nutzen, um alles zu sagen, was man später nicht mehr direkt äußern kann. Ganz liebe Grüße zurück!

  6. Ojeeeh, ja, das ist so wahr! Ich hab meine Mutter erst vor ein paar Wochen „gehen lassen müssen“ – dieses „NIE MEHR“ ist für mich immer noch komplett surreal und es schaudert mich von Kopf bis Fuß wenn ich mich tiefer auf diesen Gedanken einlasse. Ich hatte das Riesenglück, dass ich mit meiner Mutter an ihrem Bett in den letzten Monaten noch ein paar ganz intensive, schöne Mama-Tochter-Stunden verbringen konnte. Das sind jetzt Erinnerungen obenauf in der großen Kindheitskiste, die ich gern raushole und die mir Trost geben!

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