Die zwei Schwächen

Da ist man doch stets im irrwitzigen Glauben, dass der Norden hauptsächlich aus plattem Land wie ne Flunder besteht. Doch wohnt man dann zum Beispiel im Seevetal, wie wir seit dem Sommer, dann wird man echt eines Besseren belehrt.

Seit gestern ist mein Auto in der Werkstatt – auch da gerne das eine oder andere Däumchen drücken, dass das nicht so teuer wird – die Batterie muckt und ich hatte in den letzten Tagen schon zweimal die „gelben Engel“ da.

Um mich an der Waldnatur hier zu erfreuen, auf schöne Gedanken zu kommen und weil ich das ja auch super gerne machen, bin ich in der letzten Zeit ganz oft zu Fuß gegangen – heute hatte ich wegen drohendem Regen und eben aus Ermangelung meines Wagens mal wieder das Fahrrad genommen, um die Mittagseinkäufe zu erledigen.

Die Strecke weist eben einige „Berge“ auf – klar, welche, über die ein Tour de France-Fahrer nur müde drüber lächeln würde und die ich normalerweise auch im 2. Gang absolviere, um das Schöne mit einer kleinen nützlichen Sporteinheit zu verbinden.

Heute hab ich direkt am Anfang in den kleinsten Gang geschaltet, auf der Hälfte bereits gekeucht wie nichts Gutes und am Ende stand die Frage im Raum, wo eigentlich das Sauerstoffzelt ist, wenn man es braucht?!?

Ich halte mich im Normalfall für einen ganz gut trainierten, körperlich fitten Menschen – jetzt habe ich wegen Bandscheibenvorfall und Grippe etwa vier Wochen kaum Sport gemacht und bin mir ziemlich sicher, dass mich ne 80-jährige beim Treppensteigen überholen würde.

Das bringt mich auf die kühne These, dass körperliche Schwäche viel schneller eintritt als psychische. Die Seele kann ganz schön lange malträtiert, gequält und mies behandelt werden – sie zieht sich höchstens ein wenig zurück, aber hält ganz viel aus. Der Körper hingegen zeigt einem ganz schön fix, dass er schwach ist.

Im Umkehrschluss denke ich aber auch, dass sich körperliche Stärke ziemlich rasch wieder aufbauen lässt. Sollte meine Grippe ganz abgeklungen sein, dann werde ich ganz vorsichtig wieder mit dem joggen usw. anfangen – werde ja sehen, was mein Nacken dazu sagt. Und dann werde ich auch nach nicht allzu langer Zeit wieder in Form sein.

Ist die Seele allerdings geschwächt oder richtig krank – dann braucht sie sehr lange, um sich zu erholen und wieder zu strahlen.

Man kann es aber schaffen: mit kleinen Hüpfern, mit kleinen liebevollen Gesten sich selber gegenüber und eben mit – und das sage ich sicherlich echt ungern – mit viel Geduld!

25 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta,
    vielleicht versuchst du es mit walken.
    Klar, es ist etwas langsamer als joggen, aber schonender für deinen Nacken….und macht ebenso viel Spaß.

  2. Walken kann ich auch nur empfehlen, ich praktiziere aber Nordic Walking, soll ja nich effektiver sein. Liebe Uta, aber erst die Grippe komplett auskurieren, sonst geht der Schuss nach hinten los.😍🙋

    • Nordic Walking hab ich auf Juist auch mal gemacht – ich fand es am Strand ganz schön, hier auf dem Festland kann ich es mir für mich jetzt weniger vorstellen.

  3. Am schonendsten ist Fahrradfahren oder schwimmen,da aber bitte kein Brustschwimmen mit dem Nacken.
    Deine Gelenke werden es dir danken.
    Schon dich halt noch ein Weilchen,Miss Duracell 😉
    Ich würde gerade am liebsten vor mich hin starren,aber muß leider ziemlich unangenehme Dinge erledigen.
    Ich wünsch euch ein schönes Wochenende und bin mal wieder weg,muß hoch zur Beerdigung 🙁
    LG Petra

    • Liebe Petra,
      mein aufrichtiges Beileid! Wenn du dies liest, dann ist die Beisetzung wahrscheinlich schon vorbei. Ich hoffe, du konntest „gut“ und für dich stimmig Abschied nehmen. Ich glaube, das ist ganz wichtig für den weiteren (Trauer-)Weg.
      Alles Gute, viel Kraft und Mut!
      Esther

    • Liebe Petra,
      auch von mir aufrichtiges Beileid. Es ist immer schwer einen geliebten Menschen gehen zu lassen und ich weiß wie du dich fühlst und kann deinen „nur vor mich hinstarren“ Wunsch sehr gut nachvollziehen. Das ist in dieser schweren Zeit das einzig „sinnvolle“ was man machen kann.
      Fühl dich feste umarmt und viel Kraft.

      Herzlichst
      Bärbel

    • Liebe Petra,
      meine Gedanken sind bei Dir und ich wünsche Dir für die nächsten Tage ganz viel Kraft, Menschen mit den richtigen Worten und Gesten und für die kommenden Jahre, dass die Erinnerungen immer ein wertvoller Teil Deines Lebens bleiben!

    • Mein herzliches Beileid, liebe Petra! Auch wenn es dir im Moment vielleicht nicht hilft, es geht ihr jetzt hoffentlich besser! Sie wird immer bei dir sein und auf dich und deine lieben acht geben! Alles gute für die nächste Zeit!!!

    • Liebe Petra, ich drück‘ Dich ganz, ganz feste!!! Ist nicht einfach „eine Welt ohne Mama“ – auch wenn sie ja lebendig in Deinem Herzen bleibt! Was für eine Frau war Deine Mutter, Petra? Ich meine, was war das Besondere an ihr?

  4. Liebe Uta,
    das hast du gut gesagt. Die Seele hält lange , viel aus. Wenn sie dann aber krank ist, braucht sie mindestens so lange wie sie belastet wurde um wieder zu gesunden. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Das soll dich bitte nicht demotivieren, sondern im Gegenteil sagen, dass du nicht zu schnell, zu viel von dir und deinem Körper erwartest. Ich bin mir sicher, alles wird wieder gut, nur es braucht Zeit und es ist so wichtig , dass du dir genau diese Zeit gibst. Gute Besserung und schöne , kleine Hüpfer!

  5. Ich drücke dir die Daumen, dass dein Körper bald wieder fit ist, liebe Uta! Denn meine Erfahrung ist, dass körperliche Bewegung der malträtierten Seele wahnsinnig gut tut. Laufen an der frischen Luft, alle lästigen Gedanken abschalten oder auch einem Gedanken mal in Ruhe nachhängen, während man stoisch einen Schritt vor den anderen setzt, dabei den Atem und den eigenen Körper spüren – ich empfinde das als extrem wohltuend. Oder schwimmen: Ich selbst kraule auschließlich und schaue entsprechend beim Schwimmen eine Stunde lang nur Kacheln an. Für mich ist das absolut meditativ (andere würden auch sagen: langweilig :-)).
    Ich wünsche dir sehr, dass du die poitiven Wirkungen des Sports und der Bewegung bald auch (wieder) spüren kannst!
    Und für dein Auto drücke ich dir natürlich auch die Daumen, dem soll’s schließlich auch gut gehen 🙂

    • Das klingt klasse, liebe Esther! Und es fehlt mir auch echt: manchmal muss ich mich ja schon echt aufraffen, um meine Joggingschuhe wirklich anzuziehen und loszulaufen: aber dabei und spätestens danach geht es mir gut!

  6. Liebe Uta, leider haben wir ja im allergrößten Teilen Deutschlands keinen Nordseestrand 😟. Auf dem Festland sind gute Schuhe ganz wichtig, habe mir vor Jahren mit falschen Schuhen einen sch….. Fersensporn eingefangen. Ist aber alles wieder okay . Dir weiter gute Besserung und die ✊ bleiben weiter gedrückt.😍🙋Liebe Grüße Dagmar

    • Liebe Dagmar,
      da habe ich zu Beginn meiner „Joggingkarriere“ echt drauf geachtet, dass ich mir wirklich vernünftige Laufschuhe besorge – vielleicht müsste ich sie demnächst mal erneuern, aber im Moment ruhen die sich ja auch aus… 🙂

  7. Ja, Bewegung und Musik sind ganz, ganz wichtig – besonders in „schwierigeren Zeiten“! Vor einer Woche ist ganz plötzlich meine tolle Jazzballett-Lehrerin gestorben. Sie hatte Blutkrebs. ( keiner wusste tatsächlich, wie schlimm ihr Gesundheitszustand wirklich war, denn sie hat uns bis vor 2 Wochen noch unterrichtet und wohl auch in ihren allerletzten Lebenstagen noch Sit-Ups im Bett gemacht, sich die Fingernägel lackieren lassen und das Krankenhauszimmer mit ihrem Hollywood-Parfum eingenebelt ) Wir Schülerinnen waren und sind völlig geschockt und haben vorgestern die Umkleidekabine mit Tränen überschwemmt. Aber sie hat uns allen ein Riesen-Erbgeschenk hinterlassen: Wir sollen unseren Körper bewegen, ihn immer gut behandeln, uns niemals zu sehr negativen Gedanken überlassen und immer an unsere Kraft glauben“.

    • Oh Lydia, dass ist ja schrecklich und verständlich das ihr alle geschockt ward/seid.
      Wie gehts denn jetzt weiter für euch?

      Liebe Grüße

  8. Also ich schwöre ja auf Radfahren und das in allen Lebenslagen.
    Es macht meinen Kopf so richtig schön frei und macht Platz für gute Gedanken.
    Wenn’s ums ablenken geht ist bei mir Gartenarbeit die beste Medizin. Stupide Arbeit ohne viel Nachdenken und sich nachher erfreuen.

    Aber ich denke du musst wirklich erstmal deine Grippe auskurieren, damit ist nicht zu spaßen. Vielleicht beschränkst du deine Aktivitäten bis dahin einfach aufs spazieren gehen, ruhig und gemütlich. Frische Luft tut immer gut.

    Meine Daumen sind weiterhin gedrückt und gute Genesung.

    Herzliche Grüße

  9. OH Uta das kann ich gut nachvollziehen wie du dich fühlst. Wir waren vor ca. 15 Jahren mal auf Langeoog. Ich hatte auch längere Zeit nichts mit dem Drahtesel am Hut gehabt. Da sind wir raus zum Ostende. An der Meierei, sprich Domäne Bill, ist ein Hügel auf dem Radweg. Ich hätte das Rad am liebsten in die Nordsee geworfen, so aus der Puste war ich. Jetzt muss man dazu sagen, dass der Weg etwa das doppelte ist wie auf Juist und das ist schon ein ganz schönes Ende wenn der Wind von vorne kommt

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