Der eigene Anspruch

Man kann mich durchaus perfektionistisch nennen… Allerdings weniger bei so banalen Dingen wie Haushalt, Alltag oder langweiligen Arbeiten. Was das Putzen, die Ordnung oder mein Umfeld angeht, kann ich sehr gut auch mal beide Augen zudrücken, Sachen auf morgen oder nächste Woche verschieben und fünfe gerade sein lassen.

Ganz anders bei Angelegenheiten, die mich ganz konkret betreffen: also Tätigkeiten, die in irgendeiner Form gemessen werden könnten – oder wo ich selber draufschauen und sie zerreden kann – oder wo ich meinen eignen, ganz persönlichen, über die Jahre ständig gewachsenen Zufriedenheits-Messer dran halte. Der Anspruch an mich selber, nicht nur zu funktionieren, sondern immer noch ne Schippe drüber und drauf zu legen, ist da und nicht weg zu leugnen.

Gut zu bemerken zum Beispiel in den verschiedenen Rollen, die man so tagtäglich ausführt: Tochter – Freundin – Geliebte – Mutter… gerade im letzten Punkt merke ich es bei mir immer wieder: ich mache, ich tue, ich reiße mir gefühlt beide Beine aus… und es reicht nie!!!!

Allerdings: allen anderen Beteiligten schon… aber mir nicht! Und könnt Ihr Euch vorstellen, wie anstrengend das ist? Dauernd sein Bestes zu geben – und immer dabei das Gefühl, dass das nicht reicht? Ja, ich denke – zumindest ansatzweise haben einige von Euch wissend genickt und sich – hoffentlich nur ein stückweit – darin erkannt.

Ich weiß um diesen Umstand, mir ist bewusst, wie bescheuert, ungut und sinnlos das Ganze ist – aber ich erwische mich auch immer wieder dabei, wie ich in der passenden Gedankenfalle liege und mit den Beinen strampele wie ein Käfer auf dem Rücken.

Diese netten Sätze, die anfangen mit „Ich könnte ja auch noch….!!!“ oder „Hättest Du mal…!“ oder „Ich muss auch noch…!“ Heute schmeiße ich sie mal ganz bewusst in die Elbe und lasse sie ins Meer treiben – ich HÄTTE EIGENTLICH noch so viel zu erledigen, aber ich LASSE es EINFACH… eine Freundin ist in der Stadt und ich nehme die Gelegenheit, treffe sie und noch eine andere Person, mit der ich das schon länger vorhabe… und: ich werde Euch morgen berichten, wie sich das so angefühlt hat, als Perfektions-Rebellin!!!! 🙂

Man muss sich zum Hüpfen auch mal selber überlisten…

18 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta,
    ab heute ist ja auch bei uns in Bayern wieder der Schulaltag zurück……eigentlich gibt’s tausend Dinge zu tun…..aber ich gehe
    nun erstmal mit zwei Freundinnen / Mamas gemütlich auswärts frühstücken!!!!
    Und dann greifen wir wieder an, jede in eine andere Richtung!!!
    In diesem Sinne für alle einen schönen Tag!!!
    Petra

    • Großartig, liebe Petra… so ist richtig: ich finde, das alleine war schon ein „Angriff“… gegen die Verzettelung, gegen den Alltag und gegen den Stress!!!! Sehr gute Waffen haste da gewählt!!!!

  2. Guten Morgen Liebe,
    ich bin in deinem Perfektionisten Club auch voll dabei. Ich habe Dienstags immer meinen freien Tag und obwohl alle um mich rum immer sagen: Das ist DEIN freier Tag, nutze und genieße ihn. Mache ich doch oft Dinge, die nach Perfektionisten Nici Ansicht getan werden müssen. Natürlich sind die meistens nicht für mich. Heute schließe ich mich aber dir und Petra an, lasse mich beim Frisör verwöhnen und werde dann einfach mal nur entspannen.
    Allen Perfektionisten und natürlich auch den anderen einen schönen Tag ! 🌻☀️

  3. Das Wörtchen muß ist so eine Sache.
    Ich muß gar nichts,ausser irgendwann sterben.
    Und man kann sich Prioritäten setzen,z.b. dein treffen mit der Freundin.
    Das geht nicht immer und die Alltagsdinge,die kann man auch später noch erledigen.
    Wir machen uns alle unseren Stress selber,ehrlich.
    Die Erde dreht sich weiter,auch wenn mal alles liegenbleibt.
    Viel Spaß in der Stadt 🙂

    • Liebe Petra – die Alltagsdinge habe ich ja im Artikel bewusst ausgeschlossen, weil ich die echt mal ganz gut liegen lassen kann: geht mehr bei meinem Perfektionismus um die Rollen, die man so hat: ich möchte die perfekte Mutter sein, die perfekte Freundin usw.

      • Das habe ich so auch verstanden 🙂
        Aber das perfekte Mutter sein z.b.,gehört für mich auch zum Alltag dazu…
        Wie dem auch sei,hoffe du hattest einen schönen Tag.

        • War halt mehr darauf bezogen, dass das äußere Chaos eher mal warten kann, als das innere… Aber schön, dass Du das verstanden hattest. Ist doch immer ein gutes Gefühl, wenn die krausen Gedanken ankommen… 🙂

  4. Liebe Uta,
    auch ich bin so eine Perfektionistin. Um den Kommentar von ‚Strick“ aufzugreifen, natürlich weiß ich, dass ich die Alltagsdinge liegenlassen kann, dass ich sie morgen oder nächste Woche noch erledigen kann aber das ist es ja gerade: Wir Perfektionisten können nicht aus unserer Haut!!!! Manchmal gelingt es, oft aber nicht!!!! Liebe Uta, genieße Deinen Tag……

    • Liebe Ute,
      bei meinem Perfektionismus geht es ja weniger um die Dinge außen, sondern eher um mich selber – ich habe den bescheuerten Anspruch, in jeder Rolle perfekt sein zu wollen

  5. Hallo Uta,
    ich habe mittlerweile auch gelernt, das zB. die Bügelwäsche nie Beine bekommt, wenn ich Sie liegen lasse. Auch die Heinzelmännchen waren bei mir noch nie. Aber die Zeit, die Gespräche, die ich mit Freunden/ Familie oder auch zufällig getroffenen habe sind mir wichtiger und wertvoller.
    Klar eine gewisse Ordnung u Sauberkeit muss sein aber sie hört nicht zu, sie nimmt einen nicht in den Arm u wie gesagt sie läuft nicht weg.
    Also geniess die Zeit.
    Liebe Grüße
    Karin
    Ps.: Ich finde deine Artikel im Ankerherzblog total klasse. Und die Bilder sind süß.

    • Liebe Karin,
      es geht bei meinem Perfektionismus ja eher um mich – die Bügelwäsche ist mir da eher egal… 🙂
      Aber ich möchte eben die perfekte Mutter sein – oder sie perfekte Freundin oder, oder, oder…

  6. Hallo Uta,
    niemand ist perfekt. Die kleinen Macken sind es doch die uns aus machen.
    Glaub mir für deine Kinder, Freunde u Familie bist du so wie du bist Perfekt. Du kannst stolz auf dich sein was du alles geschaft u durchgestanden hast.
    Sei nicht so streng mit dir u lass auch bei dir selbst mal 5 gerade sein.
    Karin

    • Liebe Karin…
      Vielen Dank… ja, ich versuche es ja gerade, ein wenig gnädiger mit mir zu sein. Manchmal klappt es – manchmal schnappt die alte Perfektionsfalle noch zu… Aber da kann man dann ja wieder raushüpfen! 🙂

  7. Liebe Uta, ich musste gerade SO in mich rein grinsen: hätte und eigentlich – die beiden bösen Konjunktivwörter in geballter Ladung!
    Deine Schilderung kenne ich total: die perfekte Hausfrau bin ich auch nicht und kann auch gut was liegen lassen. Aber ich will, dass es all meinen „Leutchen“ gut geht.

    • Tja…. die lieben „Kleinen“: das entzückende „hätte“ und das niedliche „eigentlich“… 😀
      Im Prinzip sollte man ja in erster Linie gucken, dass es einem selber auch gut geht – denn dann ist man eine viel bessere Mutter, Freundin, Tochter, Kollegin usw.

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