Wieder gefundenes Vertrauen

Wenn ich so ganz persönlich an mein letztes Jahr denke, dann bekomme ich schon so ein ganz leichtes flaues Gefühl in der Bauchgegend. Denn 2024 war für mich ja durchaus einschneidend und vielleicht nicht gerade Lebens-verändernd, aber doch Routine-durchbrechend. Im Sommer bemerkte ich zunehmende und dann echt ganz doofe und arge Schmerzen im Nacken, die sich recht schnell auf meinen gesamten linken Arm ausgebreitet hatten – und nach ein paar Arztbesuchen und einem MRT-Termin war dann ja klar: drei Bandscheibenvorfälle in der Halswirbelsäule. Das Ganze hat mich viel Zeit, Geduld, Mühe, ein paar Tränen – und den Verlust von Vertrauen gekostet.

Letzteres möchte ich gerne näher erklären: klar, ich war zu diesem Zeitpunkt kein naiver Teenager mehr, der sich für unsterblich und unverwundbar gehalten hat. Aber dennoch war in mir – auch glücklicherweise dank mangelnder Erfahrung an ernst zu nehmenden Erkrankungen – der Glaube, ich wäre relativ unverwüstlich. Mein Immunsystem habe ich schon immer als großes Geschenk von Mutter Natur und meinen Vorfahren gehalten, denn ich bin wirklich selten krank – meine einzigen Krankenhausaufenthalte waren eine Infektion mit Pfeiffersches Drüsenfieber im zarten Alter von 17 Jahren und die Geburten meiner beiden Kinder. Ich bin wirklich dankbar für meine robuste Natur.

Wahrscheinlich hat mich der Zustand letztes Jahr deswegen umso mehr verunsichert – und das auch recht langfristig. Zu spüren, dass ich durchaus meine Grenzen, diese anscheinend lange Zeit regelmäßig überschritten und letztendlich dann die „Quittung“ dafür erhalten habe, war und ist nicht so besonders schön – und hat mir auch eben dieses mulmige Empfinden mitgegeben.

Nun ist ja einige Zeit vergangen – Zeit, die ich mir auch ganz bewusst genommen habe. Ich war – wie Ihr wisst – Anfang diesen Jahres in Reha und habe dort den Startschuss für ein deutlich sportlicheres Leben erhalten. Seit Februar gehe ich nun dreimal die Woche in ein Fitnessstudio und trainiere meine Rücken- und Armmuskulatur, damit sie meine Wirbelsäule und die Bandscheiben besser stützen, halten und bewahren können.

Mein Nacken dankt es mir, indem er so gut wie keine Probleme mehr macht und die ganze Mühe hat zwei positive Nebeneffekte:

Der Muskelaufbau ist mittlerweile auch sichtbar – letztens fragte mich doch tatsächlich ein 5jähriger auf der Station: „Frau Jentjens – warum hast Du eigentlich so starke Arme?“ 🙂 Keine Sorge, ich sehe ganz bestimmt nicht irgendwann aus wie Hulk – weder so muskelbepackt, noch so grün… 😀

Und das viel Wichtigere ist: ich habe wieder gelernt, meinem Körper zu vertrauen. Ich spüre durch den Sport sehr klar meine Grenzen, gehe (mit Vorsicht) auch mal darüber hinaus, aber höre viel schneller und achtsamer auf die Zeichen, die mein Körper mir gibt. Auch, indem ich Ausgleich schaffe, zwischen dem Aktiven und ganz bewussten Ruhepausen. Auch das „Nein“ sagen üben gehört dazu.

Ich würde also sagen – meine unversehrte Naivität hat ein paar Macken davon getragen, aber hat sich mit kleinen Narben gut erholt – worüber ich wirklich stolz bin. (Auch, wenn es einem immer schwer fällt, das über sich selber zu sagen…)

4 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta, Du hattest eine schwere Zeit und musstest Dich damit auseinandersetzen, dass Dein Körper und Deine Seele Dir klare Grenzen aufzeigten, die Du respektieren musstest. Du hast nach dem ersten Schock verstanden, dass man nicht immer nur abliefern und „funktionieren“ kann, dass Du auf Dauer achtsam und rücksichtsvoll mit Dir umgehen würdest, um „im Lot“ zu bleiben.

    Ich kann mir gut vorstellen, wieviel Mut, Kraft und Disziplin Du aufbringen musstest, um den Wendepunkt zu schaffen. Da hat man vielleicht auch eine klitzekleine Wut im Bauch, dass der Körper einfach so Neee sagt!?

    Eine kleine Baustelle ist noch da! Du kannst nun wirklich so was von stolz auf das Geleistete sein, ABER warum fällt es Dir schwer, Dich selbst dafür zu loben?? Sind es die alten Klischees, die man uns schon als Kind immer wieder eingebleut hat, nämlich, dass „Eigenlob stinkt“, dass man auf andere stolz sein darf, aber doch nicht auf sich selbst?

    Sei zu Recht stolz auf Dich, wieder und wieder jeden Tag, liebe Uta! :-)))))

    • Liebe Gabi, vielen Dank für Deine schönen und warmen Worte! Das tut doch zusätzlich noch mal richtig gut! 🙂
      Ja, ich denke, dass liegt viel an der Erziehung und dem allgemeinen Bild, welches man über viele Jahre vorgelebt bekommen hat – die liebe Bescheidenheit usw. Ich bin vollkommen Deiner Meinung und übe das auf mich stolz sein (bin da auch schon echt besser drin geworden), aber es in der Öffentlichkeit auszusprechen, ist noch immer eine Herausforderung! 🙂

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