Inspiriert zum heutigen Thema wurde ich durch meine eigene Antwort auf einen tollen Kommentar zum letzten Artikel – passiert ja auch nicht so oft, dass ich mich selber inspiriere… 😀
„Über den Tellerrand“ hinausschauen – das ist normalerweise ein Sinnbild, welches ich durchaus vertreten kann. Geht es doch darum, aus seiner Komfortzone herauszukommen, die Perspektive zu wechseln, sich in neue Situationen zu begeben und in andere Personen hinein zu fühlen. Es bedeutet, offen für Neues, für Veränderungen zu sein, seinen Horizont zu erweitern und sich auf ungewohnte Ideen einzulassen. Alles prima und vertretenswert!
Aufgrund der weltpolitischen Lage und der stetig wachsenden düsteren Stimmung, die über unsere schöne Erde weht, praktiziere ich ja aber schon seit längerem genau das Gegenteil – zumindest, was den allgemeinen „Teller“, also die Nachrichten aus aller Welt, angeht. Ich schaue keine Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen mehr, die politischen Diskussionsrunden finden ohne meine stumme Beteiligung statt – ich höre gerade mal im Autoradio in aller Kürze, was passiert und los ist – und bin oft genug dabei schon froh, wenn mich anschließend wieder ein gutes Lied aus meinen Gedanken dazu losreißt.
Zwar würde ich mich durchaus als einigermaßen politischen Menschen bezeichnen – und wer mir zum Beispiel auf Instagram (Ihr findet mich hier als utajentjens) folgt, der kann meine klare Haltung hierbei schon erkennen. Aber um dieser inneren Machtlosigkeit, dem sprachlosen Ohnmachtsempfinden und dem Gefühl, den Entwicklungen nicht mehr hinterher zu kommen zu entgehen, bleibe ich derzeit lieber schön auf meinem „Teller“.

Hier kenne ich mich aus, hier kann ich mitgestalten, mein Leben dekorieren und mich um die kleinen Dinge kümmern, die auch so wichtig sind – und wenn viele Menschen das tun, werden aus vielen kleinen positiven Dingen was ganz Großes.
Liebe Uta, ja wir alle müssen uns permanent mit Horrornachrichten (weltpolitische Lage, Gefahr für unsere Demokratien, Kriege, Klimawandel mit allen dramatischen Folgen, Amokläufe, Terroranschläge uvm.) täglich aufs Neue auseinandersetzen.
Auf Polittalkshows verzichte ich, denn dort werden fast nie Hoffnung machende neue Erkenntnisse erarbeitet. Ganz abgesehen davon, dass die Gesprächskultur sehr gelitten hat.
Über das Weltgeschehen halte ich mich dennoch auf dem laufenden, auch wenn es meist sehr belastend ist. Ich sehe eine Gefahr darin, jetzt wegzugucken und die Dinge unbeteiligt laufen zu lassen. Es ist mir wichtig, mich weiterhin kritisch auch mit allem Negativen auseinanderzusetzen und nicht ohnmächtig meinen Kopf „in den Sand zu stecken“! Ich fürchte, wenn alle wegschauen, nimmt das Schlechte schnell überhand. Ich möchte „kritisch wachbleiben“ und auch entschieden NEIN sagen, wenn es nötig ist. In einer Gemeinschaft genau so Handelnder haben wir alle sehr wohl eine gewichtige Stimme: unserer demokratischen Freiheit zuliebe.
Um meine innere Balance nicht zu verlieren, freue ich mich mit meiner Familie aber über jede Kleinigkeit (wie halt das vitale
Amselmännchen, die blühende Natur, Musik, gute Lektüre, gemeinsame Ausflüge, fröhliche Menschen und natürlich über mit Liebe
gekochte Leckereien auf dem eigenen Teller!
:-)))))))
Liebe Gabi,
ich empfinde mein Verhalten nicht als „weggucken“ und auch nicht als Kopf in den Sand stecken. Im Groben bin ich über die Ereignisse in der Welt durchaus informiert, aber ich tauche derzeit nicht in die Vielzahl der Informationen ein – und ich merke einfach, dass das der für mich (!) bessere Weg ist. Denn ich glaube vielmehr, dass es mindestens genauso wenig nützt, wenn beispielsweise ich vor Schrecken und Ohnmachtsgefühl erstarre und dies das Leben stark beeinflusst. Ich denke, wenn es soweit kommt, DANN hat das Böse gewonnen. Wenn ich aber mit meinem Optimismus, meiner Lebensfreude und meiner inneren Haltung dagegen halte, dann ist eher etwas gewonnen.
Und glaub mir – ich werde ganz sicher genauso entschieden NEIN sagen, so wie ich das jetzt bereits tue.
Es muss wohl jede(r) seinen eigenen Weg finden, mit den Veränderungen, die sich zu überholen scheinen, fertig zu werden und sein Leben weiterhin ins Licht zu lenken.
Ganz liebe Grüße
Liebste Grüße an Dich zurück, Uta! :-)))
Dass DU Dich nicht wegduckst, wollte ich mit meinem Kommentar auch nicht sagen, es würde zu Dir (so wie ich Dich seit 2017 hier „kennenlernen“ durfte, auch überhaupt nicht passen.
Sorry, ich hätte es sorgfältiger „allgemein verbindlich“ formulieren müssen, denn so war es auch gemeint! Häufig erlebte ich bisher (auch im Freundeskreis), dass sich so manche(r) tatsächlich komplett abschotten, aber nicht aus Verletzlichkeit, sondern Desinteresse. Das finde ich brandgefährlich!
Aber es stimmt ja, jede(r) kann natürlich für sich selbst entscheiden, wie er/sie damit umgeht.
Hab es auch nicht böse aufgefasst, liebe Gabi – wollte es nur noch mal richtig klar stellen. Und ich gebe Dir absolut Recht: Desinteresse können wir uns wirklich absolut nicht (mehr) leisten!
Hallo liebe Uta,
ich kann dich total gut verstehen und handhabe es ähnlich.
Nur weil man sich auf seinen Teller zurückzieht heißt das ja nicht, dass man überhaupt nicht mehr über den Tellerrand hinausschaut, Nur eben nicht mehr ganz so weit und vielleicht etwas vorsichtiger 🙂
Viele Grüße
Beate
Ja, liebe Beate – das hast Du gut ausgedrückt. Es ist eine Vorsichtsmaßnahme zum Selbstschutz – man bleibt quasi wachsam und aufmerksam, aber verliert sich nicht darin.
Viele Grüße zurück