Sehnsucht nach Geselligkeit

Gestern war ich auf einem klitzekleinen Weihnachtsmarkt in einem Nachbardorf – dort gibt es ein uraltes Restaurant, welches den Besitzer gewechselt hat und im kommenden Jahr wieder eröffnen soll. Im und am schön urigen Gebäude hatte man kleine Stände aufgebaut, der Innenhof war hübsch geschmückt, mit Stroh ausgelegt und an Stehtischen konnte man an leckeren Warmgetränken nippen und plaudern.

Das Problem dabei war nur – ich hatte eigentlich niemanden zum Quatschen. Mein Mann war mit dem Schmücken seiner Praxis beschäftigt – und ich kenne als Zugezogene einfach zu wenige Menschen hier. Das war in meiner Heimat, im Vorort von Krefeld, und auf Juist schon etwas Anderes – da hab ich bei solchen Gelegenheiten immer jemanden getroffen, mit dem mich austauschen konnte. Hier wohne ich zwar jetzt tatsächlich schon fast 5 1/2 Jahre, aber durch die einzelnen Ortschaften und deren dazu auch nicht ganz so kleine Größe, passiert es einfach nicht, dass man ausreichend Menschen kennenlernt (in der Corona-Zeit natürlich erst Recht nicht).

Zwar habe ich hier wirklich schon zwei wunderbare Freundinnen gefunden, die ich um nichts in der Welt wieder hergeben würde – aber dieses allumfassend Gesellige wie im Ort meiner Kindheit oder auf der kleinen Insel vermisse ich in solchen Momenten dann doch.

Ich umgebe mich halt gerne mit Menschen, die sich im besten Fall sogar freuen, wenn sie mich sehen, mit denen ich ein wenig „dumm Tüch“ reden oder ein tolles Gespräch führen kann. Aber klar – ich hab auch meistens kein großes Problem damit, auf meine wunderbare Familie beschränkt meine Tage zu verbringen.

Kennt Ihr das oben beschriebene Gefühl dennoch auch?

18 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta, ich weiß genau, was du meinst und mag das auch nicht – und ich vermeide dieses Gefühl, in dem ich in meinem Leben im Grunde erst einmal so richtig den Wohnort gewechselt habe!!! Und das war vor 25 Jahren auf dem Weg inst Studium … :))) In die Großstadt, meine Heimt ist Düsseldorf, würde ich nie mehr gehen, wenn ich es mir aussuchen kann, denn hier in unserem liebenswerten „Kaff“ grüßt man sich sogar häufig noch, wenn man sich auf dem Spaziergang begegnet, auch wenn man sich nicht kennen sollte.
    Wenn ich aber doch mal irgendwo „allein“ oder fremd sein sollte – so wie gestern bei einer spontanen Runde über den Hildener Weihnachtsmarkt, als meine Freundin schon weg musste – wird es mir sehr bewusst, ich schaue offen nach den fremden Menschen und bin froh und dankbar, dass ich nur allein war, aber nicht einsam bin!! Das war dann sogar richtig schön! Alles Liebe und allerseits eine herzerwärmende Adventszeit, Melanie

    • Kann Deine Gedanken sehr nachvollziehen – genau dieser Unterschied zwischen einsam und alleine macht es oft aus, liebe Melanie. Und ich gebe Dir absolut Recht, so lange man eben nur alleine ist, mit ganz viel liebevollem Backround im Hintergrund, ist auch eine Zeit ohne Geselligkeit gut anzunehmen – nichtsdestotrotz war mir gestern danach, Euch an meinen Gedanken teilhaben zu lassen. 😉

  2. Ich kenne das nur zu gut. Ich bin immer alleine (leider) und habe viele Nachbarn nur kennengelernt, da ich seit 5 Jahren nur noch mit dem Bus fahren kann (Augenprobleme). Ich unterhalte mich gerne und habe oft ein kurzes Gespräch. Aber ich vermisse unendlich, das mit anderen zusammen irgendwo hingehen oder sich verabreden. Einsamkeit ist fast mein täglicher Begleiter. Es gibt nichts traurigeres für mich, als im Sommer Leute in Gärten beim Grillen zu sehen..,

    • Liebe Ute, ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass dir ganz bald eine unerwartete Einladung von einem lieben Menschen ins Haus flattert! Wenn ich in deiner Nähe wäre, würde ich dich spontan zum Kaffee einladen … Fühl dich unbekannterweise umarmt, wenn du magst, Melanie

      • Liebe Ute, auch ich würde Dich am liebsten ganz feste umarmen und kennenlernen dürfen. Ich kann verstehen, dass es nicht leicht fällt, in der Hoffnung auf eine nette Bekanntschaft oder sogar wunderbare vertrauensvolle Freundschaft einen ersten Schritt zu wagen und auf (noch) fremde Dorfnachbarn zuzugehen. Vielleicht gibt es bei Euch im Ort Interessengemeinschaften, in denen man gemeinsame Hobbys pflegen oder sich einfach über dies und das austauschen kann. So ergeben sich mit der Zeit ja immer mehr Möglichkeiten, gemeinsam Zeit miteinander zu verbringen. Liebe Grüße an Dich, Gabi :-)))

    • Liebe Ute,
      das liest sich wirklich ganz schön traurig und ich hab einen dicken Kloss im Hals. Ich würde Dich gerne dazu ermuntern, in einem Verein aktiv zu werden – das ist bestimmt immer eine gute Möglichkeit, gleichgesinnte Menschen kennenzulernen – und dann einfach den Mut zu haben, Dir sympathische Personen gezielt anzusprechen, ob sie nicht mal mit Dir einen Kaffee trinken wollen.
      Ein kleiner Trost mag ja auch diese Blog-Gemeinschaft sein: ich hab den Eindruck, dass die aktiven und stillen Leser so eine Community geworden sind, dass man sich (fast) persönlich kennt und ein Zusammenhalt entstanden ist!
      Ich drück Dich ganz feste – Du bist eine ganz tolle Frau und es darf sich jeder freuen, der Dich kennenlernen darf!

  3. Liebe Uta, kannDich gut verstehen. Solche Situationen hab ich auch schon mal, wobei wir 2 doch immer schnell Anschluss finden.
    Ja, alleine ist aber nicht immer einsam.
    Ich wohne seit 40 Jahren im Dorf. Zum Glück bin ich sofort in den Sportverein gegangen. Da hab ich immer noch den größten Anschluss. Man kennt sich, die Kinder alle inzwischen überall verstreut, aber es ist immer noch eine Gemeinschaft. Gehe auch zu den Sportveranstaltungen, Handball, etc.
    Seit Ferdi sich verabschiedet hat kann ich immer auf handwerkliche Hilfe zurückgreifen. Das ist oft wichtig.
    Seit Kürze bin ich Mitglied bei denLandfrauen, kannste Dir nur unschwer vorstellen, aber auch da hab ich netten Anschluss gefunden!
    Handwerker sind alles DuzFreunde, auch da bin ich gut versorgt.
    Was mir fehlt ist mein Ferdi!! Und der ist nun mal nicht zu ersetzen.

    • Da hast Du absolut recht, alleine ist nicht einsam – manchmal kippt dieses Gefühl aber ineinander über und das sagt natürlich viel mehr etwas über den eigenen Gemütszustand aus!
      Dich bei den Landfrauen – doch, da habe ich ein sehr fröhliches Bild im Kopf – und ich kann diesem Verein (und den anderen) nur für diesen Gewinn gratulieren. Du bringst da bestimmt ordentlich Farbe rein! 🙂
      Und dass Dir Deine Ferdi bei all dem fehlt, das kann ich sooo gut verstehen! Ich umarme Dich!

  4. Liebe Uta, auch ich kann deine Gedanken gut nachvollziehen. ich bin vor 7 Jahren von NRW nach Niedersachsen gezogen und habe hier auch noch mal den Wohnort gewechselt. Ich bin zum Arbeiten hierher gekommen und habe festgestellt, dass es viel Investition braucht, um neue Menschen kennenzulernen – ganz abgesehen von Freundschaften aufbauen. Nun bin ich vor einem Monat zum ersten Mal Mama geworden und bin gespannt, ob ich mit Baby schneller jemanden kennenlernen werde.
    Eine tolle Plattform um Nachbarn kennenzulernen ist nebenan.de. Gibt’s nur leider nicht in jeder Stadt.
    Danke für das Teilen deiner Gedanken!
    Herzliche Grüße
    Miriam

    • Liebe Miriam,
      zunächst einmal: von Herzen alles Liebe zum Mama-Sein! Und ich gratuliere Deinem Kind, dass es sich eine so tolle Mutter ausgesucht hat!
      Ja – ich denke schon, dass man als Mama gute Chancen hat auf das Kennenlernen: sei es beim Baby-Schwimmen, Baby-Massage-Kursen oder späteren Krabbelgruppen. Du solltest nur aufpassen, dass es dann nicht nur um die Kinder geht (was kann Deins schon usw.) – Du kannst da gezielt gegensteuern und einfach mal Frauen-Themen reinbringen – damit Ihr Euch auch gegenseitig kennenlernt und nicht nur die Fortschritte des Nachwuchses. 😉
      Ganz liebe Grüße

  5. Ich reihe mich dann auch mal ein.
    Bin seit knapp 7 Wochen,nach 25 Jahren Ehe und Familie,ganz alleine in meiner Wohnung.In einer Stadt,in die ich vor 11 Jahren wegen der Familie von Köln nach Ingolstadt gezogen bin.
    Meinen Sohn hab ich hier unten noch,ansonsten hat sich alles in Luft aufgelöst.
    Freundschaften die sich als oberflächlich und sonstiges gezeigt haben.
    Ganz ehrlich,ich bin aktuell einsam,wirklich einsam.Meinen Sohn sehe ich 1 mal die Woche,der ist gerade flügge geworden und entdeckt die Welt.Meine Familie (nur noch eine Schwester)lebt in Köln.Ich mache alles mögliche um diese Situation zu ändern.Aber das ist eben nicht immer einfach.Und trotzdem,das Leben geht weiter so oder so.Weihnachtsmarkt alleine macht nicht wirklich Spaß,Uta,ich kenn das Gefühl.Ich war gerade extra für 2 Tage in Köln,damit ich jemanden um mich hatte.Auf Dauer ist das aber keine Lösung.
    Und falls jetzt gutgemeinte Ratschläge kommen sollten wie geh doch arbeiten.Ich bin aktuell ziemlich krank und stehe vor der Erwerbsunfähigkeit,mit 48 .
    Ich freue mich darauf,das 2022 bald vorbei ist und hoffe auf ein besseres 2023.
    Es kann nur besser werden und bringt vielleicht auch die ein oder andere neue Bekanntschaft mit sich.
    Liebe Grüße 😘

    • Liebe Petra,
      gute Ratschläge sind fast nie sinnvoll – denn keiner steckt in den Schuhen des Anderen und weiß so wirklich, wie sich das genau anfühlt.
      Deine Situation ist wirklich schwer – und trotzdem gehst Du da ganz bewusst durch, das ist meiner Meinung nach auch der absolut richtige Weg. Er tut sehr weh, das kenne ich auch – aber ich führt auch am ehesten da raus.
      Trage den Kopf deshalb immer wieder hoch, wenn Du es gerade kannst – denn Du kannst echt stolz auf Dich sein, es bereits bis dort geschafft zu haben – auch, wenn sich das bestimmt anders anfühlt!
      Ich umarme Dich!

      • Liebe Uta,
        danke für deine lieben Worte.
        Gott sei dank ist mein Kopf angewachsen.
        Uta du kennst mich ja,ich laß mich nicht so einfach unterkriegen.
        Ich laufe weiter und wenn ich rollen muß.
        Und wenn ich irgendwann einmal die Möglichkeit habe,dann gehe ich zurück nach Köln.
        Ich drück dich zurück!

        • Liebe Petra,
          alleine dieser Gedanke, zurück in Deine Seelenheimat Köln zu gehen, kann so unglaublich hilfreich sein. Behalte den mehr als im Hinterkopf – arbeite daraufhin. Es ist DEIN Leben und nur DU entscheidest, wie das laufen soll!

  6. Ihr Lieben, ich bin eine von den stillen Leserinnen hier. Aber das Thema ist so wichtig! Und ich möchte FÜR Ratschläge werben, oder Tips, Ideen, Vorschläge, Anregungen oder wie man es nennen mag. Ich mag den Begriff Brennstoff oder einfach Material. Wenn ich mal nicht weiter weiß, dann freue ich mich eigentlich, wenn mir jemand etwas gibt, oder massenweise vor die Tür kippt. Ich muss nicht alles toll finden, aber meistens gibt es darunter etwas, was zumindest eine Anregung für eine neue Idee ist, die mich befeuern könnte. Brennstoff eben.
    Ich selbst bin Mitte 50, oft umgezogen, dh meine besten Freundinnen wohnen nicht in der Nähe, diese speziellen Familienfreundschaften durch die Kinder gehen zuende und Corona war auch nicht hilfreich.
    Ich habe mich dann gefragt, was ich wirklich gerne tue und was ich noch erleben möchte. Manchmal hat man zB vergessene Projekte. Das setzte ich jetzt um und dabei begegnen mir nette Menschen. Manchmal muss ich dafür meine Komfortzone verlassen, man kann aber auch Glück haben und das Nachbarschaftszentrum zB ist gleich im die Ecke. Meine Erfahrung ist, dass sehr viele Menschen ein Bedürfnis nach Begegnung haben. Gemeinsam essen hilft. Menschen dazu einladen. Alles Liebe!

    • Liebe Kati! Vielen Dank – zum einen, dass Du als stille Leserin hier dabei bist, ich freue mich immer so sehr, dass so viele wertvolle und tolle Personen hier zusammenkommen!
      Und vielen Dank auch für Deinen Brennstoff, den Du in Deinem Kommentar ausgekippt hast! Ich gebe Dir Recht: ein wenig Mut in die Hand nehmen und dann einfach auf andere Menschen zugehen, ist das beste Mittel. Wie so oft im Leben, hat man dabei nichts zu verlieren, sondern kann nur gewinnen!

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