Kleine Glücksmomente

Heute – zu Beginn der ersten „richtigen“ Woche des neuen Jahres – möchte ich Euch eine Geschichte erzählen:

An keinem Tag im Jahr wünschten sich die Menschen so viel Glück wie am letzten des Jahres. Das kleine Glück aber zögerte. Zu oft hatte es erlebt, dass man es mit Füßen trat.
„Glück muss man sich verdienen“, sagte es nun. „Die Zeiten, in denen es mich ohne Mühen gab, sind vorbei.“
Es sah sich um und entdeckte eine junge Frau, die damit beschäftigt war, ihre Haare kunstvoll zu frisieren. Sie legte Lippenstift auf, blickte ihre Spiegelbild an und sagte: „Vielleicht habe ich heute Glück und treffe den Mann fürs Leben?“
Das kleine Glück lächelte. „Dafür braucht sie mein Glück nicht, das schafft sie alleine. Und der Mann dort drüben auch.“
Es schaute zu einem Herrn am Kiosk hinüber, der seine Geldbörse mit dem Kauf einer Handvoll Glücksscheine und Lotterielose um einige Scheine erleichterte. „Er gehört zu denen, die glauben, man könne das Glück kaufen. Ha!“
Das Glück winkte dem Kind zu, das am Fenster stand und sich Schnee wünschte. Es hatte nämlich zum Weihnachten einen Schlitten geschenkt bekommen.
„Mit etwas Glück schneit es bald!“, sagte die Mutter, um das Kind zu trösten.
Das Glück überlegte. Beinahe hätte es den Wolken hinter den Bergen einen Schubs gegeben, damit die ihre Schneelast etwas schneller und früher entluden.
Da fiel sein Blick auf einen Mann mit schwarzem Gesicht und der langen Leiter, der auf dem Dach vor einem Kamin stand. Ein Schornsteinfeger, den die Menschen auch Glücksbringer nannten.
Das Glück hielt inne. „Hey, Glücksmensch, zeig, was du kannst!“, rief es ihm zu.

Verwirrt sah sich der dunkle Geselle um. Als er das Glück entdeckte, grinste er und seine weißen Zähnen leuchteten im rußgeschwärzten Gesicht.
„Ich kann Kamine fegen“, antwortete er. „Für das Glück bin ich nicht verantwortlich.“
„Nicht?“, fragte das Glück und pustete dem schwarzen Mann auf dem Dach eine Windböe zu. Der schwankte, doch er konnte sich am Kamin festhalten.
„Glück gehabt!“, schnaufte er.
Das Glück nickte. „Du brauchst mich wirklich nicht. Wer aber dann?“
Der Schornsteinfeger hatte einen Rat. „Geh zum Bäcker! Dort findest du viele Glücksschweine aus Marzipan. Gerade jetzt zum neuen Jahr sind sie sehr gefragt. Vielleicht kannst du ihnen ein bisschen Glück mit auf den Weg geben.“
„Du meinst, ich soll mein Glück aufteilen in viele kleine Schweine, äh, ich meine natürlich in viele kleine Glücksmomente?“, fragte das Glück. „Hm. Lass mich nachdenken!“
Und das Glück dachte nach … und das tut es noch immer.

© Elke Bräunling & Regina Meier zu Verl

Ich verstehe gar nicht, warum das kleine Glück in der Geschichte so lange zögert und in seiner Jugendlichkeit noch denkt, es müsste sich komplett hergeben… ich denke, die kleinen täglichen Glücksmomente sind der beste Garant für ein Leben voller Hüpfer und auch viel besser zu „ertragen“, als der gigantische Euphorie-Augenblick, der sowieso rasch vergeht.

Man muss bei ihnen manchmal etwas genauer hinschauen und das eigene Herz ein wenig weiter aufstellen, damit die inneren Antennen auch richtig auf Empfang sind – aber dann spürt man sie und kann ganz viel aus ihnen schöpfen.

Ich wünsche Euch für heute – und für jeden weiteren Tag – ganz viele kleiner Glücksmomente…

6 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta,
    ich wünsche Dir all das, was Du Dir für Dich in Deinem Leben wünscht.
    Vielen Dank für Deine Bilder, Geschichten, Frage Stellungen und Dinge die Dich berühren und die Du mit uns teilst.

    Ich lese immer gerne Deinen Blog.
    Und hüpfe immer mal auf verschiedenen Level durchs Leben. Aber immer hüpfender Weise.!!!

    Ich werde auch 2020 gerne immer wieder bei Dir vorbeischauen.

    Ich wünsche Dir was…. Pust
    Gruß aus Köln

    • Liebe Nadja,
      freu mich über Deinen Kommentar – und dass Du immer mal wieder hüpfend hier vorbeischaust!!!!!
      Ganz schönen Tag für Dich und viele liebe Grüße

  2. Liebe Uta, ich finde, dass es wichtig ist, mit einem Lächeln positiv durch’s Leben zu gehen trotz Aufs und Abs. Dann stellen sich die kleinen, wirklich glücklich machenden Momente von alleine ein, denn das Glück ist in uns, wenn wir unsere Herzen ganz weit öffnen!

    • Ist sicherlich nicht immer einfach, das mit dem Lächeln – es gibt schon immer mal wieder Zeiten und Momente im Leben, wo mir auch das Lächeln im Hals stecken bleibt. Aber ich gebe Dir vollkommen Recht – das Glück kommt am leichtesten zu denen, die es auch willkommen heißen

      • Ja, manchmal fällt das Lächeln verdammt schwer und trotzdem …. plötzlich ist er da, dieser unverhoffte Moment, in dem man sich über eine winzige Kleinigkeit freuen kann und einem warm ums Herz wird. Alles andere wird zumindest für diesen Augenblick unbedeutend. Für mich ganz kostbar, dieses „kleine Glück“.

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