Beschütze das Leben

Leider läuft die Oscar-Verleihung ja in unserer Zeitzone stets mitten in der Nacht – ansonsten würde ich mir das jedes Jahr von der ersten bis zur letzten Minute anschauen. Zum einen liebe ich gute Filme, dann wäre ich ja selber super gerne Schauspielerin geworden und die Glamourwelt von Hollywood hatte schon immer eine enorme Anziehungskraft auf mich. Ist bestimmt eine heftiges Haifischbecken, in dem ich sensible Person sang- und lautstark untergehen würde – aber von außen betrachtet liebe ich den Glitter, den Glanz und alles rund um den roten Teppich.

Neben dem frauentypischen: wer hatte welches Kleid an und wer sah wieder großartig (oder auch zum Weghüpfen) aus, verfolge ich im Nachklang auch immer gerne die Dankesreden der Gewinner. Denn an denen kann man oftmals einiges vom Charakter ablesen.

Davon mal abgesehen, dass ich ihn als Typ auch einfach stark finde, hat mir die Ansprache des diesjährigen Hauptrollen-Oscarsiegers Joaquin Phoenix echt so beeindruckt, dass ich seine Worte gesucht und kopiert habe:

„Ich bin jetzt gerade so voller Dankbarbarkeit. Ich fühle mich nicht wie etwas Besseres als meine Mitnominierten oder sonst jemand hier, denn wir alle teilen dieselbe Liebe – die Liebe für den Film. Und diese Ausdrucksform hat mir ein absolut außergewöhnliches Leben ermöglicht. Ich wüsste nicht, wo ich ohne sie wäre.

Aber ich denke, das größte Geschenk, welches mir und vielen Leuten [hier in dieser Branche] gegeben wurde ist die Möglichkeit, seine Stimme für diejenige ohne Stimme einzusetzen.

Ich habe mir über so manch erschreckende Missstände Gedanken gemacht, denen wir gerade gemeinsam gegenüberstehen.

Ich denke manchmal fühlt es sich so an oder man will uns das Gefühl geben, dass wir unterschiedliche Interessen vertreten. Ich dagegen sehe die Gemeinsamkeiten.

Egal, ob wir über die Ungleichstellung der Geschlechter reden, über Rassismus, Queer Rights, die Rechte von Indigenen oder über Tierrechte, es geht dabei immer um den Kampf gegen Ungerechtigkeit. Es geht um den Kampf gegen die Überzeugung, dass eine Nation, ein Volk, eine Rasse, ein Geschlecht oder eine Spezies das Recht hat, andere zu beherrschen, zu kontrollieren und ungestraft auszunutzen.

Ich denke wir haben immer mehr die Verbindung zur natürlichen Welt verloren. Viele von uns machen sich einer egozentrischen Weltsicht schuldig und wir glauben, dass wir das das Zentrum des Universums sind.

Wir ziehen hinaus in die Natur und plündern ihre Ressourcen. Wir fühlen uns dazu berechtigt, eine Kuh künstlich zu befruchten und nach der Geburt ihr Kind zu stehlen, obwohl ihre qualvollen Schreie unmissverständlich sind. Dann nehmen wir ihre Milch, die für ihr Kalb vorgesehen ist und geben sie in unseren Kaffee und unser Müsli.

Wir fürchten die Idee einer persönlichen Veränderung, weil wir denken, dann etwas opfern, etwas aufgeben zu müssen. Dabei haben menschliche Wesen das große Potential so unglaublich erfinderisch zu sein. Und wir können neue Wege erschaffen, die allen empfindsamen Wesen und der Umwelt zugutekommen.

Ich war mein ganzes Leben lang ein Schuft, ich war selbstsüchtig. Ich war manchmal grausam, unkollegial und ich bin dankbar, dass so viele von euch in diesem Saal mir eine zweite Chance gegeben haben.

Ich denke, wir sind dann am besten, wenn wir uns gegenseitig unterstützen. Nicht, wenn wir uns ausbremsen indem wir uns gegenseitig Fehlerhaftigkeit vorwerfen, sondern wenn wir uns helfen, zu wachsen. Wenn wir uns gegenseitig aufklären. Wenn wir uns gegenseitig zum Gleichgewicht führen.

Das ist unser Potential als Menschheit!

Mit 17 Jahren schrieb mein Bruder diese Zeilen: „Run to the rescue with love and peace will follow“ (Beschütze das Leben mit Liebe und Frieden wird folgen.)

Joaquin Phoenix spricht wohl nur sehr selten von seinem viel zu früh verstorbenen Bruder River – aber ich finde, er hat wunderbare Worte von ihm an diesem Abend verewigt.

Für meine Begriffe könnte man die Begriffe Frieden und Liebe auch umtauschen – ist letztendlich genauso zutreffend!

2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta,
    erstaunliche Rede, hab ich leider nicht gesehen, gehört.
    In der oberflächlichen Welt von Hollywood sehr untypisch.
    Hab ja in der Hippiezeit dort 2 Jahre gelebt, lange her, da waren mir die Schauspieler namentlich noch bekannt, was heute nicht mehr der Fall ist, alles ist dort, wie hier, schnelllebiger geworden.
    Dass Du Schauspielerin werden wolltest ist mir neu, fang doch an, man weiß nie. Herzlichst Deine Elli

    • Ja, ich wollte ewig und 3 Tage lang Schauspielerin werden – aber jetzt fang ich das nicht auch noch an!!!! Vielleicht im nächsten Leben…!!!! 😀

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.