Die Sehnsucht nach Geborgenheit

Wo jetzt nach seit dem Wochenende die Uhren wieder zurück gestellt worden sind und es gefühlt mitten am Tag bereits wieder dunkel wird, greift bei mir ganz automatisch ein typisches „kaltes-Wetter-Usseligkeit-Vertreibungswunsch-Phänomen“ – ich habe ein großes Bedürfnis nach Wärme, Gemütlichkeit und angenehmem Licht. Die kuschelige Schlabberhose ist ab jetzt wieder mein Lieblingskleidungsstück, der Kerzenverbrauch steigt rasant, die Heißgetränk-Dose verlangt ständig Nachschub und ich habe bereits jetzt die ersten Lichterketten aus dem Weihnachtskarton gezogen, um meiner Sehnsucht nach Geborgenheit nachzugeben.

Dieses Gefühl hat sich außerdem vor ein paar Nächten in einem eingängigen Traum wieder gespiegelt:

In diesem stand ich in einem einsamen Haus, welches keine Möbel in den Räumen hatte. Die Fenster standen allesamt weit auf, ein frischer Wind wehte durch die Zimmer, durch die ich lief und einen Ausgang suchte. Denn mir war kalt und ich wollte nach draußen und in die Sonne, die ihre Strahlen zu mir reinschickte. Ich lief immer weiter, von Raum zu Raum – das Haus schien unendlich weit zu gehen und kein Ende zu nehmen. Als ich schon fast aufgeben wollte und müde um die nächste Ecke bog, standen dort mehrere Personen und blickten mir entgegen. Ich ging auf sie zu und eine ältere Frau breitete ihre Arme aus, in die ich mich ohne Zögern reinschmiegte. Da begann sie eine Melodie zu summen, die ich zwar im reellen Leben nicht kenne und auch nicht mehr nachsingen kann – im Traum jedoch war sie mir sehr vertraut. Ich sagte zu der Frau: „Damit hast Du mich früher immer in den Schlaf gewiegt!“ Sie lächelte… und ich wachte auf: mit einem tiefen Gefühl der Sehnsucht nach dieser Geborgenheit, die ich noch vor wenigen Augenblicken gespürt hatte.

Und tragen wir dieses Verlangen nach Sicherheit, „Nest-Gefühl“ und „es kann Dir in diesem Moment nichts passieren“ nicht alle in uns? Möchten wir uns nicht manchmal einfach nur in eine starke, warme Umarmung retten, die die Welt von uns abschirmt – und einer kleinen Melodie mehr Raum geben als dem Handy-Klingelton, der Autohupe und den vielen Alltagsgeräuschen um uns herum?

Ich glaube, zumindest ein bisschen kann man sich diese Stimmung selber erschaffen – indem man ganz tief ich sich hineinhorcht, einfach nur atmet, die Augen kurz schließt und dann die Arme um einen spürt (und vielleicht sogar die Melodie im inneren Ohr erklingt).

8 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Wenn ich Deinen Gedanken und Deiner Traumerzählung so nachhänge, liebe Uta, dann spüre ich auch bei mir ganz deutlich: Direkt neben dem Spaß am Neuen, – dem bunten, trubeligen Leben mit all seinen Aufregungen und Herausforderungen habe ich ein ganz großes Bedürfnis nach NICHTS,- nach angekommen Sein und nach „einfach wohlig-warmem Existieren – „ich will NUUUR SITZEN“ sagt der Ehemann im Sketch bei Loriot zu seiner nervigen Gattin 🙂 Was gibt es Schöneres, als zwischendurch mal nuur sitzen und nix müssen! Und dafür auch noch geliebt werden! – Apropos Wärme und kalte Jahreszeit: Ich bin übrigens inzwischen stolze Besitzerin von sage und schreibe 10 Wärmflaschen, von denen ich seit ein paar Tagen jeden Abend mindestens 4 um mich herumstopfe – und wenn Besuch kommt, kriegt auch jeder sofort eine! Die Männer finden das erst mal etwas befremdlich ( hihiii) aber NEiN hat noch keiner gesagt.

    • Ja, und was hat meine geliebte Astrid Lindgren gesagt: „Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach da zu sitzen und vor sich hin zu schauen!“

  2. Und der dänische Familientherapeut Jesper Juul hat gesagt: „Nur wer NICHTS tut, kann den eigenen und den Herzschlag anderer hören“

  3. Liebe Uta, einen solchen Traum hatte ich noch nie, zumindest könnte ich ihn nicht erinnern. Aber diese tiefe Sehnsucht nach Harmonie und Geborgenheit, die ist immer in mir.
    Und ja, es stimmt, einfach mal innezuhalten im Alltag, sich wirklich und echt zu spüren (nicht mehr und nicht weniger), allein das gibt mir einen Moment der Wärme ubd Geborgenheit. Ist mir ganz ganz wichtig und wertvoll!
    Schön, dass Du es auch so siehst!

    • War auch bei mir der erste Traum in dieser Richtung – und er hat nachhaltig Eindruck hinterlassen, denn sooo oft erinnere ich mich gar nicht an meine nächtlichen Abenteuer! 🙂

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