Das Gewohnheitstier

Mein langer Schulblock neigt sich jetzt so langsam aber sicher dem Ende entgegen (morgen früh zwischen 8.00 und 10.00 Uhr dürft Ihre gerne noch mal an mich denken, die Daumen drücken oder eine Kerze anzünden – es steht mal wieder eine Klausur an…). 8 Wochen lang bin ich nun jeden Morgen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hamburg zur Berufsschule reingefahren. Und dabei gehöre ich nicht zu denen, die ihre Nase sofort ins Handy senken und von der Welt nichts mehr mitbekommen. Ich hocke eher da, gucke, träume vor mich hin oder mach mir so meine krausen Gedanken übers Leben…

Dabei ist mir nämlich aufgefallen, dass natürlich ganz oft die gleichen Menschen mit mir im Bus sind und sich Richtung Arbeit kutschieren lassen. Und ganz viele von denen sitzen jeden Tag auf dem immer gleichen Platz. Es ist zum Beispiel immer der linke Sitz von der Doppelbank vor der letzten Tür – oder der rechte in Fahrtrichtung in der Viererbank.

Ganz viele Personen steuern ganz automatisch jeden Morgen haargenau die Stelle an, auf der sie auch gestern, vorgestern und letzte Woche bereits gesessen haben. So, als hätten sie als „gute Deutsche“ da schon nach dem Aufwachen ihr Handtuch drauf gelegt. 🙂

Ist doch irgendwie verrückt, oder? Hab das ganz oft beobachtet – und es als kleine Rebellin ganz bewusst ganz anders gemacht – mich jeden Tag woanders hingepflanzt. Und das war auch ganz gut – denn da habe ich jedes Mal andere Dinge gesehen.

Oftmals sollte man im Leben vielleicht einfach mal die Perspektive wechseln, neue Wege gehen, mit anderen Leuten sprechen, neue Hüpfer ausprobieren – wenn es einem nicht gefällt, kann man ja wieder zu vertrautem Terrain zurückgehen. Aber Veränderung ist bewegtes Leben!

11 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta,
    so geht es mir auch zu Hause.
    An meinem Esstisch gibt es 4 mögliche Sitzplätze. Ich setze mich meistens auf den immer gleichen Platz. Auch in meiner vorigen Wohnung war das so.
    Als ich irgendwann mal davon gelesen hatte, ein Wechsel der Position würde die Sicht-weise ändern, habe ich das bewusst öfter gemacht – und mache es in der jetzigen Wohnung auch ab und zu.
    Wobei ich mir eben den schönsten Platz gleich am Anfang ausgesucht hatte. Beste Aussicht auf die Umgebung und bequemster Sitzplatz!
    Als alleinige Bewohnerin meiner Wohnung habe ich diesen Vorteil 😉
    Liebe Grüße
    Inge W.

    • Eine beste Aussicht und Bequemlichkeit sich ja aber auch wirklich nicht zu verachten, liebe Inge! Das sind zwei echt gute Argumente, um ein Gewohnheitstier zu sein – flexibel kannst Du dann ja auch in anderen Bereichen sein… 🙂

  2. Hallo Uta,
    ich bin auch ein kleines rebellisches Tier.😜
    Ich wechsle, ändre absichtlich immer wieder um kein Gewohnheitstier zu werden. Soll ja angeblich auch gut für die zwei Gehirnhälften sein.
    Ich gebe aber auch zu, daß ich ab und an auch gerne mal ein Gewohnheitstier bin.
    Liebe Grüße Claudia

    • Ich bin auch beides, liebe Claudia – mag es zwischendurch auch absolut gerne mal vertraut und ohne Überraschungen. Aber diese Mischung ist eben – wie so oft – ganz gut! 🙂

  3. Liebe Uta, ich bin eigentlich beides: nämlich dann ein Gewohnheitstier, wenn ich ganz bestimmte Rituale gerne pflege, weil sie mir einen gewissen harmonischen Lebensinn schenken. Andererseits (für mich ist das gar kein Widerspruch) brauche ich auch immer wieder neue Impulse und Abwechslung, weil nur dann mein Leben abwechslungsreich und bunt sein kann.

    • Nein, das ist auch kein Widerspruch, liebe Gabi. Das sehe ich genauso. Man kann sich in so manchen Bereichen einfach mal zu Veränderung und Neuem „zwingen“, um dann festzustellen, dass es einen weiter gebracht hat und die Perspektive so vielleicht sogar noch schöner war. Es ist aber auch wichtig, seinen bekannten, nach einem duftenden Nischen zu vertrauen.

  4. ….. und? Hast Du die Klausur gut hinter Dich gebracht, liebe Uta….. muss ja eigentlich geklappt haben bei so vielen für Dich gequetschten Daumen!!!!!

    • Ja, hat gut geklappt – vielen Dank der Nachfrage und der gedrückten Daumen! War echt heftig viel und ich hatte schon nach ner Hälfte einen Schreibkrampf, aber bin rechtzeitig fertig geworden und konnte zu jedem Punkt etwas schreiben, was hoffentlich ansatzweise Sinn macht. 😀

  5. Ich finde Deinen Appell mit der Sitzplatzwechselei auf dem Arbeitsweg eine schöne Idee – Danke Dir, Uta. – ist so ein kleines, bescheidenes Symbol für die Möglichkeiten, die das Leben uns bietet und mit denen wir neugierig spielen können. ……..müssen ja gar nicht die großen Weltreisen sein….. manchmal genügt eine bewusst erlebte Fahrt in einem überfüllten, muffigen Zug, eingequetscht zwischen völlig fremde Menschen, – den Blick frei und selbstvergessen auf die vorbeiziehende Landschaft – und schon „erlebste so richtig was Üppiges aus der Mitte des Lebens“ 🙂

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