Unter Palmen aus Stahl

Selten hat mich eine Lesung so sehr und so nachhaltig berührt wie die von Dominik Bloh am Freitag Abend beim Ankerherzverlag.

Dominik ist ein Hamburger Jung durch und durch – und er kennt seine Stadt wohl besser als die meisten der vielen Bewohner: denn er hat über 10 Jahre auf ihren Straßen gelebt.

Er ist gerade mal 16 Jahre alt, als Dominiks Leben zerbricht: seine geliebte Oma stirbt, seine psychisch kranke Mutter wirft ihn mit zwei Koffern raus und niemand hilft ihm. Von nun an versucht er obdachlos mit allen Mitteln, ein Mindestmaß an Normalität und Würde zu behalten – geht weiter zur Schule, erbettelt sich ein paar Münzen, um sich jeden Tag im öffentlichen Schwimmbad zu waschen und kämpft gegen die Kälte, die Einsamkeit und die Gewalt auf den Straßen.

Seine Geschichte erzählt er in seinem Buch „Unter Palmen aus Stahl“ , welches beim Ankerherzverlag erschienen und berechtigterweise seit kurzem auf der Spiegel Bestseller-Liste zu finden ist.

Daraus hat er letzten Freitag gelesen – noch mehr hat er aber erzählt… und das mit so viel brutaler Ehrlichkeit, Wärme, Herz und einer Mischung aus Zerbrochenheit und Lebensfreude, dass mir jetzt noch die Tränen in den Augen brennen.

Dass er nun eine Wohnung, einen Job und eine Kolumne bei der Hamburger Morgenpost hat, ist pures Glück – und dieses möchte er mit möglichst vielen teilen, indem er zu mehr Solidarität, Menschenliebe und Verständnis für Obdachlose aufruft – er prägte den sehr wichtigen Satz: „In Deutschland gibt es ein soziales Netz – aber was ist, wenn alle Stricke reißen?!?“ Dass hierzulande keiner auf der Straße leben muss, stimmt nämlich leider absolut nicht…

Ich war mit meiner Familie bei der Lesung und es war auffällig still im Auto auf der Rückfahrt – jeder hing seinen Gedanken nach. Und dann wurde am Wochenende immer wieder von diesem großartigen jungen Mann gesprochen, der in unser Exemplar seines Buches für meine Tochter geschrieben hat:

„Liebe Johanna,

Du bist die Zukunft.

Werde, was Du Dir vorstellst.

Du kannst alles sein.

Ich glaube an das Gute im Menschen. Wenn Du Dich traust zu glauben, können wir die Zukunft verändern!

Dominik“

Ich kann Euch nur raten – kauft dieses Buch! Und lasst Euch ein stückweit verändern – so wie dieser Abend mit Dominik Bloh es mit uns gemacht hat.

20 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Danke für den Tipp liebe Uta, das hört sich unglaublich gut an. Ich werde mir das ganz sicher kaufen. Abgesehen davon lese ich ohnehin gerne wahre Geschichten und Biografien von besonderen Menschen.
    Liebe Grüße Anna

      • Dankeschön, werde es mir morgen bestellen – hab gerade Zeit zu lesen da ich etwas out of order bin :-/

          • Meine linke Schulter – Bizepssehne macht Theater, scheinbar Impingement-Syndrom. Habe schon etwas länger Probleme damit, wusste eigentlich auch was ich tun müsste – aber wie das so ist , irgendwas anderes war immer wichtiger – jetzt MUSS ich mich drum kümmern.
            Hatte das vor Jahren (2010) rechts, habe das konventionell ohne OP super in den Griff bekommen mit manueller Therapie und den richtigen Übungen – da bin ich schmerzfrei und uneingeschränkt in den Bewegungen. Hätte es also wissen müssen, wie ich es richtig mache – jetzt muss ich halt etwas leiden – selber Schuld 😉
            Lieben Gruß Annegret

          • Oh je… das tut mir leid! Ich kenne das von meinem Bandscheibenvorfall… man macht und tut, dann lässt man es schleifen, weil es nicht mehr weh tut – und dann bekommt man die Rechnung….
            Ist ärgerlich – und es wird nicht besser, wenn man sich dann noch über sich selber ärgert!!!
            In dem Sinne: Du weißt, wie Du es jetzt besser machen kannst! Lass das mit dem „selber schuld“ mal beiseite und tue Dir jetzt selber gut: körperlich und seelisch!

  2. Ich habe zu diesem Thema eine sagen wir mal etwas andere Sichtweise.
    Da ich selbst in einer Obdachloseneinrichtung gearbeitet habe,sehe ich dieses Thema natürlich mit ganz eigenen Augen.
    Es gibt wirklich viele traurige und schreckliche Schicksale die zu einem leben auf der Strasse geführt haben.
    Jetzt kommt mein ABER…
    Jeder ist für sich selbst verantwortlich und es gibt genügend Menschen,die aus welchen Gründen auch immer,jegliche Hilfe ablehnen.
    Und das ganz bewußt.
    Ich kenne die Geschichte von Dominik nicht,deshalb möchte ich auch nicht über ihn persönlich urteilen.
    Das er nun eine Wohnung und einen Job hat,ist wirklich Glück für ihn.
    Ich wünsche ihm,das es dabei bleibt und er nie wieder auf der Strasse landet.
    LG

    • Liebe Petra,
      es ist wie immer im Leben: jede Geschichte ist anders… und jeder erlebt die seine.
      Sicherlich gibt es auch Menschen, die sich nicht helfen lassen wollen – aus welchen Gründen auch immer. Es gibt aber eben auch diejenigen, die gerne etwas ändern wollen, aber keine Möglichkeit dafür bekommen. Das Beispiel Dominik hat mir ganz klar gezeigt, dass unser System eben doch nicht alle greifen kann – und dass es Situationen im Leben gibt, die man nicht beherrschen kann.

      Das viel wichtigere, was ich von der Lesung mitgenommen habe, ist aber: EGAL, welche Einstellung derjenige auf der Straße hat – ob er „selbst verschuldet“ oder durch ein schlimmes Schicksal obdachlos geworden ist: er ist und bleibt ein Mensch und steht nicht unter mir auf der Leiter des Lebens!

      • Uta,ja du hast ja recht.
        Mensch bleibt Mensch und das sollte jeder verinnerlichen.
        Wir alle können ganz schnell auf der Strasse landen.
        Ich verurteile hier keinen Obdachlosen.
        Und mir geht es auch nicht darum,warum wieso weshalb derjenige auf der Strasse gelandet ist.

  3. Ich denke gerade an “meinen Höfi”, der vor einem Jahr leider an den Folgen seiner Alkoholerkrankung gestorben ist. Auch er lebte viele Jahre auf der Straße bevor er nach einem Schlaganfall in meiner Reha-Einrichtung in der Kunstwerkstatt gelandet ist. Er war nicht nur ein großartiger surrealer Maler sondern er hatte auch ein surreal großes Herz und trotz seiner eigenen körperlichen Einschränkung inklusive Sprachbehinderung und Beinamputation, hat er sich für jeden, der Hilfe benötigte, sein übriggebliebenes Bein ausgerissen und quasi ohne Sprache getröstet. Wenn er von seinen 4 Kindern gesprochen hat, die er aus vielen Gründen nicht aufwachsen sehen konnte, standen jedesmal Tränen in seinen Augen. Wie er in dieser Misere gelandet ist, das spielt keine Rolle. Er war ein sehr tapferer und wunderbarer Mensch !

  4. Danke für den Artikel, liebe Uta!

    Ich lese den Blog von Dominik auf Ankerherz und mich hat seine Geschichte auch sehr bewegt. Es gibt bei uns einen Supermarkt, der ganz in der Nähe eines Platzes liegt, an dem sich Obdachlose treffen. Wenn ich dort einkaufe und einen Pfandbon habe, verschenke ich den immer an den erstbesten Obdachlosen, den ich entweder im Laden oder spätestens davor sehe. Ich bin jedes Mal berührt, wie sehr die sich über den Pfandbon freuen (und meistens höre ich sowas wie „Boah – das sind ja ZWEI Euro!!“) – aber noch mehr freuen die sich über meine freundliche Ansprache und die paar Sätze, die wir dann wechseln. Da habe ich jedes Mal einen Kloß im Hals…

    Viele liebe Grüße
    Peti

    • Toll, dass Du das machst, liebe Peti! Ich denke auch, dass die Obdachlosen sich besonders über die Normalität freuen, mit denen Du ihnen begegnest!
      Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, in der City immer schnell zu einem Bäcker oder Café zu laufen, wenn ich jemanden an der Straße sitzen sehe und kaufe demjenigen dann Brötchen oder einen Kaffee – ist ja nur eine Kleinigkeit, aber man gibt eben auch ein bisschen Wertschätzung mit einem Lächeln.

  5. Liebe Uta,
    ich kann auf deine Antwort vom 30.1. nicht direkt antworten …. also hier mal eben.
    Mein „selber Schuld“ zielte nicht auf mich darüber ärgern o.ä. ab sondern es war einfach nur eine Tatsache – ich weiß, dass ich es habe schleifen lassen aber ich ärgere mich nicht darüber. Es ist wie es ist und nun tu ich das was ich tun muss 😉
    Geht mir schon etwas besser, bin aber noch die nächste Woche krank geschrieben und hoffe, dass ich ab 12.2. wieder arbeiten kann!
    Lieben Gruß Anna

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