Heute könnte die Überschrift des Artikels auch lauten:
„Von einer, die auszog, das Allein sein zu lernen…“
Ich bin nämlich tatsächlich mal an diese „Ganz für sich-Tätigkeit“ wie an eine Hausaufgabe rangegangen – ist schon einige Jahre her. Mir war aufgefallen, dass ich nur ganz schwer mit mir selber alleine sein konnte.
Also habe ich mich hingesetzt und mir typische Situationen überlegt, die man normalerweise immer in – hoffentlich netter und schöner – Gesellschaft erlebt. Und diese habe ich dann ganz bewusst alleine mit mir selber durchgezogen:
- Kino – das war zunächst auch ein blödes Gefühl, als der Film noch nicht begonnen hatte, sich alle im Saal noch fröhlich unterhalten haben und nur ich neben mir nur leere Sitze und meine Popcorn-Tüte hatte. Ich war froh, als das Licht ausging – während des Films hab ich es dann gar nicht so gemerkt. Erst wieder danach, weil es keinen gab, mit dem ich den Film „zerreden“ konnte…
- Konzert – das war eine nicht so große Überwindung, denn ich hatte mir meinen absoluten Lieblingssänger ausgesucht. Und hab mir währenddessen ausgemalt, dass ich mit Sting quasi ganz alleine sein würde. War ein wenig gemogelt, weil es nicht den Sinn der Übung getroffen hat – aber bei Sting setzt mein verstand eben aus… 🙂
- Essen gehen – das war schon ne echte Herausforderung. Denn wenn man so vermeintlich einsam an einem Restauranttisch sitzt und auf den Kellner wartet, sieht man für Außenstehende wahrscheinlich eher so aus, als würde man eher auf seine Verabredung warten – die eben nicht kommt… Ich habe mich super beobachtet gefühlt – buchstäblich auf dem Präsentierteller des Allein-Seins – und an dem Tag auf Nachtisch und Espresso verzichtet…
- Urlaub machen – da bin ich dann letztendlich in die Vollen gegangen: zwei Wochen Fuerteventura im Einzelzimmer… ich gebe es gerne zu: am ersten Abend habe ich mich in genau dieses verkrochen und nur geheult. Hatte beim späten Buffet nur glückliche Pärchen um mich rum und hab mich tatsächlich einfach nur einsam und wie der letzte Mensch des Planeten gefühlt. Am nächsten Morgen bin ich zum Frühstück geschlichen – bei der Käseplatte grinste mich ein Mädchen an, die mich dann über den zweiten Kaffee auch ansprach: sie war aus Bayern und ebenfalls Alleinreisende. So hatte ich zumindest ab und zu jemanden zum quatschen – ich hab dann auch noch weitere Menschen kennengelernt (inklusive relativ harmlosem Flirt mit dem niederländischen Animateur) – aber ich habe auch viel Zeit wirklich mit mir alleine verbracht. Und das hat sich richtig und toll angefühlt – nachdem der erste Schreck vorbei war.
Man muss das nicht wirklich so explizit „abarbeiten“ wie ich damals (wobei ich die Erfahrungen nicht missen möchte) – man kann das auch immer mal wieder im Alltag „üben“, wenn es einem schwer fällt. Wenn man merkt, dass man ohne Gesellschaft sofort den Fernseher anmacht, das Handy zur Hand nimmt oder sich sonst irgendwie zerstreuen muss. Wenn man sich alleine sofort einsam fühlt – dann am besten mal eine Weile aushalten und innerlich ins Gespräch mit sich selber gehen. Man fühlen, nachhorchen, wie es einem wirklich geht – ohne Maske, ohne unterdrückte Tränen, ohne Schminke…
Ich wünsche Euch schöne Momente dabei…!
Hallo liebe Uta..
Wie ich gestern schon schrieb, muss man alleinsein wirklich lernen, aber dann ist es einfach wunderbar..für eine kleine Auszeit.
Ich habe immer ein Buch in der Tasche und kann damit vermeintlich bloede Situationen ueberstehen.
Aber das Gefühl in einem Restaurant oder Café kann ich sehr gut nachvollziehen..deshalb das Buch 😃 .
Und meine Erfahrungen sind, das ich viel schneller in Kontakt mit anderen komme, wenn ich nicht das ganze „Rudel“ bei mir habe.
Trotzdem ist es gut, das es eine Auszeit ist und nicht die Norm (bei mir).
In diesem Sinne einen schönen sonnigen Frühsommer Tag.
Das mit dem Buch ist natürlich ein guter Trick – aber eigentlich geht es ja drum, dieses Alleinsein wirklich mal auszuhalten… ganz ohne Ablenkung und mit stoischem Ignorieren der Blicke Anderer… aber das ist schon nicht so einfach.
Moin, moin,
das Café, als Ort des Alleiseins, finde ich nicht so schwer. Passiert doch schon mal, dass Frau dort alleine Arbeitspause macht Oder in einer fremden Stadt, wenn man sich mal von den Anderen abseilen möchte. Und mache das auch gerne, um das Treiben zu beobachten,aber nicht involviert zu sein. Dies kann in behaglichem Ambiente eine tolle „Hiraushängzeit“ sein. Da könnte ich es mir in einem feineren Restaurant schon schwieriger vorstellen, hab ich auch noch nicht gemacht. Kino und Konzert habe ch schon Solo besucht – teile da Utas Erfahrungen 1 zu 1. Die kanadische Autorin (glaube die wars) Magaret Atwood. schreibt in einem Roman, dass es die Königsdisziplin einer jeden Frau wäre alleine in einem Café o.ä. ‚ohne Buch‘ zu sitzen. Da hab ich aber auch meist was greifbar. und wenns die Tageszeitung ist, welche da auslegt.
Stimmt, liebe Sabine – in einem Café sitzt man des Öfteren mal alleine, das ist nicht so das große Problem. Die anderen Situationen sind schon schwieriger und deshalb braucht man dazu den „eisernen Willen“, das mit dem alleine sein tatsächlich auszukosten.
Liebe Uta,
das Alleinsein musste ich auch erst lernen – und genau die Situationen, die du beschreibst, sind wirklich die schwierigsten! Ich habe gleich mal mit Urlaub angefangen, danach war Kino ganz einfach 😀
Das Alleinsein an sich finde ich gar nicht so schlimm. Ich mache mir blöderweise immer Gedanken darüber, was die anderen Menschen wohl von mir denken… Dass ich z.B. eine total unausstehliche und schräge Person sein muss, die keine Freunde hat. Wahrscheinlich denkt das niemand und selbst wenn, dann könnte es mir auch egal sein. ICH weiß ja, dass ich Freunde habe, sie halt nur in diesem Moment nicht dabei sind. Also daran muss ich irgendwie noch arbeiten.
Aber sonst klappt es tatsächlich gut. Letzte Woche war ich bewusst alleine auf einem Konzert. Keiner meiner Freunde mag die Band so wie ich, und ich wollte in meiner absoluten Begeisterung niemanden mit so einer „naja, ganz nett“-Haltung neben mir haben. Was soll ich sagen? Es war großartig! Denn da ich auf niemanden Rücksicht nehmen musste, habe ich mich so in das Pogo-Gewusel gestürzt wie kaum ein anderes Mal zuvor mit Begleitung. Am Ende war ich total durchgeschwitzt und fix und fertig – und happy 🙂
Es kann also manchmal tatsächlich alleine besser sein als in Begleitung. Und, wie Ulrike T. schon schrieb, man kommt leichter in Kontakt mit anderen, weil man einfach offener ist und eben nicht nur den Blick für die eigene Begleitung hat. Das ist auch meine Erfahrung.
Liebe Esther – bei Dir ist es ja so, dass Du das alleine sein wirklich lernen musstest – Du hattest gar keine andere Wahl. Umso bewundernswerter finde ich es – wieder mal – mit welcher Entschlossenheit Du das anpackst! Find ich einfach großartig!
Stimmt – dieses blöde „Was denken die Anderen wohl über mich?“ werde ich wohl auch meinen Lebtag nicht mehr los. So nervig – denn es bringt absolut nichts und ist dazu auch so überflüssig wie ein rostiger Nagel im dicken Zeh… bringt einen null weiter, ganz im Gegenteil!
Was ist denn Deine Lieblingsband?
Erstens vielen Dank, liebe Uta. Aber zu bewundern gibt es da meiner Meinung nicht so viel, denn mir bleibt ja irgendwie nichts anderes übrig. Hängen lassen ist ja keine wirkliche Alternative.
Und zweitens: Ich war bei den immer wieder grossartigen Beatsteaks 🙂
Doch, liebe Esther… es gäbe die Alternative, Dich eben nicht mit aller Kraft fürs Leben zu entscheiden – so wie DU es tust! Viele in Deiner Situation würden sich eben hängenlassen – das tust Du nicht! Und das ist allemal Bewunderung wert!
Wenn ich DAS gewusst hätte…!!!! Ich hab nämlich leider niemanden gefunden, der mit mir zu den Beatsteaks geht… und alleine hat ich da DIESMAL keine Lust drauf. Ich wäre doch glatt mit Dir mitgekommen…
Beim nächsten Mal sage ich rechtzeitig Bescheid 😀
Das mach mal! 🙂
Ihr Lieben,
auch ich mache ab und zu ganz gerne etwas alleine. Und auch ich nehme zum Essengehen immer ein Buch mit. So kann ich lesen, solange ich auf mein Essen warte. Und ich beobachte meine Mitmenschen, die oftmals am Tisch sitzen und nicht miteinander reden, sondern auf ihr Smartphone starren 😉
Kino und Konzert ist alleine ganz „unauffällig“. Urlauben ist da schon etwas aufwändiger. Wobei auch ich die Erfahrung gemacht habe, dass ich viel schneller mit Unbekannten in Kontakt komme, wenn ich alleine unterwegs bin.
Das Alleinsein, auch zuhause – ganz bewusst ohne Radio, TV, Musik etc. und ohne Telefon… ist manchmal wirklich sehr erholsam und es ist gut, mit sich selbst „im Kontakt zu sein“.
Alles Liebe von
Inge W.
„Mit sich selbst im Kontakt zu sein“ ist ein super Ausdruck, liebe Inge!
Liebe Uta,
ich muss beruflich manchmal (!!!) nicht oft, auf Messen und dann übernachte ich auch alleine in verschiedenen Städten, Anfangs war es für mich auch sehr komisch alleine im Hotel morgens zu frühstücken oder abends in ein Restaurant zu essen, – aber man gewöhnt sich dann doch dran. Urlaub habe ich einmal alleine gemach, 5 Tage und das „nur“ auf Juist 🙂 … da fahre ich schon seit ich ein kleines Baby bin jedes Jahr hin und ich wollte die Insel einmal für mich alleine erleben. Nur das machen, was ich möchte, hören, sehen, riechen, genießen… da ich mich dort aber wie zu Hause fühle, hat es mir überhaupt nichts aus gemacht. Am 3 Tag fühlte ich mich abends im Kompass mal sehr allein und hätte gerne jemanden zum reden gehabt, … aber ich hab es genossen <3 und viel gelesen.
Liebe Janine,
vielen Dank für Deinen tollen Kommentar! Da hast Du Dir mit Juist aber auch wirklich den besten Ort fürs Alleine-sein ausgesucht! Hoffe, Du kannst so etwas noch öfter erleben – und es gibt Dir dann richtig viel!
Ganz liebe Grüße