Die Anpassung

In dieser Woche soll es hier in meinem Blog um die „Anpassung“ gehen – ein Thema, welches ich aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten und andenken möchte. Wir alle verbinden damit wahrscheinlich ganz individuelle Gefühle – ohne, dass man großartig über das Wort und seine Bedeutung dahinter grübelt.

Im Duden findet man folgende Definition: das Sicheinstellen auf jemanden, etwas; das [Sich]einfügen, Angleichen

Und ich möchte da jetzt auch nicht auf das eher politische Feld „Lohn-Gehälter-Rentenanpassung“ eingehen – auch die Bedeutung in der Medizin lasse ich jetzt mal links liegen: mir geht es jetzt eher um das Anpassen an bestimmte Normen, um das sich auf die gleiche Stufe mit anderen Menschen stellen wollen – also eher den psychologischen Aspekt.

Ich fahre momentan ja wieder jeden Morgen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hamburg zu meiner Berufsschule – und da kann ich dieses Phänomen der Masse ziemlich gut beobachten: schaut man in die Gesichter der vielleicht noch müden, arbeits-unlustigen Mit-Passagiere, dann findet man überall Merkel´sche Züge: hängende Mundwinkel, dunkle Ringe unter den Augen, stumpfer Blick. Ich möchte unserer Kanzlerin nicht zu nahe treten – aber Lebhaftigkeit und Fröhlichkeit blitzt so spontan ja eher seltener bei ihr hoch.

Und wenn ich dann so umgeben von latenter leichter Genervtheit, verschlossenen Gesichtern und bewusst vermiedenem Augenkontakt im Zug stehe – der trübe November vorm Fenster auch nicht gerade Erheiterung anbietet, dann bemerke ich es in mir hochsteigen: die Anpassung an diese nicht gerade schöne Stimmung.

Das ist dann der Moment, wo ich die Entscheidung treffen kann: hüpfe ich per Kopfsprung mitten rein in den Schlechte-Laune-Teich – oder stoppe ich vorher noch ab, denke an etwas Schönes und bin die einzige „Verrückte“, die am Bahnhof dann mit einem Grinsen aussteigt.

Ist recht unterschiedlich – und manchmal, wenn meine Grundstimmung eh schon nicht gut, der falsche Fuß morgens zuerst aus dem Bett war – der Kopf schmerzt oder ich einfach zu wenig Schlaf hatte: dann lass ich mich halt reinfallen in die Anpassung und zelebriere meine miese Stimmung. Muss ja nicht allzu lange anhalten.

Wie geht Ihr damit um? Könnt Ihr da ganz autark sein – oder seid Ihr ein Schwamm für die blöde Stimmungslage, die um Euch rum wabert?

14 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Hallo Uta
    Bei mir ist es sehr verschieden. Es klappt mal mehr mal weniger gut . Kann passieren das ich im Zug noch supergut gelaunt bin und dann auf der Arbeit schafft es mein Abteilungsleiter innerhalb weniger Sekunden meine gute Laune zu zerstören. Daran muß ich wohl noch lange arbeiten .
    Aber hin und wieder – aber eigentlich zu selten – schaffe ich es schon meine gute Laune zu behalten und über die Dinge zu stehen.
    Ich denk mir dann meinen Teil . Zum Glück weiß er nicht was …..
    Einen schönen Abend noch.
    L. G. Irmtraut

    • Es ist schon erstaunlich, wie sehr man sich die Gefühle und Stimmungslagen seines Gegenübers – oder seiner Mitmenschen – „anzieht“… dabei sind es doch deren schlechte Launen… aber man passt sich dann doch oftmals an…

  2. Ich hab mich in diesem Zusammenhang schon oft gefragt, warum “wir deutschen Nordmenschen” meist so biestig drauf sind und woher fast die gesamte Spezies der südländischen Menschen mit dieser singenden Leichtigkeit ausgestattet sind…..? Das kann doch nicht nur wetterbedingt sein, oder …..? Vererbt sich so eine innere Grundbeschaffenheit ? Oder liegt in Italien z.B. die gute Laune sozusagen in der Luft und man braucht sie nur mal tief in sich aufzusaugen und wird auch gleich ein bisschen “hüpfiger”. Mir jedenfalls geht es tatsächlich so, dass ich spätestens nach dem Gardasee stiefelabwärts meine offene, fröhliche Seite viel besser rauslassen kann. Jeder Lacher fällt da auf fruchtbaren Boden und vervielfacht sich. Seltsam! -Ein lieber Abendlächelgruß von mir in unsere Runde 😊

    • Liebe Lydia,
      ich bin grundsätzlich nicht so die Freundin von „die Norddeutschen sind so und so – und die Südländer sind so…“ wahrscheinlich gibt es schon grundsätzliche Aussagen, die auf die Grundstimmung irgendwie zutreffen, aber ich persönlich mag das nicht so sagen. Ist aber natürlich meine eigene Meinung dazu… liebe Grüße!

      • Ach, liebe Uta, so ernst war das nun auch nicht gemeint 😉 und solch eine “Klischeetante” bin ich ja gottseidank auch nicht…. Egal, ob in Rio oder in Kiel – wir tanzen alle auf der Straße und lassen uns einfach unsere schlechte Laune nicht so schnell verderben ! So machen wir’s ! 👍🏼

  3. Hallo Uta,
    ich kenne dich nicht, habe dich lediglich einmal an Pfingsten 2017, mit den Kindern im Schlepptau, aus den Duschräumen des Erlebnisbads auf Juist herauskommen sehen. Diesen Anblick werde ich nie vergessen! Du warst so lebensfroh, glücklich und hast gestrahlt, wie es nur die wenigsten Menschen können. Du hast gestrotzt vor Energie! Ich dachte nur: „Wow! Was für eine Powerfrau! Der Stein muss erstmal kommen, den diese Frau nicht aus dem Weg räumen kann“. Das schönste aber war, dein Lächeln galt nicht deinen Mitmenschen, sondern dir und deinen Kindern – und das war gleichzeitig das schönste Geschenk für deine Mitmenschen. Das nennt man wohl tiefste Zufriedenheit. Wer an dem Punkt angelangt ist, der hat es geschafft! Ich weiß nicht, was passiert ist, dass du so philosophisch geworden bist. Vermutlich Trennung, Scheidung, was auch immer. Natürlich zehrt das an deinen Kräften und es mag aktuell eine schwere Zeit sein. Umso wichtiger ist, dass du an dein Motto: „dont forget to hüpf“ anknüpfst und ein „dont forget to spring“ draus machst. Ich will mich nicht aufspielen oder behaupten, es besser zu wissen. Ich glaube aber, dass du dir mit dem philosophischen Nachdenken nichts Gutes tust und dir selbst im Weg stehst. Sei mal ganz ehrlich zu dir selbst: glaubst du allen Ernstes, dass irgend jemand in den öffentlichen Verkehrsmitteln von dir „erwartet“, dass du dich anpasst und genauso unmotiviert, müde und traurig reinschaust, wie alle anderen? Die sind doch mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt und nehmen dich vermutlich nicht einmal bewusst wahr! Wenn dich die Teilnahmslosigkeit von denen runterzieht, schau einfach nicht hin. Lies ein Buch oder höre dir Gute-Laune-Musik an, in dem Stil (BoneyM- Rivers of Babylon) an und schaue aus dem Fenster. Dann startest du automatisch energiegeladen in den Tag und saugst die schönen Momente wie ein Schwamm in dir auf. Kümmere dich nicht um namenlose Mitfahrer und überlege nicht, ob du dich anpassen sollst oder was von dir erwartet wird. Sei bereit, den Moment, der dir gut tut, einzufangen und lass uns an diesen Momenten gerne teilhaben. Nur so kannst du vom Hüpfen zum Springen übergehen. Glaube mir, deine „Fans“ werden sich mit dir über jedes einzelne Erlebnis, welches DICH glücklich macht, freuen und dich vielleicht auch an deren glücklichen Momente teilhaben lassen. Das gibt dir Kraft und wird dich Stück für Stück wieder zur lebenshungrigen und starken Uta machen.
    Alles Gute wünscht dir Ute

    • Liebe Ute,
      zunächst: freut mich sehr, was Du da an diesem Pfingsttag an und in mir gesehen hast. Ein größeres Kompliment kann man einem ja kaum machen – und dass ich so eine Ausstrahlung habe, finde ich natürlich richtig gut… 🙂 Grundsätzlich bin ich wohl auch so – eine Macherfrau, die jeden Stein schon irgendwie beiseite schafft und dann wieder hüpfen kann. Für mich persönlich macht es da auch gar keinen Unterschied, ob es hüpfen oder springen ist – das hüpfen passt nur besser zu mir, weil es eine Zeit in meiner Kindheit gab, in der ich mich gar nicht anders fortbewegt habe.

      Interessant ist, dass Du mich gerade in DER Phase so gesehen hast, die für mich die schwerste und härteste meines Lebens war. Ich habe auf Juist sehr schlimme Dinge mitgemacht – und konnte mich erst nach vielen Jahre nach und nach davon befreien. Ganz frei werde ich davon nie mehr werden – aber einen Großteil habe ich geschafft und das war auch nur gut so. Insofern: ich bin jetzt nicht plötzlich „philosophisch“ geworden, wie Du es ausdrückst: das Nachdenkliche, Hintergrund erfragende, Reflektierende, Verstehen-wollende, mit den eigenen Dämonen kämpfende: das war auch schon immer ich. Es gibt die große Tendenz zum glücklich sein – aber dafür gehört für mich persönlich auch mal auf die Schattenseite zu gucken. Diese zu ignorieren oder zu verdrängen, bringt nach meiner Erfahrung absolut nichts.

      Und mein Blog ist auch nicht gedacht fürs Jammern, fürs nur auf die dunklen Seiten gucken – sondern fürs mal hinschauen und Wege ans Licht aufzuzeigen- also meine Ideen dahingehend. Dabei bin ich natürlich keine Spezialistin, keine Psychologin oder Philosophin – aber ich erzähle aus meinem Leben, was ich sehe, höre und besonders fühle – um Euch allen Mut zu machen, selber mal hinzugucken und Wege zu finden, wie Ihr wieder oder noch besser hüpfen könnt.

      Der Artikel über die Anpassung war ebenfalls anders gemeint: ich wollte damit nicht sagen, dass ich mich der schlechten Stimmung anpasse, weil ich mich nach der eventuell herrschenden Erwartung verhalten möchte. Sondern dass man als Mensch automatisch die Tendenz dazu hat, sich der Allgemeinheit anzupassen – obwohl man sicherlich bemerkt, dass das blöd und ungut für einen selber ist. Es war ein Plädoyer, die gute Laune zu behalten: obwohl die Stimmung um einen herum vielleicht zum Trübsal einlädt. Das also eher abschlagen – und sich von der Masse nicht beeindrucken lassen.

      Also – die lebenshungrige und starke Uta ist noch da, sie war auch nie weg… sicherlich mal weniger sichtbar, wenn die Situation gerade besonders heftig war. Aber – neben den oben erwähnten anderen Seiten – ist sie fest in mir! 🙂

      Ganz liebe Grüße von der Uta

    • Wenn jemand zum ersten Mal einen Kommentar schreibt, dann muss ich diesen immer zunächst freischalten. Das ist ein Sicherheitsmechanismus im System. Und ich konnte das erst jetzt machen, weil ich bis gerade in der Schule war für meine Ausbildung

  4. Anpassen?

    Das klingt so konservativ, so stromlinienförmig, irgendwie aufgezwungen.

    Ich bin ein chronisch Harmonie süchtiges Wesen. Also bin ich raus, wenn ein Moment nichts gut tuendes verheißt. Ich brauche das nicht. Klingt komisch ist aber so…

    Bevor ich mich nun an eine Situation, an eine Person/Gruppe anpasse um mitzuschwimmen, da biege ich lieber ab, steige aus….nämlich dann, wenn das für mich bedeutet, dass ich mich gegen eigene Prinzipien entscheiden müsste.

    Wir haben eine zeitlich begrenzte biologische Uhr, deren letzten Zeigerschlag wir alle nicht kennen. Also warum in dieser kostbaren Zeit sich verstellen. Ich bin individuell. Ich zeige Emotionen wo sie hingehören; sage was ich zu sagen habe.

    Das bedeutet ja nicht zwangsläufig das ich besonders auffallend auftrete. Wenn mir gerade etwas lustiges durch den Kopf geht, breche ich nicht in schallendes Gelächter aus, aber mit Sicherheit huscht mir ein breites Lächeln übers ganze Gesicht….ich lebe den Moment so wie er mir gut tut.

    Es spielt dabei für mich keine Rolle welche Emotionen gerade über mich herfallen. Just in diesem Moment sagt mein Inneres Ich, das muss jetzt genauso sein. Also passiert es. Und das meiste erfolgt wie von selbst ; sprich, es ist als ob sich ein Automatismus einmischt und dir sagt sie du dich gerade verhalten sollst.

    Und gerade der vorherige Satz hat mMn seine Wurzeln in unserer Erziehung, wie wir aufgewachsen sind. Mir als Mitfünziger wurde eine auf Werten basiertes Aufwachsen Aufwachsen zuteil. Das heisst….Sitte, Anstand ,Moral ,Demut wo sie hinpasst; Stil …waren immer dabei, aber niemals ein Dogma. Ich durfte Kind sein…machen und davon lernen. Die Zeit hat mich gelehrt und verstehen lassen.

    Deswegen meine ich, anpassen muss man sich nicht, wenn das eigene Verhalten nicht zu einem unerträglichen Störfaktor für Dritte wird. Und wenn dann dreißig Leute im Bus sitzen und stur griesgrämig auf ihre Smartphones starren…sollen Sie. Ich störe sie dabei nicht….aber ich mach da nicht zwingend mit um dazu zu gehören. Ich kann auch gut auf weiter Flur für mich sein wie ich sein möchte, egal wo und wer sonst um mich herum ist.

    Euch noch eine schöne von Emotionen begleitete Zeit…seid ihr selbst. Niemand anderes wird es für euch sein können.

    Glück Auf
    Frank

    • Lieber Frank,
      erstmal: Glückwunsch, dass Du so bist!!!!! Das sage ich über Dich ja schon, seit ich Dich „kenne“…!!!
      Kann Deine Ausführungen über das „Ich selber“ sein nur unterschreiben: genauso sollte man es machen – dann ist man nämlich stets nahe an sich dran und damit mit dem besten Menschen zusammen, den man an seiner Seite haben kann.

      Mit dem Anpassen im Zug war allerdings nicht gemeint, dass man sich der schlechten Stimmung unterwirft, „um dazu zu gehören“ (wie Du schreibst) – sondern eher, weil man sich davon anstecken lässt. Und das sollte man eben einfach vermeiden.

      Mehr zu dem Thema – und dann kommt eben auch diese Tendenz, des dazu gehörig fühlens, zum tragen – im nächsten Artikel

      Ganz liebe Grüße von der Uta

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