Der Satz, der etwas in mir verändert hat

Sprache – und das im Besonderen die deutsche, weil ich in ihr denke, fühle und träume und weil es in ihr neben vielen verwirrenden Regeln/Ausnahmen eben auch sehr viele wunderbare Wörter und Ausdrücke gibt – ist meine große Leidenschaft. Deswegen schreibe ich ja auch so gerne – ob jetzt diesen Blog, Briefe, Gedichte oder Geschichten.

Und nicht umsonst lese ich ganz viel. Wenn immer ich Zeit finde, hab ich die Hüpf-Schuhe abgestreift, sitze irgendwo und bin ganz vertieft in der jeweiligen Geschichte.

Dabei kann es vorkommen, dass ich einzelne Sätze gleich mehrmals hintereinander lesen muss – weil es eben Schriftsteller gibt, die sich so wunderbar ausdrücken können. Ich bin dann manchmal ganz verliebt – in diesen Menschen, der alleine mit der Aneinanderreihung einzelner Worte etwas total schönes Bleibendes geschaffen hat. Das sind für mich genauso kreative Künstler wie Maler, Bildhauer oder Musiker.

Und einmal war es so, dass mich beim Lesen eines kleinen Satzes sozusagen der Blitz getroffen hat. Nennen wir es den Blitz der Erkenntnis, der Verheißung – ein Satz, der etwas in mir verändert hat.

Wahrscheinlich bin ich schon seit der Kindheit auf der Suche nach mir selbst. Und mit jedem Hinfallen, mit jedem Hüpfer, mit jedem Kratzer auf der Seele und mit jedem Lächeln, das ich mir selber schenke, komme ich mir ein kleines Stückchen näher.

Der Satz, der mich ein großes Stück zu mir selbst geführt hat – der quasi plötzlich in einem Buch um die Ecke kam, mich anstrahlte, meine Hand nahm und mich mit sich zog – klingt zunächst ein wenig eigenwillig:

Ich lebe mich selbst. 

Vier kurze Worte, die für mich in dieser Konstellation plötzlich unglaublich viel Sinn gemacht haben und die mich seitdem tagtäglich begleiten.

Im nächsten Artikel erzähle ich Euch, warum dieser Satz so wichtig für mich ist – und wie ich ihn jeden Tag mit mir herumtrage.

Habt Ihr auch so einen Satz? Habt Ihr einen Satz, der den ganz eigenen Sinn Eures Lebens beinhaltet? Habt Ihr einen Satz, der Euch geprägt hat und an dem Ihr Euch festhaltet?

 

33 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Ich muss jetzt mal für meinen Mann schreiben. Der hat vor 17 Jahren einen Traum gehabt. Da wurde der gefragt, warum er dich jetzt gerade eine Zigarette ansteckt. Diesen Satz hat er sich aufgeschrieben und an seinen Bildschirm am Arbeitsplatz geklebt. Das war dann auch entscheidend, das er das Rauchen aufgegeben hat. Jedes mal wenn er drauf guckte, hat er überlegt, warum er jetzt unbedingt rauchen wollte.

  2. Liebe Uta,

    verfolge deinen Blog schon länger, habe aber noch nie geschrieben, aber zu diesem Beitrag muß ich mich äußern. Dieser Satz begleitet mich seit meiner Jugend:

    Ich wollte ja nichts als das zu leben versuchen, was von selber aus mir heraus wollte. Warum war das so sehr schwer?
    – Hermann Hesse, Demian

    Ist deinem Satz nicht unähnlich.

    • Liebe Sibylle,
      ach, der gute Hermann Hesse. Ich habe auch in meiner Jugend alle seine Bücher gelesen und seine Sprache und seinen Geist sehr bewundert!
      Dein besagter Satz ist meinem tatsächlich ähnlich – allerdings schwingt in Hesses Satz natürlich sehr viel Traurigkeit mit und das Bedauern, warum man es eben nicht geschafft hat, so zu leben, wie man es gewollt hat. Das möchte ich mich nicht am Ende meines Lebens fragen müssen – deswegen versuche ich das Hüpfen immer wieder und immer besser!

  3. Gerade heute hat mich ein kleiner Satz sehr berührt – ich saß draußen inmitten einer Gruppe von Leuten, als ein Mann uns im Vorübergehen freundlich begrüßte mit : “Hallo, ihr lieben Liebenden”. – Wie sich später herausstellte, sollte es ein Witz sein, er hatte diese Begrüßung mal in irgendeiner Comedy gesehen. Ich hatte allerdings (gottseidank) fälschlicherweise verstanden “Hallo, ihr lieben Lebenden” – und fand es total schön und beeindruckend und nachdenkenswert, auf diese Art von einem Fremden angesprochen zu werden. – Ja, stimmt, WIR LEBEN ! Wir lieben Lebenden. Ein echter Grund, sich freundlich zu begegnen und den Tag damit ein bisschen zu feiern 😉

  4. Liebe Uta,
    das ist ja mal wieder ein Ding!
    Wärend meiner Krankheit 2016 habe ich in einem Gespräch zur Ärztin gesagt:
    „Ich habe das Gefühl, ich werde gelebt – ich möchte endlich mal selber leben“
    Das ist seit dem eines meiner Themen, das ich mehr und mehr verfolgen will und dazu passt dein Satz: „Ich lebe mich selbst“ wunderbar. Den nehme ich mir jetzt mit auf die schönste Sandbank der Welt – mich selber leben, statt gelebt zu werden! Wunderbar!

    Ein Satz, der mich seit langem bewegt und mir sehr viel bedeutet, steht in der Bibel in Jeremia 31,3 und lautet:
    Ich habe dich je und je geliebt; darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.

    Das finde ich ungeheuer, dass ich schon immer, von je her geliebt werde und das nicht von irgend jemandem, sondern von meinem Schöpfer der mich aus lauter Liebe und Güte zu sich zieht! Das ist für mich eine ganz wertvolle Zusage, die mir unendlich viel bedeutet, zumal ich mich in meinem Leben zumeist eher ungeliebt, ungenügend und überflüssig gefühlt habe. Vielleicht bedeutet mir dieser Satz deshalb so viel

    Liebe Grüße Annegret

  5. Liebe Uta,
    ein bedeutender Satz . Wenige Worte aber eine Punktlandung. Genau wie Annegret schreibt…. habe auch ich immer das Gefühl – gelebt zu werden-
    und nur ich selbst kann das ändern. Nur fehlt mir meistens der Mut. Wenn ich mal nur an mich denke, überkommt mich sofort das schlechte Gewissen. Ich werde mir diesen kleinen Satz einprägen und danach handeln.
    Liebe Grüße, Karin

    • Das Gefühl, gelebt zu werden – ich kenne das auch, liebe Karin! Und ich hoffe sehr, dass Du es irgendwann in das Gefühl, Dein Leben in die Hand zu nehmen und einen großen Hüpfer damit zu machen, umwandeln kannst. Denn Dein Leben gehört einzig und alleine DIR!!!!!

  6. Mein Satz, den ich mir als junge Mutter (also vor etwa 35 Jahren!) immer gesagt habe: „Ich kann in der Erziehung meines Kindes nicht immer alles richtig machen, weil das niemand kann – aber ich mache es so, wie ich es kann, und das ist gut und richtig für mich.“ Und auch in meinem jetzigen Leben, also nicht mehr auf die Kinder-Erziehung bezogen, sehe ich es genauso: ich mache alles so, wie ich es in dem Moment kann. Ohne den Anspruch an mich zu haben, dass ich immer das Richtige mache.

    • Ein super wichtiger Satz für alle Mütter – und natürlich auch Väter! Wie oft stellt man sich in dieser Rolle in Frage – und an den Pranger. Weil man ungerecht war, weil man ungeduldig war oder weil man seinem eigenen Anspruch nicht genügen konnte. Da ist es wirklich wichtig, gnädig mit sich sein zu können und sich vor Augen zu führen, dass man eben auch Fehler machen darf.

  7. Seit Jahren liegt unter meiner Schreibtischunterlage „mein“ Satz, der da heißt: „Leben heißt lieben“. Und nun – in der Trauer um meine im Abstand von nur wenigen Monaten verstorbenen Eltern – ist „Die Liebe bleibt“ dazugekommen … Ich teile das spontan mit euch, obwohl ich euch gar nicht kenne, und die Augen füllen sich einmal mehr mit Tränen …

    • Liebe Melanie,
      beide Sätze sind ganz wunderbar und treffen es ganz genau! „Die Liebe bleibt“ – das ist das Wichtigste, was Dir in Deiner berechtigten Trauer Halt geben kann. Ich weiß nicht, ob Du meine Artikel zum Tod vor einiger Zeit gelesen hast, wo es genau darum ging. Vielleicht magst Du sie sonst noch mal suchen – und ich würde mich sehr freuen, wenn Sie Dir ein wenig helfen können!
      Alles erdenklich Liebe und Gedanken voller Kraft für Dich!

  8. Mein Satz:
    Mach was du willst, aber TU ES!
    Nicht zögern (das kann ich doch nicht), nichts aufschieben (Hebräisch lernen/Segeln gehen/Cello lernen etc. mache ich, wenn ich in Rente gehe), nicht auf andere hören (du spinnst ja), sondern der eigenen Intuition vertrauen! DU weisst, was für dich am besten ist und wenn du Ballonfahren willst, dann TU ES!

    • SEHR gut – und ich hoffe, Du lebst danach!!!! Ich hoffe, Du lernst jede Sprache, die Du möchtest, das Segeln und Cello spielen (das schönste Instrument der Welt – ich habe es 13 Jahre lang gespielt) und Du besteigst ganz bald einen Ballon und fährst damit eine große Tour!!!!!

  9. Liebe Uta, ich habe mir zwei Sätze auf meine „Lebensfahne“ geschrieben, die mich bis heute prägen und mich auch vor „fremd bestimmtem“ Handeln schützen:
    „Nichts bringt uns mehr ab vom Weg zum Glück, als dass wir uns nach dem Gerede der Leute richten, statt nach UNSEREN Überzeugungen!“
    „Tu erst das Nötige, dann das Mögliche, und plötzlich schaffst Du das Unmögliche!“
    Ein Nachbar (gebürtiger Berliner) sagte mir mal augenzwinkernd, als er ernsthaft erkrankt war: „Jibt Dir det Leben eenen Puff, dann weine keine Träne, lach Dir nen Ast und setz Dir druff und wackle mit de Beene.“ Mit dieser Einstellung konnte er sein Leiden gut bewältigen, so erzählte er später. Er wollte mir damit zeigen, dass es ihn doch unnötig Kraft kostet, mit dem Leben zu hadern. Er findet es besser, die nicht zu ändernden Fakten anzunehmen und zu versuchen, das Beste daraus zu machen. Das hat ihm dann auch gut weiter geholfen. Mir ist klar, dass sich dies natürlich nicht auf alle Schicksalsschläge und nicht auf jeden Menschen übertragen lässt.

    • Liebe Gabi,
      der erste Satz erinnert mich an mein Lieblingszitat aus „English man in New York“ von meinem großen Idol Sting: „Be yourself – no matter, what they say“
      Den Kölner Satz kenne ich auch – der ist toll! Und es hilft wirklich ab und zu, wenn man das Schicksal nicht so ernst nimmt

  10. Liebe Uta,
    bin heute nach 15 Jahren!! endlich an meinem Seelenort angekommen. Dieser Satz trifft mich voll ins Herz ❤. Ich bin hier um zur Ruhe zu kommen und dann der magische Satz: Ich lebe mich selbst.
    Besser kann meine Zeit auf Juist gar nicht beginnen.
    Annegret, dir ebenfalls lieben Dank, Ich habe dich je und je geliebt ist immer ein ganz großer Trost.

    Liebe Grüße von Dagmar
    z.Zt. Juist

    • Wie schon liebe Dagmar, dann genieße deine Zeit auf der Insel! Ab Samstag mach ich das gleiche und freue mich wie Bolle!!
      Herzliche Grüße Annegret

  11. „Die Dinge sind nie so, wie sie sind. Sie sind immer das, was man aus ihnen macht.“ – Jean Anouilh
    Das ist für mich ein ganz wichtiger Satz – bzw. genau genommen sind es ja zwei Sätze ;-). Für mich übersetzt bedeutet das: Mit dem Unabänderlichen nicht hadern. Das „Schicksal“ anerkennen, ohne sich ihm zu ergeben. Das beste aus der jeweiligen Situation machen, auch wenn sie gerade noch so besch…en scheint. Zupacken, machen, handeln. Die Dinge, die man beeinflussen kann, positiv gestalten.
    Vielleicht geht das sogar in eine ähnliche Richtung wie dein „Ich lebe mich selbst“, Uta. Ich bin gespannt auf deine weiteren Erläuterungen zu „deinem“ Satz!!

  12. Liebe Uta, das „…..wackle mit de Beene“ ist Berliner „Schnauze“. Auf Kölsch würde man sinngemäß etwa sagen: „Häste im Levve ens Stress, fang nit an ze krieche. Nä, laach Dich kapott un maach et Beste us Dingem Levve!!!“
    Wolfgang Niedecken (BAP) könnte es sicher viel besser ausdrücken! LG, Gabi

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