Das schlechte Gewissen

Jetzt haben wir ja schon ein wenig über das „schlechte Gewissen“ diskutiert – und es kamen in den Kommentaren Menschen zur Sprache, die das genauso haben wie ich und sich viel zu oft mit diesem Gefühl rum“schlagen“ – andere sind da wesentlich cooler und kennen das nicht – oder haben schon erfolgreich daran gearbeitet.

Inzwischen habe ich auch mal ein wenig recherchiert: Besonders Frauen neigen dazu, sich für alles verantwortlich und schuldig zu fühlen. Psychologen haben herausgefunden, dass Vertreter des weiblichen Geschlechts schneller Schuldgefühle haben als Männer – und auch stärker darunter leiden. Vieles spricht dafür, dass dies auf die Erziehung zurück zu führen ist:  Mädchen wird meist schon von klein auf eingebläut, sich immer lieb und brav zu verhalten. Jungen dürfen auch mal frech sein. Da liegt es quasi auf der Hand, dass Frauen sich Regelverstöße auch als Erwachsene eher übel nehmen – und das anscheinend sogar, wenn von ihrer Seite gar keine passiert sind.

Dabei sollte man grundsätzlich zwischen dem angebrachten und unangebrachten schlechten Gewissen zu unterscheiden:

  • Wenn man wirklich Bockmist gebaut hat, dann ist ein Schuldgefühl völlig in Ordnung, finde ich. Dann erkennt man, dass man jemanden verletzt, beleidigt oder ähnliches hat – und man kommt fast automatisch in den folgerichtigen Drang, sich beim gegenüber zu entschuldigen
  • Wenn man sich allerdings ganz sicher ist, dass man für die blöde Situation absolut keine Verantwortung trägt, dann sollte man diese auch nicht künstlich übernehmen. Denn man hat mit dem, was geschehen ist, ja nichts zu tun – also kann man es auch da lassen, wo es hergekommen ist.

Wie so oft liegt es meiner Meinung nach an dem eigenen Wertbild: Wie sehe ich mich selber? Bin ich wirklich das Opfer, dass nichts richtig machen kann? Sehen mich die Anderen immer als Sündenbock – bzw. DENKE ich, dass die Anderen das von mir halten?

Wir legen oft so eine Härte gegen uns selber an den Tag – wieviel besser würde es uns gehen, wenn wir uns selber behandeln würden, wie einen guten Freund! Wenn wir uns selber gut zusprechen würden anstatt uns zu verurteilen – wenn wir uns selber mal zuhören könnten anstatt schlechte Gefühle in uns zu vergraben – wenn wir uns Dinge verzeihen würden anstatt sie innerlich zu einer immer längeren Loser-Liste zu addieren?

Und – wir sollten uns wirklich nur die Schuhe anziehen, die uns wirklich passen… denn in welchen, die drücken, zu groß sind oder ganz ausgelatscht, kann man ganz schwer hüpfen!!!

 

2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta, ich finde Du hast Recht: es liegt ganz offensichtlich am eigenen (wohl auch anerzogenen) Wertbild, sich selbst immer so kritisch in die Mangel zu nehmen. Als Opfer oder Sündenbock fühlte ich mich allerdings nie, hatte auch kein schlechtes Gewissen, wenn Andere irgendeinen Mist verzapft hatten. Aber so ein leichtes Unbehagen ….. weil es halt blöde Situationen waren, mit denen man „unverschuldet“ konfrontiert wurde. Als sehr junge Frau wirkte bei mir die gut gemeinte, aber strenge Erziehung meiner Eltern noch länger nach. Mit den Jahren wurde mir aber zunehmend klar, dass ich mich endlich „häuten“ musste und mir zuliebe alte wohlmeinend „eingebläute“ Verhaltensmuster abschütteln musste, um mich endlich selbst zu „(er)leben“.
    Vor kurzem sagte ich ja bereits, dass ich es sehr wichtig finde, sich selbst zu mögen und sich auch wirklich unvoreingenommen zu lieben, so wie man ist. Anstatt auf seine Schwächen zu achten, sollte man sich auch des öfteren wertschätzend begegnen und sich stolz auf seine Stärken besinnen!! Ich meine damit aber nicht, seine Schwächen „unter den Teppich zu kehren“, sondern sie nicht allzu selbstkritisch überzubewerten. Hat man aber tatsächlich einmal Mist gebaut, klar, dann sollte man dies auch wieder in Ordnung bringen.

    • Sehr gut, dass Du diese Entwicklung und die Abnabelung von der Erziehung so angegangen bist, liebe Gabi! Ich denke, darin liegt das große Geheimnis für ein freieres, selbstbestimmtes Leben!

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