Hüpfen mit weniger Gewicht

Die vielen – und vor allem echt tollen Kommentare zum Thema gestern und die persönliche Nachricht einer Leserin hat mich über das Thema Loslassen noch länger nachdenken lassen – muss man sich so vorstellen: Kopf in einen Karton, der noch vorwurfsvoll auf das Auspacken wartete – Kopf wieder raus, Gefühle des Kartons und das empörte Zischen der Dinge darin ignorierend, sinnend auf dem Boden davor gehockt und in Erinnerungen verloren.

Gerade bei Kindern – und als Eltern solch wunderbarer Wesen – kann man die kleinen Abschiede des Lebens (und das war mit dem Loslassen hauptsächlich gemeint) nämlich immer und immer wieder üben und vielleicht sogar lernen:

Ich kann mich zum Beispiel noch super an die beiden ersten Kindergartentage meiner Kids erinnern, wo ich mit blutendem Herzen an der Straße stand – damals fuhr noch der Kindergartenbus als Kutsche ins Loog und meine Zwerge los marschiert sind ins Leben und keinen Blick zurück geworfen haben…

Mit zunehmendem Alter verlieren Kinder dann ja leider diese phantastische Unverdrossenheit und dieses „Ich denk nicht drüber nach – ich mach das einfach“… meine Kinder müssen ja demnächst auf neue Schulen und sind schon mächtig aufgeregt – aber das finde ich auch völlig normal.

Wir sollten echt versuchen, uns an Kindern ein Beispiel zu nehmen: Urvertrauen, mit Mut und freudiger Entschlossenheit und loshüpfen…

Ich denke, das ist eine unserer Aufgaben: genau das zu lernen und ich bin sicher, dass wir das auch mit jedem Abschied tun – wenn vielleicht auch nur mit kleinen Hüpfern – aber die werden dann durch den geringeren Ballast immer höher und leichter.

Lebensfreude

 

32 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Genau…..eigentlich wollte ich das schon gestern schreiben, aber durch die vielen klugen Gedanken von anderen kamen mir meine Gedanken etwas zu pragmatisch vor. Denn es ist doch so, loslassen lernt man als Mutter sehr schnell….der erste Kindergartentag..der erste Schultag mit dem Bus…das erste mal alleine Autofahren usw.usw.usw.
    Man laesst ständig los !!!!
    Und so soll es ja auch sein….festhalten ist nicht gut und behindert .
    Aber, manches ist es wert festgehalten zu werden, man sollte nur wissen was !
    In diesem Sinne lg. Ulrike

    • Liebe Ulrike,
      bitte so gar nicht erst denken: die anderen schreiben so kluge Dinge – da möchte ich nicht…. Hier darf jeder schreiben, was er denkt – besser noch, was er FÜHLT!!!! (Es sei denn, er ist ein Troll und möchte nur rumstänkern…)
      Und Deine Zeilen sind doch toll… auch, wenn ich das mit dem loslassen trotz Mama-Sein eben immer noch nicht aus dem eff-eff kann… 😀

  2. Das schönste Geschenk, das Eltern ihren Kindern machen können, ist es, ihnen WURZELN UND FLÜGEL zu geben. Dann muss man aber immer wieder tief atmen und looooslasssen wenn sie mit ihrem Geschenk in die Welt hinaussegeln! Meine beiden Mädels haben es gleich richtig doll getrieben und sind über andere Kontinente nun beide in Italien und Frankreich gelandet und sesshaft geworden. Also weit weg. Da kann man nicht einfach mal schnell hin und das Taschentuch zum Naseputzen reichen. Weil sie mit ihrem Leben glücklich sind, sollte ich eigentlich rundum zufrieden sein – aber wehe, eine von beiden klingt am Telefon mal ein bisschen deprimiert – schon schnurrt bei mir das große, elastische Loslass-Gummiband zu einer wurmähnlichen Länge zusammen und ich habe schwangerschaftsähnliche Zustände in Bauch und Brust. 😉 Einmal Mamma – immer Mamma eben !

    • Ja das stimmt liebe Lydia…..auch mein Gummiband schnurrt in den Mamamodus oder auch jetzt in den Omamodus direkt zurück! !!! Wenn die Enkelkinder am telefon „Oma….kannst du…..“ säuseln, ist es wie vor langen Jahren und schwupps…..der „Modus“ ist aktiviert.
      Aber…..man ist halt immer die Mutter…lebenslang!! Und das ist gut so.

    • Schwangerschaftsähnliche Zustände….?!???? Sehr schön – ist das so was ähnliches wie ich das immer „Milcheinschuß“ nenne, wenn ich süße Babys sehe, egal ob menschlicher oder tierischer Natur…??? 😀
      Den Satz mit den Flügeln und Wurzeln hab ich auch als Postkarte und finde ihn so einfach genial, wie schwierig oftmals in der Umsetzung… aber da knabbert wohl jede Mama und jeder Papa dran rum… und gibt sein Bestes!

  3. Jaaaa, Uta…. hihiiii! ich hatte schon fast sowas wie Milcheinschuss oder Eierstockverschlingungen geschrieben – aber das hab‘ ich mich dann dich nicht getraut und alles schnell wieder ausradiert – ich kenne ja hier noch nicht so viele und was könnten die zart besaiteten Männer unter uns davon halten….? Dann ist es dahin mit dem guten ersten Eindruck von mir 😉

      • Und was denken da Rudolf, Frank, Volker, Jürgen, Rolf, Werner, Ulrich und die anderen Papa’s drüber ?

          • Ich denke – ja, ab und zu tue ich das ja wirklich 😀 – dass Männer nicht viel anders sind als Frauen… sie gehen nur oftmals anders mit Themen um – nahe geht ihnen das genauso.

  4. Flügel….ja, hierzu habe ich auch noch viele Bilder im Kopf. Die ersten Kindergarten- und Schultage, oder Mama, ich treffe mich heute mit einem Freund in der Stadt….schluck….alleine, ohne mich, mit Bus und Bahn….oh weia. Bei vielen Gelegenheiten spürte ich förmlich, wie die Falten immer mehr wurden. Die Große sagte mir dann ziemlich trocken mit 21 “ Du Mama, ich möchte gerne eine eigene Wohnung haben „….was war jetzt passiert….gar nichts, völlig normal..oft habe ich zu mir selbst gesagt “ Mama, bleib mal locker „.
    Bei dem 2. kommt nach anstrengenden 3 Jahren auch wieder so langsam Sauerstoff im Kleinhirn an und auch er wird nach und nach Flüge.
    Ich merke bei beiden, je mehr ich sie gewähren lasse, desto mehr besprechen sie sich mit mir oder untereinander. Klar, die Gedanken kreisen immer….aber aus diesen ehemals kleinen Bündeln sind wunderbare Menschen geworden, mit großen Flügeln….

  5. Wir haben drei kleine Kinder. Unsere Älteste kommt im Sommer in die Schule. Sie ist absolut schulreif und doch wünsche ich mir oft:“Möge sie doch noch länger im Kindergarten sein. Dort ist sie gut aufgehoben und ich weiß, wo sie ist.“ So ähnlich hat eine Freundin mir das vor einigen Monaten auch gesagt. Damals habe ich ihre Worte belächelt, aber jetzt rückt die Einschulung näher und näher. Ich weiß natürlich, dass das Quatsch ist. Kinder müssen in kleinen Schritten selbständig werden und ihre eigenen Wege gehen dürfen. Mir helfen in dieser Situation zwei Lieder von Reinhard Mey. Das eine heißt „Kleines Mädchen“, das andere „Maikäfer fliege“. In diesen liedern beschreibt Reinhard Mey genau diese Situation. Wenn ich diese Lieder höre, fühle ich mich verstanden und auch ermutigt, die Kinder in Vertrauen und Stärke ziehen zu lassen.

    • Liebe Ute,
      zunächst einmal: streiche das komplett aus Deinen Gedanken, „dass das Quatsch ist“… es sind Deine Gefühle – die sind niemals Quatsch, sondern haben ihren Grund und ihre Berechtigung… auch, wenn sie uns manchmal im Weg rumstehen – meist lässig mit den Armen verschränkt und nicht einen Zentimeter weichen wollen: sie sind da – und je mehr wir uns dagegen wehren oder je dööfer wir sie finden, desto hartnäckiger bleiben sie…
      Insofern: Deine gemischten Gefühle wegen Deiner größer werdenden Kinder gehören zu Dir und machen Dich als Mama doch nur komplett…
      Und ich hoffe, Du wirst Dich neben den Liedern von Reinhard Mey auch immer wieder hier im Blog verstanden, ermutigt und getragen fühlen – zusammen hüpfen wir alle noch viel besser! 🙂

  6. Ich find den Spruch

    Wer ohne Kinder lebt, der weiß von keinem Leide. Wer ohne Kinder stirbt, der weiß von keiner Freude

    Immer wieder schön. Als unsere Tochter so ca. 10 war und ich sie fragte ob wir in die Stadt wollen, sagte sie: ne Mama, ich gehe lieber zu Petra. Peng. Ich musste schlucken. Aber da hat sie das Zeichen gegeben, loszulassen. So ganz geht das allerdings auch heute (40) noch nicht immer. Ist aber auch gut so.

    • Ich kann mit diesem Spruch leider nicht ganz so viel anfangen – nehme das aber gerne als Diskussionsgrundlage (man kann ja mit mir über alles reden – lach!): ich habe einige Freunde, die keine Kinder haben – ob freiwillig oder aus anderen Gründen… bei einigen ist sicherlich eine „Lücke“ spürbar und oftmals ein Bedauern… aber ich habe auch Freundinnen, die soviel Lebensfreude in sich tragen – und das obwohl sie keine Kinder haben… viel wichtiger ist es meiner Meinung nach, das innere Kind in sich bei sich zu haben – im besten Sinne eben auch Kind zu bleiben… denn Kinder können den ganzen Tag hüpfen!!!!

      • Unsere Tochter hat auch keine Kinder und wie somit keine Enkelkinder. Leider. Stimmt. Sie ist trotzdem glücklich und zufrieden.

  7. Ja, das Mama-sein hört nie auf – unser sohn hat am samstag geheiratet, während der ganzen Zeremonie in der Kirche standen mir die Tränen in den Augen, viele Gedanken an die Kindheit kamen auf, und dieser kleine Kerl steht jetzt am altar mit einer wunderbaren Frau an seiner Seite…wo sind alle die Jahre hin..

    • Liebe Irmard,
      zunächst: herzlichen GLückwunsch zur Hochzeit Deines Sohnes…
      Ich kann mir nur ungefähr vorstellen, was das für eine Mama (oder einen Papa) bedeutet, denn mit solchen Gedanken muss ich mich angesichts des Alters meiner Kinder ja noch nicht „rumschlagen“… Aber ich denke, ich kann erahnen, was in Dir vorgegangen ist…
      Ganz, ganz schön fand ich, dass Du von der „wunderbaren Frau“ an der Seite Deines Sohnes geschrieben hast – ein wenig „gibt man sein Kind ja weg“ – ganz symbolisch, wenn der Vater die Braut zum Beispiel zum Altar führt… und wie schön ist das, dass Du Deinen Sohn in so guten Händen und das zu schätzen und auszudrücken weißt?!?

  8. Ich melde mich auch nochmal kurz zu Wort: Ich kann mit dem oben genannten Spruch auch nicht so viel anfangen. Der Spruch drückte beim Lesen bei mir. Bei uns im Freundeskreis ist es wie bei Uta: Einige haben die Kinder erst spät bekommen – so wie wir, oder sogar noch später, andere haben schon größere Kinder, aber einige haben auch keine Kinder – ebenfalls aus den unterschiedlichsten Gründen – es fehlt der Partner oder das Kinderglück will sich einfach nicht einstellen. Aber auch diese Paare haben ihren Weg gefunden. Eine kinderlose Freundin und Patin unsere Tochter arbeitet mit geistig behinderten Kindern. Sie berichtet oft von Leid, welches sie zwar nicht selber am eigenen Leib erfahren hat, aber ihr sehr nahe geht. Wir haben zwei kinderlose Freundinnen zu Paten unserer Kinder gemacht :). Die können von Freude berichten 🙂

    • Ach, bitte doch nicht geistig behindert mit Leid gleichsetzen! Wenn es Leid gibt, leiden meist die Eltern, nicht die Kinder.

  9. Ich wollte kurz auf Lydias Frage eingehen, wie Männer das sehen. Jaja, okay, ich bin kein Mann, ist ja gut, aaaaaaaber ich habe einen Papa und der hat „gelitten“ als ich damals ausgezogen bin. Ich bekam als Abschiedslied „Flieg junger Adler“ von Tom Astor zum Auszug gespielt und einen Brief in dem geschrieben stand: egal ob Handwerker, Freund, Zuhörer oder Helfer, ich bin immer für dich da, melde dich einfach. Ich bin inzwischen über 17 Jahre ausgezogen und auch verheiratet, aber wenn ich mich 3 Tage nicht melde geht das Telefon und der Papa fragt, ob alles gut ist ! 😉 Es ändert sich also nie und ich finde das auch gut so !

    • Was für einen wunderbaren Papa Du hast – das erklärt vieles, liebe Nici!!!!
      Mein Vater ist auch ganz großartig – kein Mann der großen Worte (kommt bei den Frauen in unserer Familie ja auch kaum zu Wort…), aber wenn er etwas sagt, trifft er den Nagel auf den Kopf und er kann außerdem Gefühle zeigen… ich bewundere meinen Vater sehr für sein extremes Wissen, seine Güte, seine Neugier, sein riesiges Herz und seine innere Stärke

      • Ja, den habe ich, auch wenn ich ab und zu über ihn schimpfe und auch viel gegen ihn „gekämpft“ und mich behauptet habe im Leben, hat er mich zu dem gemacht, was ich bin. Hat mich stark gemacht und zeigt mir jetzt immer öfter, wie stolz er auf mich ist und auf das, was ich mache und erreiche. Das ist für mich ein bisschen wie ein Ritterschlag, da der Papa selten lobt und noch seltener Gefühle zeigt. Ich weiß aber, dass ich mich 150 % auf ihn verlassen kann, wenn es sein muss und das ist ein unbezahlbares, tolles Gefühl.
        Wow, dein Papa ist aber auch super, auch er hat unbezahlbare Eigenschaften !

        • Wir hatten auch unsere Schwierigkeiten und Grabenkämpfe – als ich in die Pubertät kam und ziemlich schwierig wurde, konnte mein Vater herzlich wenig mit dieser gefühlsdusseligen, himmelhochjauchzend-zuTodebetrübten Tochter anfangen und ich hab mich nicht mehr gesehen gefühlt…
          Heutzutage weiß ich mehr als zu schätzen, dass die „erste große Liebe im Leben eines kleinen Mädchens“ mich nie enttäuscht hat und mir stets ein stabiler Fels in jeder Brandung war

      • Oh wie wundervoll Nici und Uta – es ist kaum zu ermessen, was die Väter mit solch einer Liebe ihren Kindern für ein Kraftgeschenk für ihr ganzes Leben mitgeben! Daraus erwächst dann ein Urvertrauen in die eigene Stärke und die „Hüpfkraft“, mit der man sich wieder aus den dunklen Löchern ans Licht hangeln kann….

  10. @ Katharina: So war das überhaupt nicht gemeint!!!!!!!!! Ich denke, ich weiß, wovon ich schreibe. Meine Freundin arbeitet lange genug mit diesen Kindern, ohne sofort in Mitleid zu zerfließen. Viel mehr ist unter diesem Leid zu verstehen, dass vielen Kindern in Form von Schlägen, Misshandlung, Verwahrlosung Leid von den Eltern angetan wird. Vielleicht hab ich mich falsch ausgedrückt.

    • So etwas passiert leider in schriftlicher Sprache – man drückt etwas aus, ein anderer versteht es falsch oder einfach anders… ich denke, jetzt wissen alle, was gemeint war, liebe Ute. Vielen Dank für die nähere Ausführung

    • @Ute: ja danke! So ähnlich erlebe ich das auch. Könnte dazu noch viel schreiben, aber nicht hier.

  11. Vor ziemlich genau einem Jahr saß ich in Hamburg am PC. Mit schwerem Herzen, weil ich wusste es geht bald weg von der Heimat, von den Freunden, auf zur Insel Juist. Da ich auch ein riesen Problem mit dem „Loslassen“ habe, viel mir das sehr sehr schwer. Habe da schon regelmäßig deinen Blog gelesen, der mir dann immer ein kleines Lächseln ins Gesicht gezaubert hat, weil ich dann einfach sehen konnte, was für schöne Dinge mich erwarten. Nun ist mein Jahr um und ich sitze wieder vor meinem PC, um deinen Blog zu lesen. Diesmal aber auf Juist, mit dem Wissen, dass es in ein paar Tagen wieder nach Hamburg zurück geht.
    Danke, dass du mir den Weg quasi wieder vorbereitest, das hilft mir wirklich sehr!
    Übrigens: Falls du mal Sehnsucht nach Natur und Dünen verspüren solltest, dann kann ich dir die Boberger Niederung empfehlen. Da kann man auch sehr schön im See baden gehen, Fahrrad fahren oder spazieren gehen und hinterher noch in einem der Hofcafes ein leckeres Eis essen. 🙂

    • Liebe Fiona,
      das ist ja „witzig“ – ein passenderes Wort fällt mir jetzt irgendwie nicht ein… Du folgst mir ja nicht nur Blog-mäßig, sondern auch wirklich reell… 🙂
      Ich nehme mal an, Du hast das Juist-Jahr nicht bereut und hoffe, Du konntest die Schönheit dieser Insel und ihren Zauber in Deiner Zeit dort genießen – sicherlich freust Du Dich jetzt wieder auf Dein Zuhause und Deine Freunde…
      Ich habe Dir super gerne (ohne es zu wissen) den Weg vorbereitet – und sage Hamburg schonmal bescheid, dass die tolle Stadt Dich wieder mit offenen Armen empfängt. 🙂
      Vielen Dank für den tollen Tipp – die Boberger Niederung werde ich auf jeden Fall testen, das klingt großartig!!!!

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