Im Moment beschäftige ich mich mal wieder mit meinem inneren Kind und denke viel über meine Vergangenheit nach. Gehe gedanklich zurück in meine Kindheit, wandere auf den alten, ausgetretenen Wegen, treffe dort alte Bekannte und Gefährten, versetze mich in die „kleine Uta“ mit der Sommersprossen-Stupsnase, der heiseren Stimme, dem lauten Lachen und den ewig aufgeschlagenen Knien, der kein Baum zu hoch, kein Tag zu lang und keine Wille zu stark war, um den ihrigen nicht dagegen zu halten.
Im besonderen beschäftige ich mich mit meinen damaligen Träumen und Wunschvorstellungen und welche und in welchem Umfang ich diese tatsächlich ernsthaft verfolgt, umgesetzt oder doch aus den Augen verloren habe. Finde das ganz spannend – nicht, weil ich damit irgendeine Art von scheitern dokumentieren möchte, sondern um vielleicht zu schauen, wie viel von diesen Phantasien noch in mir schlummern und ob es nicht die ein oder andere Situation von heute erklären kann.
Die erste Frage lautet:
Was wolltest Du werden, als Du noch klein warst?
Ganz klare Antwort: Schauspielerin! Und zwar „so richtig“ – da habe ich meine Sterne aber so richtig hoch gehängt: ich wollte eine Schauspielerin in ganz großen Filmen sein, am besten in Hollywood und mich bei der Oscar-Verleihung gerne auch bei meiner Mutter bedanken…
Klingt kindlich naiv – war es ja auch, aber es steht für mich auch für Anteile meines Charakters: den Drang, mich in andere Personen hineinzuversetzen, in andere Rolle zu schlüpfen, mich selber für eine Zeitlang hinten an zu stellen und jemand ganz anderes sein dürfen. Und daneben der Wunsch nach Anerkennung.
Ein wenig habe ich meinen damaligen Traum in jüngeren Jahren bei dem Beruf der Radiomoderatorin verwirklichen können und dann auch später als „Uta von Juist“, die als Karla Kolumna jahrelang von und über die Insel berichtet hat und irgendwann tatsächlich so etwas wie eine „Lokal-Prominente“ war.
Ja, die „Rampensau“ steckt schon irgendwie in mir – und dennoch bin ich heute echt froh, dass ich meine kindliche Vorstellung von damals nicht umgesetzt habe. Diesem ständigen Druck, dem man als „Star“ in der jetzigen Zeit so ausgesetzt ist, das Internet mit seinen Portalen, in denen wohl jeder mit Hasskommentaren überschwemmt wird, der seine Nase in die Öffentlichkeit steckt und dabei auch noch eine eigene Meinung hat – das hätte mich ohne jeden Zweifel kaputt gemacht!
Und meinem inneren Kind reicht es völlig aus, sich hin und wieder mit dem Fön vorm Badezimmerspiegel aufzubauen und hinein zu rufen: „Ich danke Dir, Mama!“ 🙂
Was wolltet Ihr als Kind denn so werden?
Ich weiß noch, dass ich immer Indianer werden wollte. Im Wald leben, von der Natur und mit der Natur leben und weg vom Trubel der Welt. Ich wollte nie in das Mühlenrad in das man kommt, wenn man aus der Schule geht. Lehre, Beruf… und was ist passiert? Genau da bin ich gelandet. Eigentlich inzwischen gar nicht so schlimm. Trotzdem ist mir die Natur wichtig und das gernedraußensein als Hobby geblieben.
Hätte ich damals gewusst, was ich jetzt weiß, hätte ich mir vermutlich irgendwo in der Wildnis eine kleine Parzelle gekauft und wäre dorthin gezogen. Naja, die Rente kommt auch noch. Vielleicht kann man das dann etwas verwirklichen. 😉
Liebe Kiwi,
mir schoss sofort mein absolutes Lieblingsbuch beim Lesen Deines Kommentars durch den Kopf: „Der Gesang der Flusskrebse“ von Delia Owens – kennst Du das? Wenn nicht: unbedingt lesen! Du wirst es wegen Deines damaligen Kindheitstraums lieben…
Und ja: man kann IMMER Wünsche verwirklichen – man darf nur nicht aufgeben, daran zu glauben!
Ich wollte als Kind Astronaut werden, denn ich fand Technik sehr spannend und wollte Neues entdecken und erforschen. Bis zum Elektroingenieur habe ich es dann auch geschafft.
Zur damaligen Zeit (90er-Jahre) war es für mich unmöglich Beruf und Familie zu vereinbaren und ich habe mich für Kinder entschieden. Zum Glück!
Wow, liebe Eveline – das nenne ich auch einen ungewöhnlichen Berufswunsch: Astronautin! Und ich find auch: Du hast doch als Elektroingenieurin und Mama einen wunderbaren Kompromiss gefunden – und ich bin mir sicher: Du hast mit Deinen Kindern tolle neue Entdecker auf diese Welt gebracht!
Mir war schon sehr früh klar dass es etwas mit Kindern sein muss ( habe ganz klassisch schon im kindergartenalter fünf Puppenkinder mit Hingabe „versorgt“) , am liebsten mit Säuglingen…..gelernt hab ich dann erst Kinderpflegerin dann Erzieherin…gearbeitet hab ich gut 20 Jahre in meinem Beruf und würde es jederzeit wieder wählen/tun….seither mache ich leider etwas was mir weniger Freude bereitet ( u.a. auch ein wenig im Büro, was ich hasse, aber mir mehr Freiheiten beschert da nur Teilzeit und mit unserer Familiensituation einfach besser zu vereinbaren ist…..inzwischen sind es ja auch nur noch ein paar Jahre, bis ich die Rente anpeile ….. lg Petra
Liebe Petra – klasse, wie Du Deine Ziele von damals verfolgt und umgesetzt hast! Das finde ich total super! Im Gegensatz dazu find ich es allerdings echt schade, dass Du jetzt gerade etwas machst, was Du „hasst“… und wenn es auch nicht mehr „allzu lang“ bis zur Rente ist: gibt es da keine Alternative???
Ich wollte Forscherin werden.
Astronomie,Biologie und Vulkanologie waren meine Träume.
Die Biologie ist bis zum Abi geblieben und ich wollte in die Genforschung.
Aber daraus ist nie etwas geworden,weil ich aufgrund meiner Vorerkrankung keine Chance hatte für einen Ausbildungsplatz.
Heute?Stehe ich mit bald 50 nach einem halben Leben Muttersein,Ehefrau,Hausfrau…wieder vor der Frage:Was will und kann ich werden!?
Es bleibt spannend.
Liebe Petra,
ja, das Leben hat dann doch immer mal andere Pläne – aber ich kenne Dich: Du bist eine Frau mit einem starken Willen und jetzt eh vor einem ganz neuen Weg: gibt es da keine Möglichkeit, Deine alten Pläne mal wieder hervorzukramen, den Staub ab zu pusten und – wie auch immer – in die Tat umzusetzen? Es muss ja kein neuer Ausbildungsplatz sein – aber Mitarbeiterin in einem Naturkundemuseum oder, oder, oder… Ich bin sicher, DIR fällt da was ein…!
Ich wollte als Kind Lehrerin werden, später dann Apothekerin.
Beides hat nicht geklappt, heute arbeite ich in der Justiz….
Apothekerin wäre ich heute- trotz der Widrigkeiten zurzeit – sehr gern.
Wie das Leben so spielt, die Berufswünsche haben sich leider nicht erfüllt, dafür aber mein Kinderwunsch. Meine 3 – mittlerweile erwachsenen – Kinder geben mir viiiel Glück und Zufriedenheit und man soll ja nicht zurück blicken 🙂
Ausserdem weiß man ja nie, was noch kommt.
Naja, das Zurückblicken mache ich ja gerade ganz aktiv… und hin und wieder macht das auch Sinn, finde ich. 😉
Die drei Kinder sind ein Segen – und es macht mich ganz warm ums Herz, dass man das in Deinen Zeilen so gut herauslesen kann.