Entspannungstechnik

Im Rahmen meiner Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflege hat es mich – nach meinem eigenen Wunsch – im Moment wieder auf eine psychiatrische Abteilung „verschlagen“. Denn ich möchte ja nach dem Examen in diesen Bereich gehen, also zurückkehren in die Familientherapie, über die ich hier vor einem halben Jahr bereits berichtet habe.

Zur Vorbereitung und um einzelne Krankheitsbilder besser kennenzulernen und zu verstehen, hatte ich meine Ausbildungsleiterin darum gebeten, statt in die Zentrale Notaufnahme in die Tagesklinik Erwachsenen Psychiatrie zu dürfen, wo ich letzte Woche schon zwei Tage war und insgesamt vier Woche reinschnuppern darf.

Auch hier zeigt es sich: es arbeiten besondere Menschen in solchen Einrichtungen. Ich kann es nicht anders beschreiben, als so: sie scheinen mehr in sich zu ruhen, sind sehr aufmerksam und achtsam, haben den Blick fürs Wesentliche und ihnen entgeht nicht viel. Direkt an meinem ersten Tag habe ich mit einer Kollegin dort einen Kaffee zusammen getrunken und wir hatten ein sehr intensives, vertrautes Gespräch – und haben uns irgendwann fast erstaunt angeguckt und sie meinte: „Hoppla, eigentlich kennen wir uns doch gar nicht…!“ Aber es hat sich einfach gut und passend angefühlt.

Am zweiten Tag durfte ich bei einer Entspannungstechnik dabei sein – und wenn ich mir das zutraue (was ich auf jeden Fall versuchen möchte), darf ich es in dieser Woche schon selber durchführen: und zwar die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen.

Wahrscheinlich kennen wir alle das Phänomen: Wenn wir in Job oder Privatleben unter Strom stehen, neigen wir dazu, uns unwillkürlich stärker anzuspannen. Ziehen den Kopf ein, beißen die Zähne zusammen, ballen die Hände zu Fäusten – ich ziehe zum Beispiel auch ganz oft meine Zehen ein, selbst innerhalb der Schuhe. Das Ganze ist eine typische Stressreaktion, die ähnlich wohl auch schon bei unseren Vorfahren ablief: Der Muskeltonus steigt, man bereitet sich darauf vor, vor einer Bedrohung zu fliehen oder einen Angreifer abzuwehren. Und auch, wenn uns kein Säbelzahntiger mehr verfolgt – die „Ungeheuer“ unserer Zeit sind vielleicht subtiler, aber nicht weniger gefährlich.

Denn wenn Stress zum Dauerzustand wird, kann das zum echten Problem werden. Viele Menschen haben verlernt, erhöhte Anspannung im Alltag überhaupt noch wahrzunehmen, sind wie taub dafür. Durch die Progressiven Muskelrelaxation erlebt man wieder bewusst den momentanen Spannungszustand.

Die Methode wurde vom US-Arzt Edmund Jacobson vor etwa hundert Jahren entwickelt und das Prinzip ist einfach: In kurzen Einheiten werden einzelne Muskelgruppen nacheinander von Kopf bis Fuß für einige Sekunden angespannt, danach lässt man locker und spürt dem gelösten Zustand nach.

Die halbe Stunde hatte bei mir eine echt gute und nachhaltige Wirkung – mich hat das Konzept auf jeden Fall echt überzeugt. Und ich mag ja Dinge, die einfach sind und gerade deswegen so gut funktionieren (bin da ja das beste Beispiel 😀 ).

Man findet dazu natürlich auch Tutorials auf Youtube, entsprechende CDs und einige Krankenkassen übernehmen sogar die Kosten für derartige Kurse. Vielleicht probiert Ihr es auch mal aus – ich kann es nur empfehlen.

2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Dazu möchte ich noch etwas hinzufügen, Uta.
    Die PME lernte ich vor 15 Jahren kennen und habe gute Erfahrungen gemacht, weil man sie abgekürzt auch völlig unauffällig „draußen“ praktizieren kann, um spontan Stress abzubauen und sich zu spüren.
    Fäuste in den Jackentaschen fest anspannen, während man langsam und tief in den Bauch einatmet, halten und ruhig einige Sekunden weiter atmen, dann Muskelspannung lösen und dabei auch gedanklich alles Unangenehme bewusst ausatmen und ziehen lassen. Bei Bedarf mehrmals wiederholen.

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