Die Schublade

Zum letzten Thema hier passenderweise hatte ich letztens in einem Unterrichtsfach einen kleinen Workshop über Stress-Bewältigung. Ich hab da besonders aufmerksam zugehört – aber die Strategien gegen die persönliche innere Überforderung erzählt uns der Lehrer erst in der nächsten Stunde.

Was ich aber interessant fand: wir bekamen ein Diagramm mit vier Koordinaten: Kopf-, Herz-, Kämpfer- und lockerer Typ.

Der Kopf-Typ: Mag die Ordnung und die Beständigkeit, hat gerne die Kontrolle und braucht Regelmäßigkeit in seinem Leben. Mit Veränderungen und Spontanität kommt er nicht so gut klar.

Der lockere Typ: Mag die Abwechslung und den Wechsel. Er reagiert sehr spontan und ohne viel zu überlegen. Er kann sich wunderbar auf neue Situationen einstellen, bei verlässlichem Muster ist ihm schnell langweilig.

Der Kämpfer-Typ: Er ist eher distanziert und kann sehr gut alleine sein. Er besteht sehr auf seine Unabhängigkeit und legt viel Wert auf seine Individualität. Er ist ein eher ruhiger Zeitgenosse, der aber einem Streit niemals aus dem Weg geht.

Der Herz-Typ: Er ist ein geselliger Mensch, der viele Freunde und wahrscheinlich eine große Familie hat. Er liebt es, in Kontakt mit anderen Menschen zu sein. Ihm bedeutet Geborgenheit enorm viel und er braucht viel Harmonie, um sich gut zu fühlen.

Der Kopf-Typ liegt dem lockeren Typ gegenüber – und der Kämpfer-Typ dem Herz-Typ, so dass sich vier Felder bilden, in denen man sich selber einsortieren kann.

Was ganz spannend war und das Bild zeigt: jeder aus der Klasse bekam blaue Punkte und sollte alle Zettel seiner Klassenkameraden einmal abgehen und denjenigen einschätzen – ohne großes Überlegen, sondern relativ rasch aus dem Bauch raus.

Man sieht es ja deutlich – meine Mitschüler halten mich ziemlich einträchtig für einen Kopf- und einen Herz-Menschen. Grundsätzlich (das zeigt der rote Punkt) habe ich mich auch so eingestuft. Aber ich habe jetzt zum wiederholten Male festgestellt, dass ich mich damit immer sehr schwer tue, mich in eine bestimmte Schublade zu werfen.

Immer wenn es darum geht, dass man Personen einem ganz bestimmten Typen zuordnen soll, dem unterschiedliche Verhaltensweisen, Eigenschaften oder -arten zugeschrieben werden, kann ich mich nie eindeutig zu einem dazu gehörig fühlen. Oftmals bin ich eine knallbunte Mischung aus allem – und hüpfe irgendwo zwischen den Feldern hin und her.

Manchmal stört mich das auch ein wenig – ich wäre gerne mal vorhersehbar, eindeutig und klar zu verstehen… da kommt auch der Ur-Wunsch des Menschen zum Tragen, sich irgendwo dazu gehörig zu fühlen. Aber andererseits bin ich halt genau so: immer ein wenig anders, immer ein wenig daneben, immer ein wenig überall und nirgends fest.

Und ihr so?

14 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Was für ein spannendes Thema liebe Uta! Ich bin auch ein Kopf-, Herztyp! Gab es auch Hinweise darauf, wie die unterschiedlichen Typen am besten ihren Stress bewältigen können?
    Ich beobachte bei mir z.B., wenn ich sehr viel Stress habe, dann brauche ich außen um mich herum besonders viel Ordnung. Geht es mir gut und bin ich entspannt, kann ich deutlich mehr Chaos ertragen……
    Liebe Grüße Annegret

    • Hinweise gab es noch keine konkreten – mein Dozent meinte allerdings schon, dass Menschen, die sich nicht sofort eindeutig zuordnen können, es oft schwerer haben, ganz genaue Strategien gegen Stress zu entwickeln. Diese – also wir – müssen dann eher ein wenig improvisieren…

      • Hm, das ist interessant …. ich merke bei mir auch immer, dass mir nicht immer das gleiche gut tut – mal ist es die Badewanne, mal Sport, mal Musik machen, mal einfach abhängen vor der Glotze oder auch Stricken – und manchmal geht irgendwie gar nichts……
        Vielleicht ist es ja auch davon abhängig, was mir den Stress gemacht hat?
        Spannende Frage ……
        Liebe Grüße Annegret

        • Stress ist grundsätzlich ein sehr wichtiges und spannendes Thema, liebe Annegret! Denke auch: es kommt ein wenig auf die Situation und auf die Grundstimmung an – und eben, ob man genug Widerstandsfaktoren hat, auf die man zurückgreifen kann

  2. Ich habe sehr gern Kontrolle, – liebe Ordnung und eine gewisse Regelmäßigkeit (kann aber beides leider nicht halten 🙂 – kann mich sehr gut auf neue Situationen einstellen – bin gern allein – stelle mich Streitsituationen – bin auch sehr gern im Kontakt mit anderen Menschen und liiiiiebe mümmelige Geborgenheit. Also scheinbar auch alles vertreten 🙂 ! Bin somit eine „lockere HerzKopf- Kämpferin“ , – ein „Wischi-Waschi-Charakter“ und kein klares Format…… Kammanixmachen!

  3. P.S. ich kann mir gut vorstellen, dass es diese Misch-Typen, die ständig irgendwo zwischen den Feldern hin und her wandern, gar nicht so leicht haben mit der Stressbewältigung…..(Bin gespannt, was Du uns nach Deinem Seminar erzählen wirst, Uta! ) Bei mir ist es jedenfalls so. : Erst große Klappe und mutig rein in den Kampf – und dann 5 Minuten später ganz klein mit Hut vor lauter Harmoniesucht und „alle sollen sich doch vertragen und bitte glücklich sein“! Und genauso bin ich mit Riesenantennen im Außen unterwegs und tanze als Entertainerin bis zur Erschöpfung auf der großen Bühne herum – brauche dann aber unbedingt, unbedingt die Einsamkeit, um wieder in den normalen Atemrhythmus zu kommen. Ist spannend, , aber auch manchmal ganz schön anstrengend, immer mit vollem Segel rumzuschaukeln.

    • Ja, das hat der Dozent schon angedeutet, dass Menschen ohne feste Charakter-Struktur es in dem Bereich schwerer haben… ich werde berichten, versprochen!

  4. Hallo zusammen
    Heute bin ich eher der Kämpfertyp. Obwohl ich eigentlich der Meinung bin das ich nicht in eine – sondern eher in mehrere Schubladen passe -wenn überhaupt.
    Neulich lief eine junge Ausländerin mit einem ca 6-7 jährigen Kind an der Hand bei rot ueber die Straße. Ich sagte zu ihr das das mit einem Kind an der Hand gar nocht geht. Sie schrie mich mit “ halts Maul “ an. Und ich antwortete dann gibt es wohl bald kein Kindergeld mehr. Da guckte sie erst einmal und wusste nicht so recht etwas zu sagen. Früher haette ich wohl nicht so spontan geantwortet.
    Ein schönes Wochenende an Alle
    L. G. Irmtraut

    • Diese junge Frau hat Dein Ansinnen wohl leider wirklich nicht verstanden, liebe Irmtraut – wobei es absolut nebensächlich und egal ist, welche Herkunft sie hatte!

      • Da gebe ich dir natürlich Recht.
        So war das auch wirklich nicht gemeint.
        Für mich spielt die Nationalität überhaupt keine Rolle. In der Firma, wo ich arbeite gibt sehr viele verschiedene und Alle ( Werkstatt, Büro und Montage) kommen bestens mit einander aus.
        L. G. Irmtraut

        • Das weiß ich doch, liebe Irmtraut!!!!! Ich finde es immer schrecklich, wenn auf die Nationalität soviel Wert gelegt wird, wenn es um negative Beispiele geht – da reagiere ich echt allergisch drauf! Dass Du das aber komplett unabsichtlich geschrieben hast, ist mir klar – wollte es nur nochmal betonen! 🙂 Ganz liebe Grüße

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