Außenwirkung

Vorgestern habe ich davon erzählt, dass ich mit meiner damaligen Jahrgangsstufe unser 25jähriges Abitur gefeiert haben – zwei Tage vorher hat mich eine total schöne Email über Don´t forget to hüpf erreicht.

Eine frühere Mitschülerin hatte sich im Vorfeld zur Party Gedanken gemacht, wen sie an dem Abend wohl alles wiedersehen würde – auch ich kam ihr dabei in den Sinn, sie erinnerte sich, dass ich auf Juist gewohnt und sie mich in der „Wunderschön“-Sendung über die Insel gesehen hatte. Einem Impuls folgend hat sie meinen Namen dann gegoogelt und stieß auf meinen Blog hier – es folgte wohl eine kurze Nacht, denn meine Ex-Kommilitonin hat sich dann erstmal „festgelesen“, einige Parallelen zwischen unseren Wegen festgestellt, gelacht, genickt und laut ihrer eigenen Aussage ein paar Tränen verdrückt.

Das hat sie mir alles in der Email geschrieben – und dazu folgende Sätze:

“ Vieles, was ich bei Dir las, kann ich so gut verstehen… an manchen Stellen musste ich weinen, manchmal war ich aber auch erstaunt – so empfand ich Dich immer als wesentlich cooler und unabhängiger als mich selbst, und zu lesen, wie Du über anerzogene Dinge, „Werte“, schreibst, die einen einengen… mir geht es auch so, von Dir hätte ich es nicht gedacht. Unglaublich mutig von Dir, solche und viele andere Dinge zu veröffentlichen. Respekt!

Das fand ich sehr beeindruckend! Zum einen mal reflektiert zu bekommen, welche Wirkung man auf Außenstehende (denn sehr viel hatten wir beide in der Schulzeit nicht miteinander zu tun) hat und was man für andere Menschen darstellt. Ich habe einige Zeit über diese Zeilen meiner Mitschülerin nachgedacht – und bin zu dem Schluss gekommen, dass die Außenwirkung ja auch nicht falsch ist. Ob ich wirklich „cool“ bin – okay, darüber schweige ich jetzt mal grinsend. Aber die damit gemeinte Stärke, die ich anscheinend nicht nur in mir , sondern auch vor mir hertrage, die gibt es ja wirklich.

Interessant wird es dann, wenn man sich dann öffnet und die verletzliche, weiche und unsichere Seite zeigt – denn die ist in meiner Seele ja mindestens genauso groß und weit. Und schön wird es dann, wenn man von so vielen phantastischen Menschen wie Ihr es seid, dabei getragen wird.

Vielen Dank dafür – und nochmal vielen Dank an meine Mitschülerin – es war schön, Dich und in Deinem Blick ganz viel Verstehen zu sehen.

14 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta!

    Und genau das schätzen ich und die anderen Teilnehmer/innen an deinem Blog, dass es dort nicht um oberflächliches Geplänkel geht, sondern um Themen, die berühren und das mit einer persönlichen Offenheit, obwohl, oder vielleicht manchmal gerade weil sich die wenigsten hier persönlich untereinander kennen.

    Interessanterweise hätte ich auch diesen Monat ein Schuljubiläum feiern können, 30 Jahre Abitur. Aber obwohl ich immer noch in der Stadt wohne, in der ich auch zur Schule gegangen bin, habe ich mich entschieden, nicht hinzugehen. Seit dem Abitur hatte ich zu niemandem mehr Kontakt bis auf flüchtige Begegnungen, wir waren damals 90 Leute in der Stufe, mein privates Frezeitleben habe ich mit Jugendlichen verbracht, die alle auf andere Schulen gingen, hinzu kommt, dass ich 2 gemeinsame Kinder mit einem damaligen Lehrer dieser Schule habe, mit dem ich schon seit 20 Jahren nicht mehr zusammen lebe, ich habe mir das gut überlegt, ob ich zu dieser Feier gehe und mir dann gedacht: Wenn sich jemand wirklich für mich interessiert, wünsche ich mir eine andere Form der Begegnung als eine Befragung der Reihe nach wie ‚und, was hast du die letzten 30 Jahre so gemacht?‘.

    Wobei ich es insgesamt sehr schön finde, wenn jemand Freude und Energie darein legt, solche Treffen zu organisieren.

    Herzlichen Gruß,
    Christiane aus Moers
    (ausnahmsweise kann ich um diese Uhrzeit antworten, da ich eine Nabelbruch-OP auskuriere)

    • Liebe Christiane,
      kann Deine Argumente gut nachvollziehen – ich bin auch eine absolute Niete in Small talk halten und unterhalte mich alleine deswegen immer lieber mit Menschen, die ich kenne und wo es automatisch Themen gibt. Glücklicherweise habe ich bei der 25-Jahrfeier aber auch mit Leuten, mit denen ich sonst nicht so viel zu tun hatte, echt gute Gespräche geführt – das war überraschend und echt schön.

      Ich wünsche Dir gute Besserung und dass Du ganz bald wieder auf die Beine kommst! Alles Liebe!!!

      • Danke!
        Ich war heute noch einmal beim Doc (die OP war letzte Woche Mi) und er sagt:
        Alles gut, Freitag kann ich wieder arbeiten.

        • Sehr schön – ich hoffe, Du hast Deinen letzten freien Tag nochmal so richtig genossen und startest morgen frisch und munter hüpfend wieder ins Arbeitsleben

  2. Hallo Uta, ich habe dich ja auch erstmal in dem Bericht gesehen der im TV lief und darauf hin auch nach dir gesucht.😜
    Auch ich habe den Eindruck einer coolen Power Frau.
    Ich weiß aber auch von mir das es eine äussere Hülle und ein Inneres Befinden gibt. Menschen die mich nicht gut kennen denken auch oft: Wau! Immer gute Laune. Menschen die mich gut kennen können hinter der guten Laune meine innere Stimmung erkennen.
    Manchmal ist diese äussere Hülle auch ein guter Schutz.👍🏽

    • Ja, stimmt, liebe Claudia. Und manchmal gehen Stärke und Schwäche – Lebensfreude und Melancholie – Glück und Trauer eben im Inneren ganz eng Hand in Hand… das geht ganz wunderbar und macht das Leben und das Dasein ziemlich bunt.

  3. Ich bin jetzt fast 50 Jahre aus der Schule und komischerweise sind immer mehr Leute interessiert, sich mal wieder zu sehen. Eine gute Freundin, die jetzt in Düsseldorf lebt, rief letztes Jahr sch 30 jahren mal an ob Wir uns sehen können. Gesagt getan und war schön. Dann hatte ich ein Erlebnis bei der wassergymnastik. Wir warteten, dass es los ging und ich kam mit meiner Nachbarin ins Gespräch. Die sagte, sie wäre erst ganz frisch in Rente. Beim 2. Mal sagte sie, sie wäre 69 in die Lehre gekommen. Hm ich auch. Das ganze ging mir nicht aus dem Kopf. Beim 3. Schwimmen hab ich die gefragt, ob wir evtl. zusammen zur Schule gegangen sind. Wo denn? Kam dann. Ich nannte die Schule und dann kam es: jetzt weiss ich wer du bist. Wir haben fürchterlich gelacht und haben seitdem Kontakt. Gesehen hatten wir uns 86 das letzte mal. Ich persönlich finde es schön, wenn man noch Kontakt zu schulkollegin hat. Man hat doch so einige Stunden auch privat miteinander verbracht.

    • Das ist ja ne schöne Geschichte, liebe Ute… wie klasse, dass Ihr Euch wiedergefunden habt! Und ich gebe Dir Recht: bei unserem Treffen am Samstag war auch eine ganz schöne und irgendwie vertraute Atmosphäre – obwohl man sich teilweise ganz schön lange nicht gesehen hat.

  4. Liebe Uta,
    auch ich bin durch die Wunderschön Sendung auf dich aufmerksam geworden.😊
    Ich bin eine Juist-im-Herzen-Trägerin und durch dich ist das Zauberland wieder nach oben gerutscht.🙏 Danke dafür und für deine Offenheit, über dein Seelen- und Herzensinhalt zu berichten.😘😘😘

    • Oh, das habe ich sehr gerne getan, liebe Dagmar – und ich freu mich ganz doll, dass Du nicht nur der Insel, sondern auch mir „treu“ bist! 🙂

  5. Ach, was für ein Zufall. Das ist nämlich gerade auch genau mein Thema 🙂 Gestern nachmittags steht doch in unserem Werkstattatelier plötzlich ein Mann vor mir, der mir sehr bekannt vorkam und strahlt mich an…. Es war Fabian, der vor kurzen 22 Jahren mal mein blonder, langhaariger Zivildienstleistender gewesen ist. Heute ziemlich haarlos, Papa von 3 Kindern, erfolgreicher Bühnenbildner und insgesamt schon “reichlich erwachsen”. So lange nichts voneinander gehört! Kaum dreht man sich einmal um sich selbst und 22 Jahre sind rum. Trotzdem hat er heute noch exakt das gleiche Lachen wie damals, die gleiche Art, sich auszudrücken und konnte sich an so viele Details aus seiner Zivi-Zeit erinnern, die ich schon längst vergessen habe. Ich hab mit Fabian eine tolle gedankliche Zeitreise ins Jahr 1996 im letzten Jahrtausend unternommen und kam mir selbst dabei unheimlich jung und aber auch gleichzeitig richtig , richtig alt vor. Puh – es ist schon so eine verrückte Sache mit der Zeit und ihren schnellen Beinen……

    • Sehr schöne Geschichte, liebe Lydia… ist schon verrückt, dass man sich gleichzeitig ganz wie früher und im gleichen Moment so furchtbar erwachsen und „alt“ fühlen kann… und dass die Zeit manchmal nur ein Lufthauch – und manchmal ein Bleiklumpen ist… schon spannend, das Alles!

  6. Liebe Uta,
    auch ich wurde erst so richtig aufmerksam auf Dich durch „Wunderschön“. Mir kam sofort in den Sinn: „kämpferisch, lebendig und frech diese Uta. Cool und taff wie sie rüberkommt und tolle Stimme!“ Dann habe ich mich so mit und mit ab 2009 durch Deinen Juist-Blog gelesen und war einfach begeistert, wie mitreißend Du Töwerland-News nahe gebracht hast.
    Kann mich nur allen anschließen: Schön, dass es Dich und Deinen tollen Blog hier gibt und Danke für Deine anspruchsvollen berührenden Themen!!!

    • kämpferisch, lebendig und frech – schön meinen Charakter zusammengefasst, liebe Gabi!!!! 🙂
      Und ich freue mich sehr, dass ich so viele tolle Menschen vom Juist-Blog hierher mitnehmen konnte… das ist ein echtes Geschenk!!!!

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