Um diese beiden Worte auf einer Postkarte geht es ja schon seit gestern bei mir. Ich bin wirklich fast buchstäblich drüber gestolpert. Ich war in einem netten Geschäft in Winterhude, in dem man mehr Möbel und Dekoration kaufen konnte. Direkt am Eingang stand aber dieser Kartenständer und da ich schöne Postkarten total mag und auch super gerne verschicke, bin ich da als erstes hin. Das Gelb des fotografierten Schilds mit den beiden Worten war ja auffällig genug, so dass die mir eben direkt ins Auge gehüpft sind.
Ich hab dann erst mal meine Runde durch den Laden gedreht – aber konnte mich kaum auf die netten Dinge dort konzentrieren, denn die Wörter gingen mir nicht aus dem Kopf.
In der Kombination klingen sie einfach total außergewöhnlich und fremd, oder? „Freiheit“ ist ein sehr positiv besetzter Begriff: mit ihm verbinden wir ein Gefühl, welches wir anstreben, in unserem Leben mit vielen Zwängen, Pflichten und ständigen Wiederholungen oft vermissen. „Freiheit“ sagt man fast ehrfurchtsvoll – man schreibt epochale Lieder darüber, weil es neben Gesundheit und Liebe eines unserer höchsten Güter ist.
Und dann „aushalten“… ein Verb, welches sofort nach Qual, Grenzüberschreitung und innerer Arbeit klingt. Man hält Kopfschmerzen aus, weil man nicht schon wieder eine Tablette einwerfen mag. Man hält die Lieblingsmusik des Nachbarn aus, weil man sich nicht auch noch darüber streiten möchte. Aber „Freiheit aushalten“?!?
Ich habe länger an diesem Wortkonstrukt rumgekaut und letztendlich findet vielleicht jeder einen anderen Sinn. Meiner ist, dass man Gefühle, die man sich vielleicht herbeigesehnt hat, dann auch ertragen muss, wenn sie endlich eingetreten sind.
Ich möchte bestimmt nicht sagen, dass ich mich auf Juist gefangen gefühlt habe – das muss man ein wenig lockern in der Bedeutung. In meiner dortigen Situation war ich aber schon in mancherlei Hinsicht sehr eingeschränkt und konnte oft nicht so, wie ich gewollt hätte.
Nun bin ich in die „Freiheit“ gehüpft… und muss diese eben auch „aushalten“. Muss mich mit der neuen Lebenssituation arrangieren, die Insel-Uta quasi einmal „resetten“ wie man im neudeutschen so hübsch sagt: die alte Hülle auf Anfang setzen und Platz machen für neue Erfahrungen. Und das fällt zunächst echt schwer, weil man eben festhalten möchte am kuschelig Alten und zerknautschtem Vertrauten.
Deshalb hat mich „Freiheit aushalten“ auch so angesprochen (mir quasi in die Augen gebrüllt) und mich tagelang beschäftigt… und schön zu merken, dass es immer ein kleines bisschen besser gelingen mag.
Schönes Wochenende für Euch – mit viel Freiheit und freudigen Hüpfern!
Ja so kann man das auch sehen. Etwas Altes hinter sich lassen und etwas Neues mit vielen guten Huepfern machen . Das alles kostet viel Kraft, die Veraenderungen muss man auch erst einmal verkraften koennen.
Du liebe Uta hast es sehr gut gemacht.
Dir und allen Anderen auch ein schoenes Wochenende .
Ich bin mir da nicht immer so sicher, dass ich das alles so gut gemacht habe, liebe Irmtraut – aber DANKE!!!!!
Ich muss zugeben, diese zwei Worte haben mich in den letzten Tagen auch etwas beschäftigt. Freiheit – ein Zustand, in dem man tun und lassen kann, was man will, weil keine Verpflichtungen an einem zerren. Wenn uns dieser Zustand plötzlich und unerwartet überfällt, dann… ja dann wissen wir oft nicht so richtig was mit uns anzufangen, weil wir es gewohnt sind, dass wir keine Verpflichtung haben. Und wenn wir dann nichts haben, was uns ablenkt, dann kommen plötzlich Gedanken, mit denen man gar nicht gerechnet hat und die man so eigentlich gar nicht denken wollte, weil man dann auch weiter darüber nachdenken muss, weil vielleicht Gedanken kommen, die Dinge im eigenen Leben in Frage stellen. Und das muss man aushalten. Sich selbst muss man aushalten. Das ist oft gar nicht so einfach, verstecken wir uns doch oft und gerne hinter unseren Aufgaben…
Ich habe ja schon mal geschrieben, dass ich gesundheitlich ziemlich ausgebremst worden bin, im wahrsten Sinne des Wortes, ich muss alles langsamer machen und mich immer wieder hinsetzen, um mich von so „anstrengenden“ Tätigkeiten wie Wäsche aufhängen auszuruhen. Das heißt, so im Laufe des Tages setze ich mich ziemlich häufig hin. Am Anfang hat mich das furchtbar geärgert, weil ich ja schließlich noch so viel zu tun hatte… Mittlerweile genieße ich die neue „Freiheit“ und lese ein bisschen oder streichel den Hund, bevor es wieder weitergeht. Das ist nun meine neue Freiheit, die ich aushalten muss.
Liebe Gitta,
mach einfach so weiter in deinem Tempo. Es ist doch total egal wie schnell etwas geht. Hauptsaechlich Du kannst es noch selber fertig machen. Zeit hat man genug – man nimmt sie sich nur nie in unseren hecktischen Leben.
Eine gute Freundin von mir sitzt nach einen Unfall im Rollstuhl. Vor 2 Jahren dachte sie jetzt ist alles zu Ende. Heute wohnt sie alleine in ihrer Wohnung und kommt trotz allem mit etwas Hilfe super zurecht. Sie hat ihren Lebensmut und Freude wiedergefunden. (Hoechstwarscheinlich waren mehre sehr grosse Huepfer dafuer notwendig.)
Ich wuensche Dir alles alles Gute und ganz viel Kraft.
Mit einer dicken gedanklichen Umarmung
Liebe Gruesse Irmtraut
Über seine Grenzen zu hüpfen – besonders die in seinem Kopf: das ist für mich der Sinn des Lebens. Und ich finde es immer wieder großartig, wenn Menschen so etwas gelingt! Absolute Vorbilder
„Sich selber muss man aushalten“ – das ist der Kernsatz, liebe Gitta! Du musst das gerade gezwungenermaßen – aber Du machst das Beste draus! Das ist klasse!
Liebe Irmtraut, vielen Dank für Deine lieben und unterstützenden Worte!
Ja, die Ruhe muss ich noch lernen, ich habe jetzt 43 Jahre lang Hummeln im Hintern gehabt 🐝 Aber ich stelle fest, wenn ich zur Ruhe komme, wieviel mir entgangen ist an kleinen schönen Dingen im Leben. Das wird mir helfen meine neue aufgezwungene Freiheit auszuhalten😊
Viel Hilfe brauchst Du dabei anscheinend gar nicht mehr, denn Du hast Dein Schicksal angenommen, Du reflektierst darüber und siehst die guten Seiten daran! Das ist viel mehr, als langsam zu funktionieren! Find das ganz groß!
….. wenn ich so darüber nachdenke und Eure Zeilen lese, liebe Uta, Gitta und Irmtraut, dann kommt mir immer wieder das Wort „Loslassen“ in den Sinn, über dessen Bedeutung wir hier im Blog ja schon geschrieben haben. Je länger wir alle hier auf der Erdkugel spazierengehen, umso mehr Seltsamkeiten kommen aus der „Wundertüte Leben“ für uns zum Vorschein. Und oft sind es ja Überraschungen, mit denen wir niemals gerechnet hatten und die wir auf Anhieb auch wirklich nicht haben wollten. Mist – umtauschen geht nicht! Was macht man denn jetzt mit diesem elenden Lebensgeschenk, das man da ausgepackt hat? Tief Luft holen, das berühmte loslassen und vielleicht sogar mit einer Prise kindlicher Naivität und Gutgläubigkeit gucken, was weiter passiert. Eine Freundin hat mir mal in einer meiner Lebenskrisen gesagt: “ Jetzt musst Du aus der Schei… HUMUS machen! Für mich ist das ein wunderbares Bild, das ohne Schönmalerei der Situation genau die Freiheit beschreibt, die uns in schwierigen Zeiten zur Verfügung steht. Es kostet eine Menge Kraft, in sich das Vertrauen darauf aufzubauen, dass letztendlich auch in den ganz vertrackten, üblen Lebensphasen doch etwas drinsteckt, was für unsere Entwicklung förderlich und wertvoll ist. Manchmal hüpfe ich in meiner Phantasie schon ein paar Jahre in die Zukunft und sage dann beim Zurückblicken auf mein armes, kleines „Jetzt-Ich“ : „Ach, wenn ich damals gewusst hätte, wofür der Blödsinn gut gewesen ist, dann hätte ich mir nicht so viele Sorgen machen müssen“. – Ich wünsche Euch allen hier einen ganz schönen Sonntag!
Oder: Wenn Dir das Leben eine Zitrone gibt, mach ne Limo draus…! Oder: Trink n Tequila dazu… 😀
Jaaaa 🙂 oder das tolle Gedicht von R.M.Rilke mit dem Beginn: „Du musst das Leben nicht verstehen – dann wird es werden wie ein Fest – und lass Dir jeden Tag geschehen – so wie ein Kind im Weitergehen – sich viele Blüten schenken lässt……….“
Ich mag Rilke sowieso sehr gerne – aber das Gedicht kannte ich noch gar nicht. Muss ich mir mal ganz anschauen
Schau mal, liebe Uta! Ich finde dieses kleine Gedicht so wunderschön, dass ich es mühselig auswendig gelernt habe. Mit dem Erfolg, dass ich hier prompt eine Zeile vergessen habe ! Es heißt nämlich: ….. SO WIE EIN KIND IM WEITERGEHEN – VON JEDEM WEHEN – SICH EINE BLÜTE SCHENKEN LÄSST ! ( sorry Rainer Maria 🙂
Er wird es Dir ganz sicher verzeihen, liebe Lydia… 🙂
Hilfe!!!! Schon wieder falsch!!!! Muss heißen: „SICH VIELE BLÜTEN SCHENKEN LÄSST“.
😀