Kleine hüpfende Uta

Vor einiger Zeit habe ich einen mehrtägigen Selbstfindungs-Kurs gemacht, der mich nachhaltig geprägt, beeindruckt und mir dabei geholfen hat, diesen großen Hüpfer jetzt ans Festland zu wagen. Wer mehr darüber erfahren möchte, kann mir gerne eine persönliche Nachricht schreiben, dann erzähle ich gerne etwas ausführlicher über den Heldenkurs von und mit Uwe Pettenberg.

Bestandteil hierbei waren Familienaufstellungen, Traumreisen, Herzmeditationen und vieles mehr. Was mich aber am meisten berührt hat, war eine Aufgabe, die wir an einem Nachmittag durchführen sollten: um das Seminargebäude war ein schönes Waldgebiet und darin sollten wir spazierengehen. Allerdings nicht alleine – sondern mit unserem inneren Kind.

Wir sollten uns also uns selbst als Kind vorstellen und diese kleinen Person läuft mit einem, wir sollten zusammen die Natur erkunden, uns gegenseitig unsere Welt zeigen… klingt eigentlich nach Spaß, Baumstamm-klettern, rutschen und schaukeln… Bei mir schnürte sich allerdings bereits nach den ersten Schritten alles zusammen und ich habe diesen Nachmittag so sehr geweint, wie schon ewig nicht mehr… auch bei der Erinnerung an das Gefühl dieses Tages laufen mir jetzt wieder die Tränen…

Ich konnte sie wie real vor mir sehen: die kleine Uta, vielleicht im Alter von 5 Jahren, Sommersprossen-Nase, kurze Zöpfe, freches Grinsen, Schalk in den Augen – es gibt doch diesen wunderbaren Satz der einzigartigen Astrid Lindgren: Sei wild, frech und wunderbar…

Genauso war ich – meine Eltern hatten sich nach großen Komplikationen während der Schwangerschaften meiner Mutter (werde ich auch nochmal zum Thema machen hier) so sehr ein Mädchen gewünscht… und bedenke, was Du möchtest: es könnte dabei so ein Wildfang wie ich rauskommen: dauerhaft heiser, ständig aufgeschlagene Knie, völlig angstfrei und mit einem riesigen Dickkopf.

Ich liebe dieses Foto – es spiegelt die große Lebensfreude von mir in meinen Kindertagen wieder… ich habe es dort im Wald wieder gesehen… und es so vermisst…

Ich hatte das Gefühl, ich habe die kleine Uta im Stich gelassen, sie mit meinen vernünftigen Erwachsenen-Gedanken verdrängt, meine Selbstzweifel über ihrem blonden Scheitel ausgeschüttet und sie über scheinbar wichtigere Dinge ganz übersehen.

Und da stand sie nun in diesem Wald, schaute mich mit ihren grünen Kinderaugen an und schien mir zu sagen: „Ist doch alles gut – ich bin doch da, immer bei Dir gewesen… schön, dass Du mich jetzt wieder siehst… “

Dieser Nachmittag war so ein großes Geschenk – er war so aufwühlend, schmerzhaft, heilend… und das Bild von oben hängt seitdem groß in meiner Wohnung. Jedesmal, wenn mein Blick auf mich fällt, wird mir ganz warm ums Herz und ich lache zurück…

Mit der kleinen Uta an der Hand kann ich hüpfen – da macht uns keiner etwas vor…

20 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Liebe Uta,
    Ich muss spontan an eine eigene Kindheitserinnerung denken: Meine Heldin war (auch) Pippi Langstrumpf. Und so stand ich eines Tages als ca. 5-Jährige vor meinen Eltern und meiner Tante und verkündete lautstark: „Ich bin Pippi Langstrumpf! Das stärkste Mädchen der Welt!“ Was damals bei den Erwachsenen für viel Heiterkeit sorgte 😉
    Aber wenn mir heute alles zu viel und unüberwindbar scheint, erinnere ich mich an den Moment und die Überzeugung, die klein-Esther damals hatte: Ich schaffe das, denn ich bin das stärkste Mädchen der Welt…

  2. Liebe Uta!

    Sehr berührend zu lesen, wie du dich an die kleine Uta erinnert hast und wie stark, mutig und unbeschwert du sie beschreibst.
    Das Foto zeigt dich wirklich fröhlich, aufgeweckt, neugierig auf die Welt und furchtlos.
    Ich habe jetzt einige Zeit versucht, mich an mich in diesem Alter zu erinnern. Funktioniert nicht. Vielleicht ein Schutzmechanismus, nicht jeder hatte das Glück einer unbeschwerten Kindheit.
    Die große und die kleine Uta gemeinsam Hand in Hand sind sicher ein starkes Team.
    Auch dir, Esther, danke für das Bild der kleinen Esther, dem stärksten Mädchen der Welt!

    • Liebe Christiane,
      da hast Du wohl leider Recht: nicht jeder hat das Glück einer unbeschwerten Kindheit… aber dennoch hast Du eine ganz tolle kleine Christiane in Dir – eine, die genauso ist: furchtlos, neugierig, stark… vielleicht versuchst Du es weniger mit erinnern, sondern mit entdecken… sie ist da!

  3. Die Geschichte brachte mich dazu, auch mal an mein kleines Ich nachzudenken. Mein kleines ich ist in den 50iger jahren klein gewesen und was ich fühlte war unendliche Freiheit. Wenig Autos, kein Teer auf den Straßen , spielen bis man nicht mehr konnte, ohne Einschränkungen ueber Feld und Wald laufen und erst zuhause sein, wenn das Kirchengloeckchen laeutete….unendliche Kinderfreiheit!!!
    Diese Freiheitsliebe spüre ich heute noch und habe sie gottseidank immer noch in mir..manchmal etwas verschüttet. ..aber sie ist da!!
    Schoenen Sonntag wünscht Ulrike.

    • Total schön, wie Du das beschreibst, liebe Ulrike… Kinder sind ja auch frei: frei im Denken, frei von Angst, Vorurteilen und Zweifeln…!!! Großartig, dass Du Dir das zu einem großen Teil bewahrt hast

  4. Liebe Uta,
    vielen Dank für die schönen Worte. Du hast es geschafft, daß auch ich über mein inneres Kind mal wieder nachgedacht habe. Lange Jahre mußte ich als Erwachsene mein inneres Kind an die Hand nehmen und ihm Mut und Zuversicht zusprechen. Ich bin in einer Großfamilie aufgewachsen wo sich jeder seinen Platz erkämpfen mußte:) Ich habe mich immer in mich selber zurückgezogen. Heute mit 60 Jahren kommt mein Kind immer mehr zum Vorschein.Wenn ich als Erwachsene denke; oh nein das schaffe ich nicht, oder das macht man nicht, dann gibt mir mein Kind die Lust und den Mut diese Dinge auszuprobieren. Einen schönen Sonntag Allen
    Liebe Grüße Dagmar

    • Wie großartig, liebe Dagmar… Und Du gehst das genau den richtigen Weg: das innere Kind (oder auch das Bauchgefühl – oder wie immer man das nennen möchte) kann einem immer sagen, was der richtige Weg ist und wie man am besten hüpfen kann!!!!

  5. Auch ich habe mich auf Grund deines Blogs über mein kleines ICH nachgedacht und siehe da, es fiel mir gar nicht schwer. Es ist ein großes Glück für mich, dass ich trotz Kriegserfahrenen Eltern mit Hunger und Not, eine tolle freie Kindheit hatte und mir diese bis heute bewahren konnte…wir konnten noch frei hüpfen, frei Roller und Dreirad fahren, verabreden zum Spielen nach der Schule, oder einfach auf dem Bolzplatz vorbei schauen, es gab immer jemand mit dem man durch die Büsche strolchen konnte, Räuber und Gendarm war der Hit und Gummihüpfen ging sowieso immer. Ab und zu holen meine Schulfreundin seit der zweiten Klasse, das kleine ICH wieder heraus und lachen uns über unsere Streiche und Spiele kaputt, so dass meine Kinder schon die Augen verdrehen und ihre 55 jährige Mutter peinlich finden…doch irgendwann werden sie es verstehen und ihr kleines ICH auch herausholen.
    Mir ist jedoch bewußt das ich mit meinem glücklichen kleinen ICH sehr großes Glück hatte und bin sehr dankbar hierfür. Einen schönen gemütlichen Sonntagabend wünscht Heike

    • Toll, dass Du mit so viel Dankbarkeit und Freude an Dein kleines Ich denken kannst – und ich kann es förmlich vor mir sehen, wie Du mit Deinen Freundinnen Tränen lachst und Ihr plötzlich wieder „die Alten“ seid: macht das bloss weiter!!!!!! Peinlich sein: das gibt es in meinen Augen gar nicht… das ist immer nur das Auge des Betrachters, der es leider nicht versteht…

  6. Liebe Uta,
    wunderschön geschrieben 😍!

    5 war ich vor 30 Jahren! Das erste an das ich mich erinnere sind unsere Urlaube in Bosnien! Morgens wurde gefrühstückt, dann standen schon die anderen Kinder vor der Tür und los ging es, mittags haben wir bei irgendwem was zu Essen gesucht und schon ging es wieder weiter, am Abend wurde sich dann umgezogen, die neuesten Schürfwunden verarztet und auf zur letzen Runde durchs Dorf!
    Die 5 jährige habe ich im Moment sehr oft in mir, da meine Tochter gerade 5 geworden ist und da sehr viel blödsinn bei uns beiden raus kommt! Da steckt das Kind durch und durchbin mir, habe jetzt aber ja für alles eine Ausrede 😂

    • Liebe Carmen, das klingt großartig, wie Du Deine Ferien in Bosnien beschreibst: genauso sollten Kinder ihre Tage verbringen…!!!!
      Im übrigen: wer braucht schon eine Ausrede, um kindlich zu sein – oder kindlichen Spaß zu haben??? Meine Tochter sagte mal zu mir: „Mama, die Alberne in unserer Familie bist Du!“
      Ein besseres Kompliment hätte sie mir nicht machen können!!!! 🙂

  7. Hallo Uta, du schaffst es das doch fast alle an ihre Kindheit zurückdenken.
    Was sind wir bloß so erwachsen geworden, so vernünftig. Wir müssen ja nicht erst wie die Kinder werden wenn wir eine beginnende Demenz habenb😉😉….
    Man merkt doch wie gut es einem tut wenn man mal so ausgelassen ist und herzhaft über Dinge Lachen kann…
    Mir hat das Foto von dir super gut gefallen… kann mir so richtig vorstellen was du für eine kleine Pippi warst.
    Alles Gute dir Und deiner Familie

    • Vielen Dank, Du Liebe… ja, ich liebe dieses Bild von mir auch: das ist 100% Uta…
      Und genau das sollte man eben öfter sein: 100% man selbst, ob man jetzt eben albern, kindlich oder ernsthaft sein möchte in dem Moment… raushauen, was einen bewegt!

  8. Großartig, die kleine Uta ♡ Eine wirklich waschechte Pippi… Da lag ich beim Foto von Papa Seebär und dir ja gar nicht so verkehrt, als ich mich direkt an die Langstrumpf-Geschichten erinnerte 😉
    Das kleine Kind in uns…. Diese Entdeckung hast du wundervoll geschildert und deine Tränen(oder Sturzbäche), während ihr zwei spazieren ward, konnte ich so sehr nachfühlen. Meine „Kleine“ begleitet mich auch erst seit wenigen Monaten und ich empfinde sie so sehr als Bereicherung in meinem „neuen“ Leben. Ja, sie war immer da, das weiß ich mittlerweile auch, aber so wie du es beschrieben hast, lag sie auch bei mir in irgendeiner dunklen dunklen, engen Ecke meines Herzens, weggedrückt von viel zu viel Erwachsenem-Kram…. Seit sie präsent ist, können wir an keinem Spielplatz vorbei gehen, ohne eine Runde zu schaukeln 🙂 und wenn es mir mal schlecht geht und meine Erwachsenen-Gedankenkreise mehr und mehr werden, beginnt sie einfach, Seifenblasen zu machen und“ wir “ schauen ihr dabei mit kindlichem Staunen zu…

    Einen schönen Abend wünscht dir (oder euch*g*),
    Yvonne ☆

    • Oh, wie wunderbar, Du Tolle!!!! Wie ist es bei Dir dazu gekommen, dass die kleine Yvonne wieder da ist? Magst Du das erzählen… finde das Thema seit meinem Waldspaziergang, wovon ich geschrieben habe, nämlich so spannend – und so bereichernd, dass ich das erleben durfte.
      Die kleine Uta kann der großen noch soviel beibringen – und sie lacht sich jedesmal halbtod, wenn es mir wieder mal nicht auf Anhieb gelingt… 😀

  9. Dein Kurs klingt tatsächlich sehr spannend und die Homepage hat mich auf den ersten Blick auch neugierig gemacht. Da werde ich am Wochenende mal ein bisschen Recherche betreiben.

    Wie ich der „Kleinen“ begegnet bin. .. sagen wir mal über Umwege… Wobei…. Gibts die überhaupt? !
    Es war ein Tag vor einem dreiviertel Jahr, an dem plötzlich nichts mehr war , wie zuvor (Die Gründe dafür sind sehr persönlich.) Dennoch kann ich sagen, dass meine Reise an diesem schwarzen Tag los ging. Und dieser platte Spruch : „Im Schlechten liegt immer auch etwas Gutes.“ hallt seitdem immer mal wieder in mir nach… Ich habe mich nicht damit abfinden wollen, dass alles so dunkel und ohne jede kleinste Flamme in mir bleibt. Ich habe Bücher durchstöbert („Dein Weg zur Selbstliebe“ von Robert Betz und „Das Kind in dir muss Heimat finden“ von Susanne Stahl u.a.), mir Auszeiten genommen, meinen kreativen Fähigkeiten freien Lauf gelassen, mich mit der Natur verbunden und eine ayurvedische Reinigungskur gemacht. Alles auf null gesetzt sozusagen 🙂
    Und so kam sie Stück für Stück zum Vorschein *g* worüber ich so unendlich dankbar und glücklich bin….

    Dieser besondere Schatz ist in jedem von uns verborgen und diese Schatzsuche lohnt sich allemal!!!

    • Liebe Yvonne,
      das kenne ich nur zu gut: das ein Tag plötzlich alles verändert, Du vor dem Scherbenhaufen Deines Lebens stehst und Dich fragst: Wie soll das jetzt weitergehen?
      Bei mir war es die Spitze des Eisbergs – quasi der absolut traurige Höhepunkt einer langen, schmerzvollen Reise mit vielen solcher Tiefpunkte – auch hier alles sehr persönlich, aber nur als Erklärung: ich weiß genau, was Du meinst…
      Umso toller finde ich, dass und wie Du Dich wieder zum Hüpfen gebracht hast – Du hast Dich wirklich liebevoll um Dich selber gekümmert – und hast es Dir selber gedankt mit diesem großen Geschenk der kleinen Yvonne… total schön und jetzt wirst Du sie nie wieder loslassen! (diesmal im absolut positiven Sinne… 🙂 )
      Dein letzter Satz ist einfach super…!!!!!

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