Manchmal – besonders wenn mein Kopf so vollgestopft ist wie der Mülleimer nach einer dicken Aufräumaktion – kann ich nicht gut einschlafen. Dann liege ich knallwach im Bett, wälze mich von links nach rechts und wieder nach links, finde keine gemütliche Ruheposition und mein Gehirn schickt mir zweitausendneunhundertachtundzwanzig Botschaften gleichzeitig.
Dazu habe ich letztens eine nette kleine Geschichte gelesen und die wollte ich Euch auch mal erzählen – leider weiß ich nicht, wer sie verfasst hat:
Anna lag in ihrem Bett und konnte einfach nicht einschlafen. Zu aufregend war der Tag gewesen. So viel war passiert. Sie hatte mit so vielen Menschen gesprochen. Es gab so viele Dinge, die sie noch erledigen musste. Niemals würde sie das alles schaffen. Die Gedanken zogen Kreise in ihrem Kopf. Wieder und wieder und wieder.
Abschalten musste sie, wenn sie morgen mit klarem Kopf aufstehen wollte. Aber wie schaffte man das? Wie schaffte man das, wenn es doch so viele Dinge zu erledigen gab?
Ihr Blick glitt durch den Raum. Sie versuchte ihre Gedanken auf Belanglosigkeiten zu lenken. Er schweifte zu dem Wäschekorb auf der Kommode. Wieder eine Sache mehr, die sie morgen noch würde erledigen müssen. Wäsche waschen. Anna stand auf. Sie nahm den Wäschekorb von der Kommode und stellte ihn in den Flur. So musste sie ihn wenigstens nicht sehen. Dann schloss sie die Schlafzimmertür und nahm sich fest vor, alle quälenden Gedanken zusammen mit der Wäsche draußen zu lassen. In ihrem Schlafgemach hatten sie nichts zu suchen.
Vorhin hatte sie das Rollo runtergelassen. Nun kam ihr ihr Schlafzimmer ein bisschen beengt vor. Sie ging zum Fenster und zog das Rollo wieder hoch. Wie schön der Himmel aussah. Das Pechschwarz der voranschreitenden Nacht wirkte edel. Sterne tauchten den Himmel in einen ganz besonderen Glanz. Wie viele es wohl waren? Anna fing an zu zählen: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7…. bei dem dreißigsten Stern gab sie auf. Zu vielfältig war das Leuchten der Nacht. Aber wie viele es waren, war ja eigentlich auch egal.
Wunderschön, hell und klar, leuchteten die Himmelsbewohner und schienen einen Wettbewerb darum zu veranstalten, welcher unter ihnen wohl der schönste war. Und welcher war der schönste? Anna ließ das Rollo oben, legte sich wieder ins Bett und kuschelte sich in ihre warme, weiche Decke. Der kleine dort, der kleine Stern ganz oben links: Der gefiel ihr am besten. Es war keiner von den hell strahlenden Angeber-Sternen. Es war ein Stern, der still, zufrieden und sorgsam seinen Dienst tat. Seine Kräfte teilte sich der kleine Stern gut ein. Er tat nur das, was ihn auch weiter brachte. Er musste nicht um die Wette strahlen. Er hatte genug Selbstbewusstsein, um gut für sich selbst zu sorgen.
Anna schloss die Augen. Der kleine Stern begleitete sie durch die ganze Nacht.
Wenn ich mich recht erinnere ist die Geschichte von
Natali Mallek einer Dipl.-Sozialpädagogin und Gedächtnistrainerin . Ihre Schwerpunkte liegen auf der Betreuung, Begleitung und Gestaltung von Beschäftigungsangeboten für Senioren und Menschen mit Demenz ..
Ich habe diese Geschichte öfter, bei der Betreuung dementer Menschen, bei uns im Krankenhaus vorgelesen. Es gibt von ihr auch viele Bewegungsgeschichten mit denen man gut arbeiten kann.
Vielen Dank, liebe Monika – das passt! Man kann ja echt tolle Sachen mit Demenz-Kranken machen und Ihnen dadurch so viel Angst nehmen und Orientierung geben – quasi wie diesen kleinen Stern in der Geschichte
Eine schöne Geschichte!
Das finde ich auch, liebe Antje
Das tut gut, da ist schlicht und einfach entspanntes Loslassen! :-))
… was man ja immer nochmal gut üben kann… 😉