101 Stunden am Stück reden…

… das klingt für ne Frau ja eigentlich gar nicht soooo viel, sollte man denken – wenn man ein wenig das Klischee bedienen möchte.

Ich kann Euch sagen: es ist DOCH ziemlich viel… ich kann es wirklich aus eigener Erfahrung heraus sagen. Denn 2001 habe ich den Weltrekord im Dauermoderieren für meinen damaligen Radiosender Welle Niederrhein aufgestellt und von Montag 6.00 bis Freitag 11.00 am Mikrofon gesessen.

Vom Guinessbuch der Rekorde aus musste man dabei einige Regeln beachten:

  • es mussten stets zwei unabhängige Zeugen des Geschehens vor Ort sein, die nicht mit mir verwandt sein durften, 2 Stunden dort hocken und das dann anschließend per Unterschrift bekunden sollten
  • ich weiß nicht mehr genau den zeitlichen Abstand – aber alle soundsoviele Stunden musste ich für ein paar Minuten eine Pause einlegen – ich weiß noch, dass ich dabei zweimal sogar für etwa 3 Minuten geschlafen habe und zweimal habe ich in einem extra vor dem Haus geparkten Wohnmobil geduscht… einmal habe ich zu lange unter dem Wasser gestanden und musste wieder ins Studio: mit noch Schaum in den Haaren…
  • es musste die ganze Zeit eine medizinische Fachkraft vor Ort anwesend sein, die mich im Notfall hätte versorgen können
  • jeder Musiktitel musste von mir entweder an- oder abmoderiert werden – eine längere Musikstrecke mit einer Redepause meinerseits war also nicht drin…

Das Ganze zu organisieren war schon ne Höchstleistung von unserer kleinen Redaktion – dazu mussten die mir natürlich mit Themen, Nachrichten usw. zur Seite stehen – auch für meine Kollegen war das also eine echt anstrengende Woche.

Wie ich das damals geschafft habe – ehrlich: fragt mich nicht… ich bin (wie so oft) sehr naiv dran gegangen und hab mir gedacht: Naja, Uta – Du machst das jetzt einfach und zwar so lange, wie Du das kannst… und dann kam der Widdertypische Ehrgeiz dazu und mein eiserner Willen.

Ich muss allerdings dazu sagen: ich weiß seitdem, dass Schlafentzug tatsächlich eines der härtesten Foltermethoden überhaupt ist. In der Nacht zu Donnerstag hatte ich echt Panikattacken und hab tatsächlich geglaubt, dass mir meine Kollegen nur Böses und ans Leder wollen – irgendwie hab ich mich da durchgebissen.

Und ab einer gewissen Zeit hat auch meine Stimme ziemlich versagt und ich habe nur noch ins Mikrofon gekrächzt. Die anwesenden Ärzte hab ich auch ein wenig auf Trab gehalten, weil ich vor lauter Adrenalin einfach nichts essen wollte. Aber ich habe die ganze Geschichte echt gut weggesteckt und habe anschließend auch nur ein paar Stündchen geschlafen – nachholen kann man Schlaf ja sowieso nicht.

Wer mich da wirklich absolut durch getragen hat, waren die Hörer – das war unglaublich, was es da für einen Zuspruch gab: Anrufe, Emails, Faxe, Besuche mit Geschenken… nach kurzer Zeit sah mein Studio aus wie ein Blumenladen. Und alle haben so mit gefiebert und sich so mit gefreut, als ich es dann geschafft hatte – das war eine echt unvergessliche Erfahrung!

So ein klitzekleines bisschen konnte ich mich eine kurze Zeit fühlen wie ein B-Promi… denn natürlich war auch das Fernsehen da…

… und ich stand in sämtlichen Zeitungen und dann tatsächlich auch in einer deutschen Ausgabe vom Guinessbuch der Rekorde. Wegen meiner Beklopptheit müsste ich da natürlich jedes Mal drin stehen… 😀

8 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Und ich habe damals teilweise zugehört und war so dabei. Das waren noch Zeiten… Uta Jentjens und Monique van S. Ich kann den Namen nicht unfallfrei schreiben. 😂

    • 😉 Da ich mit Monique befreundet bin, kann ich sogar ihren Nachnamen schreiben/aussprechen…
      Wie schön, dass Du mich damals schon begleitet hast, liebe Nici… total gutes Gefühl!

  2. Chapeau!
    Gratulation – zu der
    wahnsinnigen und eben auch ein bisschen bekloppten Leistung.
    Würdest du das nochmal machen? -mit deinem heutigen Wissen, wie es dann sein wird?

    • Ganz spontan würde ich heute wahrscheinlich eher nein sagen… aber man sieht ja schon an der nicht ganz eindeutigen Aussage, dass ich in Sachen Beklopptheit nicht viel verloren habe… 😀

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