Die Welt des Zuhörens

Das Ohr ist unser erstes fertig ausgebildetes Sinnesorgan – sprich, auch Ungeborene hören bereits ihrer Umwelt zu, lauschen der Stimme ihrer Mutter, werden u.U. bereits mit einem bestimmten Musikgeschmack belegt und erschrecken sich, wenn es plötzlich sehr laut wird.

Aber hören ist nicht dasselbe wie zuhören – genauso wie sehen nicht gleich beobachten ist. In den vielen verschiedenen Zuhör-Situationen des Lebens (Radionachrichten, Erklärungen einer neuen Technik, Erzählungen einer Freundin, Hörbücher, Podcasts usw.) merkt man schnell, dass Zuhören sehr zahlreiche Anforderungen an uns stellt – da reicht es nicht, wenn die Ohren frisch gewaschen sind.

Zuhören ist ein komplexer Prozess in mehreren Schritten. Zuhören setzt voraus, dass der Zuhörer überhaupt etwas erfahren will. Wenn ein Mensch nichts wissen will, wird er sich nicht anstrengen (können oder wollen), einer Sache konzentriert zuzuhören. Zuhören verlangt, dass man seine Konzentration aktiv auf ein Thema lenkt, dass man zu diesem Thema Fragen hat, neugierig ist oder einfach merkt, dass es spannend sein kann, sich damit zu befassen.

Zuhören bedeutet weiter, dass man aufnimmt und abspeichert, was mitgeteilt wird. Die Mitteilung kommt in aller Regel auf mehreren Kanälen und mit vielen Signalen an: Ihr hört, was jemand sagt, aber Ihr seht auch die Mimik und Gestik der Person, Ihr hört den Tonfall und die Stimme. Man erfährt also viel mehr als den bloßen Inhalt des Gesagten, man kann auch etwas die Gefühle, die Einstellungen oder Stimmung des Sprechers wahrnehmen.

Voraussetzung dafür ist eben, dass wir wirklich genau hin-hören, dass wir uns dem Gegenüber zuwenden, ihn annehmen und ernst nehmen. Des Weiteren sollten wir unvoreingenommen sein, uns über Vorbehalte oder vorschnelle Urteile bewusst werden und auch auf das eigene Bauchgefühl hören: Was sagt das über mich aus, dass das Zuhören solche Gefühle in mir auslöst?

Ich glaube, das Zuhören eine wirkliche Bindung zwischen den beiden Beteiligten herstellen kann – und das beide davon profitieren. Insofern wollte ich dafür einfach mal ein Plädoyer verfassen…

Danke fürs Zuhören…..!!!! 🙂

8 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Du sprichst mir aus der Seele. Das denke ich auch sehr oft. Zuhören ist wirklich wichtig und unfassbar schön. Man erfährt so viel über den anderen Menschen und letzendlich auch über sich selbst. Herzlichen Dank für diesen tollen Post! LG, Ute

    • Super gerne, liebe Ute. Ich finde das Thema auch echt wichtig – zumal zuhören so lapidar klingt, tun wir ja alle ganz viel jeden Tag. Aber wirkliches Zuhören beinhaltet eben soviel mehr – und eben auch so viele Chancen…

      • Geht sicher allen offenen, kommunikativen Menschen so. Muss mich auch immer wieder darauf besinnen und freue mich, wenn es mir dann auch gelingt. :-)))))
        LG von der Billstraße an Dich!!!

  2. Auch ich möchte Dir aus vollstem Herzen zustimmen, liebe Uta, und danke Dir, dass Du dieses Thema ansprichst.
    Vorbehaltlos und wirklich interessiert zuzuhören, ist nicht immer einfach, aber der wichtigste erste Schritt aufeinander zuzugehen und einander zu verstehen.
    Liebe Grüße aus der Loogster Stuv an Dich. :-))

    • Liebe Gabi – stimmt, das vorbehaltlose Zuhören ist tatsächlich nicht einfach. Mir geht es auch ganz oft so, dass ich vorschnell dabei „vor mich hin“ denke, mich meine Gedanken quasi überholen und lauter sind als das Gesagte meines Gegenübers… dann muss ich mich regelrecht stoppen und meinen Fokus wieder auf die andere Person lenken. Und meinen Mund bewusst ganz feste schließen, damit mir meine Gedanken nicht rauspurzeln… 🙂

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