Weihnachtsgedicht 1

Der Advent ist ja nicht nur die Zeit der besonderen Lichter, Gerüche, Lieder und Stimmungen – sondern auch der schönen Texte und Gedichte.

Ansonsten bin ich in dem Metier eher schlecht – jetzt mal im Vergleich zu meiner Mutter zum Beispiel, die aus dem Stand bestimmt an die 30 Gedichte fehlerfrei aufsagen kann. Aber zumindest kenne ich ein paar Weihnachtsgedichte komplett auswendig.

Und Euch möchte ich ein besonderes Schönes mit auf den heutigen Weg geben: Erich Kästner wird von mir sowieso sehr verehrt: ich habe als Kind alle seine Bücher gelesen und geliebt. Und er hat eine ganz wundervolle Sprache, die sich auch in seinem Gedicht „Dezember“ niederschlägt:

Das Jahr ward alt. Hat dünnes Haar.
Ist gar nicht sehr gesund.
Kennt seinen letzten Tag, das Jahr.
Kennt gar die letzte Stund.

Ist viel geschehn. Ward viel versäumt.
Ruht beides unterm Schnee.
Weiß liegt die Welt, wie hingeträumt.
Und Wehmut tut halt weh.

Noch wächst der Mond. Noch schmilzt er hin.
Nichts bleibt. Und nichts vergeht.
Ist alles Wahn. Hat alles Sinn.
Nützt nichts, dass man’s versteht.

Und wieder stapft der Nikolaus
durch jeden Kindertraum.
Und wieder blüht in jedem Haus
der goldengrüne Baum.

Warst auch ein Kind. Hast selbst gefühlt,
wie hold Christbäume blühn.
Hast nun den Weihnachtsmann gespielt
und glaubst nicht mehr an ihn.

Bald trifft das Jahr der zwölfte Schlag.
Dann dröhnt das Erz und spricht:
„Das Jahr kennt seinen letzten Tag,
und du kennst deinen nicht.“

(Erich Kästner)

7 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. 💓💓💓💓💓💓 Ich liebe Erich Kästner. Ich habe noch einen schönen Advents- bzw. Ganzjahressong: Liebe gewinnt!! von Brings.
    Ein schönes 3.Adventswochenende.
    Liebe Grüße Dagmar

  2. Und auch an Dich, Uta, geht mein Dankeschön! Es hat sich ergeben, dass ich Dein tiefsinniges Kästner-Gedicht spontan gestern vor einer wichtigen und “kriseligen” Sitzung ein paar Kollegen vorlesen konnte und gleich hat sich eine entspannte, ruhige Stimmung im Besprechungsraum ausgebreitet, die dann magischerweise bis zum Ende angehalten und zu einem guten Ergebnis geführt hat. Kleine Ursache – große Wirkung 🙂

  3. Liebe Uta,

    vielen Dank für das Gedicht. Ich liebe Erich Kästner und mag seine Werke sehr.

    Liebe Grüße, Ute

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