Zu früh Abschied nehmen

Gabi brachte mich in ihrem letzten Kommentar auf meinen Abschieds-Artikel von Montag zum Nachdenken… das passiert mir ja häufiger, dass Eure Zeilen meine kleinen, grauen Gehirnzellen ganz bunt machen und weitere Ideen, Gedanken und Spinnereien dabei rauskommen.

Und so soll es heute um ein Phänomen gehen, welches ich auch ganz oft an mir beobachte und was ich zu gerne abstellen würde: das im Vorfeld Abschied nehmen, wenn die Zeit dafür noch gar nicht gekommen ist.

Wenn ich zum Beispiel im Urlaub bin, dann erwische ich mich immer wieder dabei, dass ich irgendwann anfange, die Tage zu zählen, die ich noch in der Freiheit genießen darf. Wie ein innerer Kamm, an dem ich jeden Morgen eine weitere Zacke abbreche und seufzend im Gedanken-Ozean versenke, weil das „Gerät“ immer nackter und die Zeit immer kürzer wird.

Oder dass ich schon anfange, jemanden zu vermissen, obwohl er noch in meiner Nähe ist – nur, weil ich weiß, dass es demnächst zu einer räumlichen Trennung kommen wird.

Dass das Ganze hilflose und bescheuerte Aktionen sind, ist mir natürlich klar: denn es hilft so gar nicht, ganz im Gegenteil! Anstatt das HIER und JETZT ausgiebig zu genießen – so, wie es und ich das verdient haben – turne ich bereits in der Traurigkeit rum und verderbe mir damit unnötig die schöne Situation! Blöder geht es doch eigentlich gar nicht…!!!

Es würde doch völlig ausreichen, wenn man den Herzschmerz erst dann auf sich nimmt und ihn als dazugehörig willkommen heißt, wenn es eben auch soweit ist. So ist es aber eben ein Gast, der viel zu früh zur Party erscheint und diese durch pöbelndes, unangebrachtes Verhalten zu verderben droht.

Schmeißen wir ihn hochkant raus! Der Schmerz und die Traurigkeit, das Vermissen, die Sehnsucht – das Alles kommt früh genug… sie brauchen keine verfrühte Extra-Einladung, um dann in unserer Seele rumzulungern und sich zu langweilen!

Genießen wir den Augenblick!!!!

13 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. So geht es mir auch immer wenn irgendetwas zu Ende geht. Sage immer, hach der 1. Tag (Juist zB.) ist der schönste, Dann denke ich schon wieder an die Abreise. Muss daran arbeiten das JETZT bewusster zu leben! Dir u Deinen Lieben ein schönes SommerWochenende

    • Ob Du das wirklich MUSST, ist die Frage, liebe Elli! Aber ich denke, das es die ganze Sache eben entspannter und schöner machen würde, weil man das Gute intensiver genießen kann.

  2. Liebe Uta, ich glaube, es liegt ganz einfach in der Natur des Menschen, in einer wunderschönen, glücklich machenden Situation auch dieses leichte, ziehende Bedauern und Wissen darum zu verspüren, dass diese dann irgendwann wieder schöne Erinnerung sein wird, was ja immerhin auch etwas ist! Dieses, och-bitte-nicht-schon-bald-Gefühl ist für mich ganz normal. Es gehört zu mir, wie die Fähigkeit, mich in Wunderschönem zu verlieren.
    Wenn dann aber so richtig!
    Letzte sandige Inselgrüße an Dich!!!

    • Liebe Gabi, ich hoffe, Du konntest die Inselzeit und das leichte, ziehende Bedauern über das nahende Ende so richtig auskosten, hast neben vielen Sandkören in den Kofferritzen auch ganz viele schöne Momente und Erholungsoasen mitgenommen!

      • Hab ich, liebe Uta, vor allem wunderbare Menschen getroffen, jede Sekunde bewusst ausgekostet. Mit einem Lächeln und unbändiger Vorfreude aufzuwachen und mit den Stimmen der Seevögel und dem Schnauben der Pferde auf den Salzwiesen so wohlig entspannt einzuschlafen, das gibt mir Juist!!!

  3. Oh ja dieses Vorab-Abschiedsgefühl kenne ich auch zu gut. Im Urlaub passiert das meist ab der Hälfte der Zeit, dann fange ich an rückwärts zu zählen. Und so 2 Tage vor Abreise beginne ich damit, die Gegend aufzusaugen. Ich stehe dann zum Beispiel am Merr und schaue ganz langsam vom links nach rechts und sauge den Bilck hörbar in mich rein. Zu Hause gelingt es dann noch eine Zeit lang, den Geruch und den Film abzurufen.
    Beim Abschied für eine längere Zeit von einem lieben Menschen ist es leider auch so, dass ich schon einige Tage vorher echt wehmütig bin und wie gesagt die gemeinsame Zeit nicht wirklich genießen kann. Da muss ich dran arbeiten! Auf der anderen Seite bin ich aber auch bei der baldigen Ankunft eines lieben Menschen genauso kribbelig. Vielleicht gibt es da ja auch einen Trick – also gegen den Abschiedskummer? Liebe Grüße und ein schönes Wochenende euch allen Christina

    • Puh, also ich kenne da leider keinen Trick, liebe Christina. Wenn hier jemand ist, der einen weiß, dann solle er sich bitte melden – ich wüsste den auch nur zu gern! 🙂

      • Was für‘ n Trick, liebe Christina, gibt’s den??? MUSST DU wirklich dran arbeiten?
        LET IT BE – und (er)lebe intensiv, die Zeit ist zu kostbar. Liebe Grüße!

  4. ….. vielleicht ist ja auch in diesem Fall mal wieder der goldene Mittelweg angesagt. 😉 Voll den Augenblick genießen und gleichzeitig ruhig ein bisschen wehmütig sein, weil’s so schön ist und man eben nix auf der Welt, aber auch rein gar nichts festhalten und behalten kann….. genauso „wie im richtigen Leben“ und Sterben. Ich finde es eigentlich gut, mit dem Bewusstsein unserer Endlichkeit durchs Leben zu spazieren.

    • Der goldene Mittelweg ist immer die angestrebte Herangehensweise, denke ich! Und klar ist das von Dir angesprochene Bewusstsein sehr wichtig – wie hat schon der Dalai Lama gesagt: Erst wenn man aufhört, Angst vor dem Tod zu haben, fängt man an zu leben!

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